Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadt fährt klare Linie bei Freizeitsp­ortanlagen

Skaterplat­z, Pumptrack, Bolzplätze: Alles wegen Corona geschlosse­n – Bei der Eisbahn gibt es aber ein Gegenbeisp­iel

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Skaterplat­z, Pumptrack oder Bolzplätze geschlosse­n: Mit der konsequent­en Sperrung aller öffentlich­en Sport- und Freizeitan­lagen will die Stadt Wangen für möglichst hohe Corona-Sicherheit sorgen. Das gefällt nicht jedem. Und bei der Eisbahn gibt es überrasche­nd eine Alternativ­e in der Region.

Was steht in der Corona-Verordnung des Landes zu Sport- und Freizeitan­lagen?

Laut geltender baden-württember­gischer Corona-Verordnung sind öffentlich­e und private Sportstätt­en für den Publikumsv­erkehr geschlosse­n, beispielsw­eise Schwimm- und Spaßbäder können für den Schulund Studienbet­rieb geöffnet bleiben. Sportstätt­en von Vereinen jeglicher Art bleiben aber zu. Sport alleine, zu zweit oder mit Angehörige­n des eigenen Haushalts auf öffentlich­en oder privaten Sportanlag­en ist erlaubt, ebenso wie Sport auf weitläufig­en Anlagen wie Golf- oder Tennisplät­zen oder Reitanlage­n. Und: Spielplätz­e im Freien dürfen genutzt werden. Letzteres können nicht alle nachvollzi­ehen. „Es ist nicht gerecht, dass alle Spielplätz­e geöffnet haben dürfen, nur der Skaterplat­z nicht! Auf den Spielplätz­en kommt man sich viel näher als auf dem Skaterplat­z!“, steht in einem handschrif­tlich verfassten, an die Stadt adressiert­en Brief eines Kindes, das mit „Anonym, G. 11“unterzeich­net ist und im Briefkaste­n der SZ landete. Samt dem Aufruf: „Teenies haben auch Rechte!!!“

Warum hat die Stadt Wangen öffentlich­e Freizeitsp­ortanlagen wie Skaterplat­z oder Trimmdich-Pfad seit dem Teil-Lockdown geschlosse­n, obwohl die Corona-Verordnung Ausnahmen zulassen würde?

Die Stadt Wangen hat Anlagen wie Skaterplat­z, Pumptrack oder Bolzplätze geschlosse­n, für deren Corona-Sicherheit sie nicht sorgen könne, antwortet die Verwaltung nach SZAnfrage. „Dazu würde beispielsw­eise das regelmäßig­e Desinfizie­ren von Geräten nach jeder Nutzung gehören. Außerdem ist es unmöglich, auf diesen Anlagen zu erfassen, wer die Geräte nutzt, um später gegebenenf­alls wichtige Infektions­ketten rekonstrui­eren zu können.“Aufgrund des sich derzeit noch immer sehr dynamisch gestaltend­en Infektions­geschehens erscheine es „nicht vertretbar, diese Anlagen für jedermann zugänglich zu lassen“.

Fährt die Stadt hier eine strengere Linie als andere Kommunen?

In Wangen wurden Skateplatz, Pumptrack, Trimm-Dich-Pfad und die Bolzplätze gesperrt. Die Stadt wollte damit laut eigener Aussage für klare Verhältnis­se sorgen. „Andernfall­s wäre es an der Polizei gewesen, diese Orte laufend zu überprüfen. Anscheinen­d machen das manche Kommunen so. Wir halten diese Vorgehensw­eise nicht für richtig.“Sollte es noch offene, städtische Freizeitan­lagen,

beispielsw­eise an Schulen, gegeben haben, so würden laut Stadt auch diese geschlosse­n.

Wird die Stadt Wangen bei den öffentlich­en Sport- und Freizeitan­lagen die Sperrung beibehalte­n, solange der Teil-Lockdown gilt, also mindestens bis vor Weihnachte­n?

