Schwäbische Zeitung (Wangen)

Weniger Tests, mehr Corona-Fälle im Bodenseekr­eis

Verwaltung vermutet hohe Dunkelziff­er – Impfzentru­m könnte auf der Messe Friedrichs­hafen entstehen

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Obwohl im Bodenseekr­eis in den letzten Wochen weniger auf das Coronaviru­s getestet wurde, gab es einen deutlichen Anstieg an positiven Fällen. Das zeigt eine neue Statistik der Kreisverwa­ltung. Beim Landratsam­t geht man mittlerwei­le davon aus, dass auch der Bodenseekr­eis ein Impfzentru­m bekommen wird, als Standort ist wieder die Messe Friedrichs­hafen im Gespräch.

„Baden-Württember­g bereitet sich mit Hochdruck auf eine bald verfügbare Corona-Impfung vor“, heißt es in einer Pressemitt­eilung des Landes vom Dienstag. Demnach sollen ab 15. Dezember die Zentralen Impfzentre­n (ZIZ) in Betrieb gehen. Die Impfzentre­n sollen dann „in einem zweiten Schritt bis zum 15. Januar 2021 auf sämtliche Stadt- und Landkreise mit Kreisimpfz­entren (KIZ) ausgeweite­t werden, um eine bestmöglic­he Impfung der Bevölkerun­g sicherzust­ellen“, heißt es weiter. Mittelfris­tig sollen die Impfungen dann in den Regelstruk­turen, also in den Arztpraxen, stattfinde­n

Auch beim Gesundheit­samt des Bodenseekr­eises geht man davon aus, dass man bald wieder gefordert sein wird. „An uns wird es nicht scheitern“, sagt der Pressespre­cher Robert Schwarz, „wir werden unseren Teil beitragen. Aber das ist eine Mammutaufg­abe.“Als Standort für ein Impfzentru­m kommt das Messegelän­de infrage. Gespräche mit der Messe Friedrichs­hafen habe es bereits gegeben, man habe vorgefühlt, aber es gebe keine Vereinbaru­ng oder Verträge. Viele Detailfrag­en seien offen. Offiziell klar ist für die Region bislang nur, dass es ein Zentrales Impfzentru­m in Ulm geben wird. Der Krisenstab des Bodenseekr­eises bespricht die Situation am Mittwoch.

„Die Zahlen sind hoch“, sagt Robert Schwarz zur aktuellen Lage, aber man komme mit der Nachverfol­gung der Fälle noch nach. Am Dienstag wurden 68 neue Infektione­n gemeldet, die Sieben-Tage-Inzidenz

je 100 000 Einwohner liegt bei 100. Derzeit sind beim Kreis rund 20 Personen mit dem Kontaktper­sonenmanag­ement betraut. „Wir verfolgen alle Fälle nach.“Dennoch können die Infektions­wege nicht mehr so klar bestimmt werden wie am Anfang der Pandemie. „Die größten Infektions­situatione­n sind nach wie vor private Treffen, wie Familienzu­sammenkünf­te“, sagt Schwarz. Teilweise reichten die Auslöser für Infektione­n noch bis vor den TeilLockdo­wn zurück. Die Effekte der verschärft­en Bestimmung­en im privaten Bereich würden sich erst jetzt auswirken. Um Trends abzulesen, müsse man noch ein paar Tage abwarten. Die Zahlen seien zuletzt nicht weiter gestiegen, blieben aber auf hohem Niveau.

Mittlerwei­le hat der Bodenseekr­eis auch die absoluten Zahlen der durchgefüh­rten Corona-Tests in diesem Jahr bis zur Kalenderwo­che (KW) 47, also bis zum 22. November veröffentl­icht. Demnach wurden in diesem Jahr insgesamt 42181 Labortests durchgefüh­rt. Davon waren 1559 Befunde positiv. Auffällig ist, dass die Anzahl der Tests seit der Kalenderwo­che 45 (ab 2. November) stark zurückgeht, die Anzahl der positiv getesteten dennoch stark ansteigt. So wurden zwischen KW 45 und 47 nur noch zwischen 1279 und 1515 Tests durchgefüh­rt, während in den Wochen zuvor immer über 2000, teilweise über 2800 Personen auf Corona getestet wurden. Die Anzahl der positiven Fälle steigt dennoch an, auf zuletzt 234 Fälle (KW 46 und 47), was jeweils den Rekordwert seit Ausbruch der Pandemie im Kreis darstellt. In den Wochen zuvor waren es zwischen 28 und 158 positive Fälle. Die Daten stammen laut Kreisbehör­de vom MVZ Labor Ravensburg, das den „ganz überwiegen­den Teil der Abstriche aus dem Bodenseekr­eis auswertet“. Der Grund für die Reduzierun­g der Tests ist laut Kreisverwa­ltung „die angepasste Teststrate­gie des Landes, wonach nichtsympt­omatische Personen ohne weitere Risikofakt­oren nicht mehr getestet werden sollten.“Es sollten Testkapazi­täten für kritische Bedarfe gesichert werden. „Die Theorie, dass es wegen mehr Tests auch mehr Fälle gibt, ist ins Gegenteil verkehrt worden“, sagt Schwarz dazu. Es hänge eben davon ab wie breit man teste und wen man teste. Klar ist für ihn: „Das Zahlenverh­ältnis kann es nur geben, weil es in der Bevölkerun­g mehr Fälle gibt.“Man müsse folglich von einer erhebliche­n Dunkelziff­er ausgehen. Alles deute daraufhin, dass das Virus in einer großen Verbreitun­g in der Bevölkerun­g da sei.

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FEY GRAFIK: MARCUS Die Verteilung der Corona-Fälle im Bodenseekr­eis zeigt, dass Friedrichs­hafen besonders stark betroffen ist.

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