Paul Bieber hofft auf einen eiskalten Bodensee
Nur bei einer Wassertemperatur unter 5 Grad Celsius kann der Röthenbacher sein Ziel erreichen
LINDAU (sz) - Dass der Bodensee derzeit kälter als 10 Grad Celsius ist und die meisten nicht mal im Traum daran denken würden, ins Wasser zu gehen, ist Paul Bieber egal. Mit Badehose, Schwimmkappe, Schwimmbrille und einer roten Boje zieht er ruhig durch das Wasser. Außenstehende bekommen fast den Eindruck, dass er es genießt, im etwa 9,4 Grad kalten Wasser seine Runden zu drehen. Und irgendwie ist es ja auch so.
Während Spaziergänger an der Uferpromenade flanieren, den 5 Grad Außentemperatur entsprechend dick eingepackt und frische Luft zwischen dem Freibad Aquamarin und der Halbinsel Wasserburg tanken, sieht man die rote Boje im Wasser. Der Extremschwimmer neben der Boje ist Paul Bieber, er schwimmt für das Team Allgäuer Alpenwasser und ist aktuell fünffacher deutscher Meister seiner Altersklasse im Eiswasserschwimmen und zweifacher Vierter der Winterschwimm-Weltmeisterschaft. Mit seinem vierten und fünften Platz überzeugte Bieber zudem im vergangenen Jahr beim Eisschwimm-Weltcup in Amsterdam in der offenen Klasse.
Der 37-Jährige aus Röthenbach im Allgäu geht nun in seine dritte Winterschwimm-Saison. Die ist allerdings coronabedingt ganz anders als geplant. „Dadurch, dass ja leider alle Wettkämpfe abgesagt wurden, bleibt mir nur noch die Eismeile“sagt Bieber und schmunzelt. Für dieses Ziel trainiert der Westallgäuer fast täglich im Bodensee. Die Eismeile ist 1,609 Kilometer lang und gilt nur dann als offiziell anerkannt, wenn die Wassertemperatur unter 5 Grad Celsius liegt. Sollte der Bodensee in diesem Winter nicht kalt genug werden, könnte Bieber sein Vorhaben auch in einem der vielen Allgäuer Seen ausführen.
Am vergangenen Samstag schwamm der Extremschwimmer vor dem Wasserburger Ufer seine erste offizielle Qualifikation. 4006 Meter schwamm er „locker“in 1:10,32 Stunden. „Normalerweise würde man so ein Vorhaben vorher ankündigen. Aber ich wollte Zuschauer coronabedingt vermeiden“, teilte Bieber mit. Wann und wo der Röthenbacher die Eismeile in Angriff nimmt, wird daher auch nicht kommuniziert. Fest steht für Bieber, dass es in diesem Winter stattfinden soll – wenn es die Bedingungen zulassen.
Für sein Ziel muss der 37-Jährige auch einen großen medizinischen Aufwand betreiben – Bieber ist regelmäßig bei Gesundheitschecks beim Hausarzt, alle zwei Tage lässt er ein Elektro-Kardiogramm machen und überprüft dabei sein Herz. Vor einem Wettkampf über die 1000 Meter oder die Eismeile wird sogar ein 3-D-Scan beim Kardiologen durchgeführt. Unterstützung bekommt Bieber unter anderem auch vom Weltrekordhalter im Eiswasser-Distanzschwimmen, Hamza Bakircioglu, vom EisboxWeltrekordhalter Josef Köberl und vom Kanal- und Eiswasserschwimmer Uli Munz aus Bad Waldsee.