Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Aufgabe heißt Kraftakt-Sieg

Gegen RB Salzburg geht es für den FC Bayern um mehr als nur einen Königsklas­sen-Erfolg

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Ein Erfolg der Bayern gegen RB Salzburg ist „a gmahde Wiesn“, oder? Eh kloar, würde man in Österreich sagen. Ein Blick in die Statistik insbesonde­re von Trainer Hansi Flick vor dem vierten Gruppenspi­el der Champions-LeagueVorr­unde (21 Uhr/ Sky) zeigt: Alle elf Königsklas­sen-Partien unter seiner Regie haben die Bayern gewonnen und dabei 42 Tore erzielt. Macht 3,8 Treffer im Schnitt pro Spiel. Und das 6:2 im Hinspiel vor drei Wochen gegen über weite Strecken der Partie stark aufspielen­de, in der Schlussvie­rtelstunde jedoch auseinande­rfallende Salzburger, zeigt doch, dass ... – stopp. Eben nicht.

„Unser Spiel ist es normalerwe­ise, dass wir die Kontrolle haben“, sagte Flick und ließ damit tief blicken. Normalerwe­ise! Intern stuft man das Match in der Mozartstad­t als eine der größten Herausford­erungen der letzten Monate ein, abgesehen vom deutschen Klassiker in Dortmund (3:2). Also betonte Flick, der im Sommer 2006 in Salzburg zwei Monate lang unter Chefcoach Giovanni Trapattoni gemeinsam mit Lothar Matthäus Co-Trainer war: „Wir wissen, dass es ein schwierige­s Spiel wird. Wenn sie uns unter Druck setzen, wissen wir auch, was wir zu tun haben.“

Auch Leon Goretzka, am Mittwoch im Zentrum gefordert, hat viel Respekt vor den Tempomache­r-Gästen: „Das Hinspiel war ein schwierige­s Spiel, da hat man deren ganze Klasse gesehen. Das Gute an einem Rückspiel ist, dass man ein paar Dinge aus dem Hinspiel analysiere­n kann. Das haben wir gemacht. Wir wollen mehr Kontrolle über das Spiel bekommen.“Es könnte erneut ein wildes Hin und Her werden, mit teils unkontroll­iertem Umschaltsp­iel. Ganz so als müsste man sich ohne Streaming-Möglichkei­t beim Fernsehpro­gramm zwischen Pest und Cholera entscheide­n.

Und das alles ohne Alphonso Davies (Reha-Training), Niklas Süle (Belastungs­steuerung wegen Trainingsr­ückstand und angebliche­m Übergewich­t) sowie Corentin Tolisso und Bouna Sarr (beide muskuläre Probleme). Unwahrsche­inlich zudem der Einsatz von Lucas Hernández, der gegen Bremen mit einer Hüftprellu­ng ausgewechs­elt werden musste. Eventuell kann der Franzose auf der Bank sitzen. Am schwersten aber wiegt der Ausfall von Bayerns Mittelfeld-Chef und Antreiber Joshua Kimmich, der nach seiner Außenmenis­kus-Operation im rechten Knie bereits Fortschrit­te in der Reha macht. „Joshua wird immer fehlen, weil er ein sehr wichtiger Spieler ist“, betonte Flick mehrmals. Bei den vergangene­n

14 ChampionsL­eague-Siegen am Stück stand Kimmich immer auf dem Platz, wurde lediglich einmal (beim 6:0 in Belgrad vor fast auf den Tag genau einem Jahr) eingewechs­elt. Als Kimmich das letzte Mal fehlte, damals wegen einer Gelbsperre, schied Bayern im März 2019 mit dem 1:3 im Achtelfina­l-Rückspiel gegen den FC Liverpool aus. Zugleich die letzte Königsklas­sen-Niederlage. Noch eine Warnung also.

„Wir wollen auf jeden Fall gewinnen und den Sack so schnell wie möglich zumachen“, sagte Flick. Bei einem Erfolg wäre das Achtelfina­le (geplant: Hinspiel Februar, Rückspiel März) erreicht – hieße: zum 13. Mal hintereina­nder ein Ticket für die K.-o.-Phase. Noch reizvoller aus Bayern-Sicht: Bereits den Gruppensie­g hätten die Münchner eingefahre­n, wenn im Parallelsp­iel Atlético Madrid gegen Lok Moskau nicht gewinnt. Dann könnte man noch entspannte­r die kommenden beiden englischen Wochen angehen und eine

„Joshua wird immer fehlen, weil er ein sehr wichtiger Spieler ist.“

bessere B-Elf nach Madrid (1. Dezember) fliegen lassen und auch acht Tage später gegen die Russen den Reserviste­n eine Chance geben. Das Ansinnen des möglichen vorzeitige­n Weiterkomm­ens: Mehr Körner für die Bundesliga aufsparen, Verletzung­en verhindern, Erschöpfun­gen vorbeugen. Die Aufgabe am Mittwoch: Ein Kraftakt-Sieg für die Liga.

Hansi Flick

Der Traum vom Achtelfina­le lebt mehr denn je, doch Marco Rose bleibt lieber Realist. „Jetzt kommen die Spiele, die alles entscheide­n. Im Grunde haben wir noch nichts erreicht“, sagt der Trainer von Borussia Mönchengla­dbach vor der „Rückrunde“der Champions League. Dabei ist die Ausgangsla­ge in der schwierige­n Gruppe B vor dem Heimspiel gegen Schachtjor Donezk (18.55/DAZN) ungeahnt gut. Denn mit einem Sieg gegen Schachtjor könnte Tabellenfü­hrer Gladbach die Schwergewi­chte Real Madrid und Inter Mailand weiter in Schach halten. Kühne Optimisten rechnen

Denn dort konnte der Abo-Meister bisher keinen der Verfolger abschüttel­n. Dortmund und Leverkusen haben einen Punkt Rückstand, RB Leipzig ebenfalls lediglich zwei. Aber auch diese Teams haben die Belastunge­n der Europacup-Wochen (Bayer in der Europa League) vor sich. Gegen Leipzig (5. Dezemberg) und Leverkusen (19. Dezember) muss Bayern noch vor Weihnachte­n ran, da wäre ein Durchschna­ufen an den letzten beiden Champions-League-Spieltagen schon ... genau: leiwand. bereits vor, dass drei Punkte gegen Schachtjor und ein Remis eine Woche später im Heimspiel gegen Inter reichen könnten, um erstmals die Gruppenpha­se zu überstehen. Doch so weit will Rose nicht denken. „Wir müssen gewinnen und nicht an Dinge denken, die uns ablenken. Spielen wir doch erst einmal das Spiel. Danach können wir über die Konstellat­ion reden“, so Rose, der nach dem furiosen 6:0 im Hinspiel damit beschäftig­t war, vor zu viel Übermut zu warnen. „Schachtjor wird völlig anders auftreten und versuchen, das Ganze wieder zu drehen.“(SID)

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FOTO: DONATO/IMAGO IMAGES Spaß hatten die Bayern um Jérôme Boateng und Thomas Müller (li.) im Training genug, nun soll ein Sieg her.

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