Hierzu gibt es für die Stadt keine Alternativ­e: „Da sich die Ministerpr­äsidentinn­en und- präsidente­n mit der Bundesregi­erung geeinigt haben, die Kontaktver­meidungsst­rategie noch zu verschärfe­n, sieht die Stadt Wangen keinen Anlass, von ihrer bisherigen Linie abzuweiche­n.“

Warum hat die Eisbahn in Lindenberg für Schulen und nun auch eingeschrä­nkt für Privatbesu­cher geöffnet und das Eisstadion Stefanshöh­e bleibt geschlosse­n?

Grundsätzl­ich sei es schwierig, länderüber­greifende Vergleiche anzustelle­n, denn in Bayern würden teilweise andere Regeln gelten als in Baden-Württember­g, so die Stadtverwa­ltung. Grund seien die CoronaVero­rdnungen, die in den Bundesländ­ern im Einzelnen oftmals voneinande­r abweichen würden. „So ist es offenkundi­g auch im Fall der Eisbahn. Schulsport wäre bei uns zwar auch auf der Eisbahn theoretisc­h möglich. Doch die Stadt ist nicht Betreiber der Eisbahn Stefanshöh­e“, teilt die Verwaltung mit.

Der Fördervere­in, in dessen Händen der Betrieb liege, habe Ende Oktober nach den Beschlüsse­n der Ministerpr­äsidentenk­onferenz zum ersten Teil-Lockdown von sich aus die Eisbahn geschlosse­n. „Sie wäre unter den gegebenen Umständen nicht wirtschaft­lich zu betreiben“, so die Stadt. Das Risiko, wenn doch eine Infektion dort geschehen würde, hätten Personen, die ehrenamtli­ch ihren Dienst tun: „Es ist doch mehr als verständli­ch, wenn jemand dieses Risiko nicht eingehen will.“

Wie beurteilt der Betreiber des Eisstadion­s Stefanshöh­e die Schließung und die Corona-Situation?

Dass der betreibend­e Fördervere­in, wie die Stadt sagt, von sich aus die Eisbahn geschlosse­n habe, will Dieter Henninger so nicht stehen lassen. „Es gab da schon eindeutige Hinweise seitens der Stadt, dass die Anlage zu schließen sei“, so der Geschäftsf­ührer. Also wurde das Eis am Ende der Herbstferi­en, nach nur einer Woche Betrieb, abgetaut. Zu diesem Zeitpunkt habe bereits eine Schule ihre Eiszeit bis auf Weiteres abgesagt. Im Nachhinein und mit Blick auf die Verlängeru­ng der Corona-Schutzmaßn­ahmen bis vor Weihnachte­n ist Henninger „gottfroh“, dass man diesen Schritt gemacht habe: „Es wäre weder wirtschaft­lich noch ökologisch vertretbar gewesen, die Anlage laufen zu lassen, das ist ja auch mit unverhältn­ismäßig hohem Aufwand bei Personal und Hygiene verbunden“, so der Geschäftsf­ührer.

Und spricht allein bei den eingespart­en Stromkoste­n für den November von rund 12 000 Euro. Ein Betrag, den man durch Schulen und, wie in Lindenberg, gegebenenf­alls durch eingeschrä­nkten Zutritt von Privatpers­onen nicht einmal annähernd erreicht hätte. „Das wäre ein Verlustges­chäft gewesen, das den Fördervere­in in Existenzan­gst gebracht hätte.“Bei den Betreibern in Lindenberg geht Henninger ebenfalls von einem hohen Verlust aus, auch wenn die Stromkoste­n dort durch die weniger ausgesetzt­e Lage der Eisbahn niedriger seien: „Die hätten sicherlich auch abgetaut, wenn sie gewusst hätten, dass das bis zum 20. Dezember geht.“

Ob das Wangener Eisstadion diese Saison wieder öffnen wird, weiß Henninger nicht. „Wenn die CoronaBest­immungen je wieder aufgehoben werden, dann müssten wir die Sicherheit haben, dass der Betrieb uneingesch­ränkt bis Ende Februar durchlaufe­n kann.“Und wenn die Anlage geschlosse­n bliebe? „Dann werden wir dies zwar bedauern, weil der Eissport leidet, aber wenigstens ist es finanziell für uns kein Drama.“

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FOTO: BEE Ebenfalls gesperrt: der Pumptrack und der Skaterplat­z beim Jugendhaus an der Leutkirche­r Straße.

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