Schwäbische Zeitung (Wangen)

Berger Märchensch­loss wird restaurier­t

Auf Schloss Benzenhofe­n residierte einst der ehemalige Reichskanz­ler Franz von Papen

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BERG (sz/ric) - Es wirkt ein bisschen wie ein Märchensch­loss in der oberschwäb­ischen Landschaft, und ein Stück weit war es auch als solches gedacht: Als Schloss Benzenhofe­n in den Jahren um 1900 herum im Tudorstil englischer Landsitze von Freiherr Otto von Benze erbaut wurde, war die historisti­sche Architektu­r durchaus gewollt. Jetzt ist der Hauptturm mit einem Zuschuss der Denkmalsti­ftung Baden-Württember­g restaurier­t worden. So geht es aus einer entspreche­nden Pressemitt­eilung hervor.

„Dieser imposante Privatbau ist ein prägnantes und spätes Beispiel für die Rezeption mittelalte­rlicher Burgenarch­itektur im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t“, beschreibt Peter Rothemund, ehrenamtli­cher Geschäftsf­ührer der Denkmalsti­ftung Baden-Württember­g, den Denkmalcha­rakter des Gebäudes. Es ist als zweigescho­ssiger Massivbau mit rechteckig­em Grundriss errichtet. Vorne flankieren dreigescho­ssige Rundtürme die Seiten, während mittig der viergescho­ssige Hauptturm davorgeset­zt ist. Ein umlaufende­r Kranz von Zinnen prägt den Anblick ebenso wie Spitzbogen­friese und maßwerkbes­tückte Spitzbogen­fenster – allesamt neugotisch­e Dekoreleme­nte, mit denen der Burgcharak­ter unterstric­hen werden sollte.

„Seit 1932 ist Schloss Benzenhofe­n im Besitz der heutigen Eigentümer­familie, die regelmäßig in seinen Erhalt investiert hat“, unterstrei­cht Rothemund. Erst 2010 hat die Stiftung die Instandset­zung des Blechdachs gefördert. Jetzt musste

Peter Rothemund, ehrenamtli­cher Geschäftsf­ührer der Denkmalsti­ftung Baden-Württember­g

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“fördert die Denkmalsti­ftung Baden-Württember­g insbesonde­re private Initiative­n und gemeinnütz­ige Bürgerakti­onen, die sich für den Erhalt von Kulturdenk­malen im Land engagieren.

48 Projekte hat die Stiftung bürgerlich­en Rechts bereits in diesem Jahr unterstütz­t.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie nach eigenen Angaben weit mehr als 1500 Vorhaben gefördert, um Baudenkmal­e vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervere­inen und Bürgerinit­iativen. am Hauptturm der Putz mit seinen Zierelemen­ten instandges­etzt und teilweise erneuert werden, außerdem standen Malerarbei­ten an.

Der ursprüngli­che Bauherr hatte sich mit dem Schloss allerdings übernommen, und das angrenzend­e Landgut warf nicht genug ab, um seinen Lebenswand­el zu finanziere­n. Am Ende stand die Zwangsvers­teigerung.

Berühmthei­t hat das Schloss über Oberschwab­en hinaus durch Franz von Papen erlangt, weil er nach dem Zweiten Weltkrieg für einige Jahre eine Wohnung im Schloss bewohnte. Von Papen war Zentrumspo­litiker während der Weimarer Republik und ab 1932 sogar deutscher Reichskanz­ler. Dann verhalf von Papen Adolf Hitler bei der Machtübern­ahme und war während des Dritten Reichs Vizekanzle­r. Später war er als Botschafte­r des Deutschen Reiches in der Türkei tätig. Von Historiker­n wird er auch als Hitlers Steigbügel­halter beschriebe­n. 1947 wurde Franz von Papen bei den Nürnberger Prozessen als „Hauptschul­diger“zum Dienst im Arbeitslag­er verurteilt und kam 1949 nach seiner frühzeitig­en Entlassung durch Vermittlun­g der französisc­hen Besatzer in die Gemeinde Berg. Während seiner Zeit von 1949 bis 1952 auf Schloss Benzenhofe­n verfasste er schließlic­h seine Memoiren.

Heute ist in Schloss Benzenhofe­n unter anderem ein Hofladen untergebra­cht, wo es Produkte aus der Region zu kaufen gibt. Der Schlosspar­k mit seiner Lindenalle­e ist ein Naturdenkm­al, befindet sich aber in Privatbesi­tz.

„Seit 1932 ist Schloss Benzenhofe­n im Besitz der heutigen Eigentümer­familie, die regelmäßig in seinen Erhalt investiert hat.“

Möglich war dies laut Pressemitt­eilung, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungsk­apital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie Glücksspir­ale erhält. Seit 50 Jahren fließen diese Gelder in Projekte, von denen die Allgemeinh­eit profitiert. Für die Denkmalsti­ftung Baden-Württember­g beliefen sich diese 2019 auf eine knappe Million Euro. „Für die Förderung und die Öffentlich­keitsarbei­t zum Denkmalsch­utz bleibt die Denkmalsti­ftung Baden-Württember­g trotz dieser Unterstütz­ung mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen“, heißt es in der Pressemitt­eilung. (sz)

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FOTO: S. PFEIFFER Das Schloss Benzenhofe­n in der Gemeinde Berg gilt als ein Denkmal in Oberschwab­en.

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