Weniger Tests, mehr Corona-Fälle im Bodenseekreis
Verwaltung vermutet hohe Dunkelziffer – Impfzentrum könnte auf der Messe Friedrichshafen entstehen
FRIEDRICHSHAFEN - Obwohl im Bodenseekreis in den letzten Wochen weniger auf das Coronavirus getestet wurde, gab es einen deutlichen Anstieg an positiven Fällen. Das zeigt eine neue Statistik der Kreisverwaltung. Beim Landratsamt geht man mittlerweile davon aus, dass auch der Bodenseekreis ein Impfzentrum bekommen wird, als Standort ist wieder die Messe Friedrichshafen im Gespräch.
„Baden-Württemberg bereitet sich mit Hochdruck auf eine bald verfügbare Corona-Impfung vor“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landes vom Dienstag. Demnach sollen ab 15. Dezember die Zentralen Impfzentren (ZIZ) in Betrieb gehen. Die Impfzentren sollen dann „in einem zweiten Schritt bis zum 15. Januar 2021 auf sämtliche Stadt- und Landkreise mit Kreisimpfzentren (KIZ) ausgeweitet werden, um eine bestmögliche Impfung der Bevölkerung sicherzustellen“, heißt es weiter. Mittelfristig sollen die Impfungen dann in den Regelstrukturen, also in den Arztpraxen, stattfinden
Auch beim Gesundheitsamt des Bodenseekreises geht man davon aus, dass man bald wieder gefordert sein wird. „An uns wird es nicht scheitern“, sagt der Pressesprecher Robert Schwarz, „wir werden unseren Teil beitragen. Aber das ist eine Mammutaufgabe.“Als Standort für ein Impfzentrum kommt das Messegelände infrage. Gespräche mit der Messe Friedrichshafen habe es bereits gegeben, man habe vorgefühlt, aber es gebe keine Vereinbarung oder Verträge. Viele Detailfragen seien offen. Offiziell klar ist für die Region bislang nur, dass es ein Zentrales Impfzentrum in Ulm geben wird. Der Krisenstab des Bodenseekreises bespricht die Situation am Mittwoch.
„Die Zahlen sind hoch“, sagt Robert Schwarz zur aktuellen Lage, aber man komme mit der Nachverfolgung der Fälle noch nach. Am Dienstag wurden 68 neue Infektionen gemeldet, die Sieben-Tage-Inzidenz
je 100 000 Einwohner liegt bei 100. Derzeit sind beim Kreis rund 20 Personen mit dem Kontaktpersonenmanagement betraut. „Wir verfolgen alle Fälle nach.“Dennoch können die Infektionswege nicht mehr so klar bestimmt werden wie am Anfang der Pandemie. „Die größten Infektionssituationen sind nach wie vor private Treffen, wie Familienzusammenkünfte“, sagt Schwarz. Teilweise reichten die Auslöser für Infektionen noch bis vor den TeilLockdown zurück. Die Effekte der verschärften Bestimmungen im privaten Bereich würden sich erst jetzt auswirken. Um Trends abzulesen, müsse man noch ein paar Tage abwarten. Die Zahlen seien zuletzt nicht weiter gestiegen, blieben aber auf hohem Niveau.
Mittlerweile hat der Bodenseekreis auch die absoluten Zahlen der durchgeführten Corona-Tests in diesem Jahr bis zur Kalenderwoche (KW) 47, also bis zum 22. November veröffentlicht. Demnach wurden in diesem Jahr insgesamt 42181 Labortests durchgeführt. Davon waren 1559 Befunde positiv. Auffällig ist, dass die Anzahl der Tests seit der Kalenderwoche 45 (ab 2. November) stark zurückgeht, die Anzahl der positiv getesteten dennoch stark ansteigt. So wurden zwischen KW 45 und 47 nur noch zwischen 1279 und 1515 Tests durchgeführt, während in den Wochen zuvor immer über 2000, teilweise über 2800 Personen auf Corona getestet wurden. Die Anzahl der positiven Fälle steigt dennoch an, auf zuletzt 234 Fälle (KW 46 und 47), was jeweils den Rekordwert seit Ausbruch der Pandemie im Kreis darstellt. In den Wochen zuvor waren es zwischen 28 und 158 positive Fälle. Die Daten stammen laut Kreisbehörde vom MVZ Labor Ravensburg, das den „ganz überwiegenden Teil der Abstriche aus dem Bodenseekreis auswertet“. Der Grund für die Reduzierung der Tests ist laut Kreisverwaltung „die angepasste Teststrategie des Landes, wonach nichtsymptomatische Personen ohne weitere Risikofaktoren nicht mehr getestet werden sollten.“Es sollten Testkapazitäten für kritische Bedarfe gesichert werden. „Die Theorie, dass es wegen mehr Tests auch mehr Fälle gibt, ist ins Gegenteil verkehrt worden“, sagt Schwarz dazu. Es hänge eben davon ab wie breit man teste und wen man teste. Klar ist für ihn: „Das Zahlenverhältnis kann es nur geben, weil es in der Bevölkerung mehr Fälle gibt.“Man müsse folglich von einer erheblichen Dunkelziffer ausgehen. Alles deute daraufhin, dass das Virus in einer großen Verbreitung in der Bevölkerung da sei.