„Das Eis liegt, die Anlage läuft“
Der Förderverein für das Kunsteisstadion Lindenberg hat sich ein Konzept überlegt, das den Eissport auf seiner Fläche trotz Teil-Lockdown möglich macht
LINDENBERG - Große, dünne Stofftücher spannen sich über das Kunsteisstadion in Lindenberg, ein Gitterzaun und eine Werbebande umgeben die Eisfläche. Das Stadion liegt im Schatten und ist klar von seiner Umgebung abgetrennt, aber es gilt nicht als Innenraum. Wer dort Eis läuft, betreibt Sport im Freien. Ein Umstand, der seinen Betreibern zugutekommt: Denn auch während des CoronaTeil-Lockdowns ist es erlaubt, Sportanlagen unter freiem Himmel zu betreiben und zu nutzen. Vorausgesetzt, die Sportler sind allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Hausstands unterwegs. Der Förderverein Kunsteisstadion Lindenberg lässt deshalb neben Klassen für den Schulsport seit vergangenem Wochenende auch Privatpersonen bis zu einer Stunde aufs Eis. Ein Konzept, das aufgeht? „Wir klären mit dem Gesundheitsamt ab, ob sogar noch mehr möglich ist“, sagt Oliver
Baldauf, Vorsitzender des Fördervereins.
Zuvor war das Eisstadion den Westallgäuer Schulen vorbehalten. Die Nachfrage ist wegen des eingeschränkten Sportunterrichts groß, sagt Baldauf: „Noch nie haben sich so viele Klassen angemeldet.“Bis über Weihnachten hinaus seien keine der für Schülerinnen und Schüler vorgesehenen Stunden mehr frei.
Neben den Hygieneregeln der Schulen für ihre Klassen gelten die des Fördervereins für Private. So muss beispielsweise je Haushalt eine Person ihre Kontaktdaten beim Eintritt angeben. Die Gäste müssen Abstand zueinander halten und auf dem Gelände eine Maske tragen. Räume wie Duschen, Umkleiden und Toiletten sind eingeschränkt nutzbar oder mit „Einbahnstraßen“versehen. Ein Plan im Internet zeigt, wann der Platz belegt und wann er frei ist. Zwischen den Buchungsstunden muss eine halbe Stunde als Puffer liegen, damit sich die Gruppen nicht begegnen. Zuschauer
auf den Rängen sind zwar erlaubt, statt 150 Menschen dürfen aber gerade einmal acht zusehen. „Da geht viel Geld verloren“, sagt Baldauf über die Corona-Einschränkungen. „Die Schulnutzung ist nicht einmal kostendeckend.“1,50 Euro verlangt der Verein pro Schüler, 50 Euro von Privaten pro Stunde. Wirtschaftlich besonders wichtig sind für die Stadionbetreiber die fünf Eishockeymannschaften, die auf dem Eis normalerweise spielen und trainieren. Einnahmequellen, die wegen des Mannschaftsport-Verbots wegfallen. „Die tragen einen fünfstelligen Betrag zum Umsatz bei“, ordnet Baldauf ein. Zwar greift das Angebot für Privatpersonen bereits gut, sagt der Vorsitzende. Doch ersetzen kann es den Normalbetrieb nicht: 500 Gäste gingen im November 2020 bisher aufs Eis, im Vorjahr waren es 3500, erklärt Eismeister Stefan Wipper.
Doch dem Förderverein gehe es nicht nur darum, wirtschaftlichen Schaden abzufedern. „Wir wollen ausschöpfen, was das Gesetz möglich macht“, sagt Baldauf. „Es gibt für Familien aktuell kaum Angebote.“
Ungewiss ist, ob und wie der Stadionbetrieb weitergeht. Am Mittwoch beraten Bund und Länder über eine Verlängerung des Teil-Lockdowns – und eventuell weitere Regelverschärfungen ab Dezember. Der Eissport Verein zeigt sich jedoch flexibel und schreibt auf seiner Internetseite, sein Konzept könne „jederzeit auch kurzfristig geändert, aufgehoben beziehungsweise auf neue Gegebenheiten angepasst werden.“