Stadt fährt klare Linie bei Freizeitsportanlagen
Skaterplatz, Pumptrack, Bolzplätze: Alles wegen Corona geschlossen – Bei der Eisbahn gibt es aber ein Gegenbeispiel
WANGEN - Skaterplatz, Pumptrack oder Bolzplätze geschlossen: Mit der konsequenten Sperrung aller öffentlichen Sport- und Freizeitanlagen will die Stadt Wangen für möglichst hohe Corona-Sicherheit sorgen. Das gefällt nicht jedem. Und bei der Eisbahn gibt es überraschend eine Alternative in der Region.
Was steht in der Corona-Verordnung des Landes zu Sport- und Freizeitanlagen?
Laut geltender baden-württembergischer Corona-Verordnung sind öffentliche und private Sportstätten für den Publikumsverkehr geschlossen, beispielsweise Schwimm- und Spaßbäder können für den Schulund Studienbetrieb geöffnet bleiben. Sportstätten von Vereinen jeglicher Art bleiben aber zu. Sport alleine, zu zweit oder mit Angehörigen des eigenen Haushalts auf öffentlichen oder privaten Sportanlagen ist erlaubt, ebenso wie Sport auf weitläufigen Anlagen wie Golf- oder Tennisplätzen oder Reitanlagen. Und: Spielplätze im Freien dürfen genutzt werden. Letzteres können nicht alle nachvollziehen. „Es ist nicht gerecht, dass alle Spielplätze geöffnet haben dürfen, nur der Skaterplatz nicht! Auf den Spielplätzen kommt man sich viel näher als auf dem Skaterplatz!“, steht in einem handschriftlich verfassten, an die Stadt adressierten Brief eines Kindes, das mit „Anonym, G. 11“unterzeichnet ist und im Briefkasten der SZ landete. Samt dem Aufruf: „Teenies haben auch Rechte!!!“
Warum hat die Stadt Wangen öffentliche Freizeitsportanlagen wie Skaterplatz oder Trimmdich-Pfad seit dem Teil-Lockdown geschlossen, obwohl die Corona-Verordnung Ausnahmen zulassen würde?
Die Stadt Wangen hat Anlagen wie Skaterplatz, Pumptrack oder Bolzplätze geschlossen, für deren Corona-Sicherheit sie nicht sorgen könne, antwortet die Verwaltung nach SZAnfrage. „Dazu würde beispielsweise das regelmäßige Desinfizieren von Geräten nach jeder Nutzung gehören. Außerdem ist es unmöglich, auf diesen Anlagen zu erfassen, wer die Geräte nutzt, um später gegebenenfalls wichtige Infektionsketten rekonstruieren zu können.“Aufgrund des sich derzeit noch immer sehr dynamisch gestaltenden Infektionsgeschehens erscheine es „nicht vertretbar, diese Anlagen für jedermann zugänglich zu lassen“.
Fährt die Stadt hier eine strengere Linie als andere Kommunen?
In Wangen wurden Skateplatz, Pumptrack, Trimm-Dich-Pfad und die Bolzplätze gesperrt. Die Stadt wollte damit laut eigener Aussage für klare Verhältnisse sorgen. „Andernfalls wäre es an der Polizei gewesen, diese Orte laufend zu überprüfen. Anscheinend machen das manche Kommunen so. Wir halten diese Vorgehensweise nicht für richtig.“Sollte es noch offene, städtische Freizeitanlagen,
beispielsweise an Schulen, gegeben haben, so würden laut Stadt auch diese geschlossen.
Wird die Stadt Wangen bei den öffentlichen Sport- und Freizeitanlagen die Sperrung beibehalten, solange der Teil-Lockdown gilt, also mindestens bis vor Weihnachten?
Hierzu gibt es für die Stadt keine Alternative: „Da sich die Ministerpräsidentinnen und- präsidenten mit der Bundesregierung geeinigt haben, die Kontaktvermeidungsstrategie noch zu verschärfen, sieht die Stadt Wangen keinen Anlass, von ihrer bisherigen Linie abzuweichen.“
Warum hat die Eisbahn in Lindenberg für Schulen und nun auch eingeschränkt für Privatbesucher geöffnet und das Eisstadion Stefanshöhe bleibt geschlossen?
Grundsätzlich sei es schwierig, länderübergreifende Vergleiche anzustellen, denn in Bayern würden teilweise andere Regeln gelten als in Baden-Württemberg, so die Stadtverwaltung. Grund seien die CoronaVerordnungen, die in den Bundesländern im Einzelnen oftmals voneinander abweichen würden. „So ist es offenkundig auch im Fall der Eisbahn. Schulsport wäre bei uns zwar auch auf der Eisbahn theoretisch möglich. Doch die Stadt ist nicht Betreiber der Eisbahn Stefanshöhe“, teilt die Verwaltung mit.
Der Förderverein, in dessen Händen der Betrieb liege, habe Ende Oktober nach den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz zum ersten Teil-Lockdown von sich aus die Eisbahn geschlossen. „Sie wäre unter den gegebenen Umständen nicht wirtschaftlich zu betreiben“, so die Stadt. Das Risiko, wenn doch eine Infektion dort geschehen würde, hätten Personen, die ehrenamtlich ihren Dienst tun: „Es ist doch mehr als verständlich, wenn jemand dieses Risiko nicht eingehen will.“
Wie beurteilt der Betreiber des Eisstadions Stefanshöhe die Schließung und die Corona-Situation?
Dass der betreibende Förderverein, wie die Stadt sagt, von sich aus die Eisbahn geschlossen habe, will Dieter Henninger so nicht stehen lassen. „Es gab da schon eindeutige Hinweise seitens der Stadt, dass die Anlage zu schließen sei“, so der Geschäftsführer. Also wurde das Eis am Ende der Herbstferien, nach nur einer Woche Betrieb, abgetaut. Zu diesem Zeitpunkt habe bereits eine Schule ihre Eiszeit bis auf Weiteres abgesagt. Im Nachhinein und mit Blick auf die Verlängerung der Corona-Schutzmaßnahmen bis vor Weihnachten ist Henninger „gottfroh“, dass man diesen Schritt gemacht habe: „Es wäre weder wirtschaftlich noch ökologisch vertretbar gewesen, die Anlage laufen zu lassen, das ist ja auch mit unverhältnismäßig hohem Aufwand bei Personal und Hygiene verbunden“, so der Geschäftsführer.
Und spricht allein bei den eingesparten Stromkosten für den November von rund 12 000 Euro. Ein Betrag, den man durch Schulen und, wie in Lindenberg, gegebenenfalls durch eingeschränkten Zutritt von Privatpersonen nicht einmal annähernd erreicht hätte. „Das wäre ein Verlustgeschäft gewesen, das den Förderverein in Existenzangst gebracht hätte.“Bei den Betreibern in Lindenberg geht Henninger ebenfalls von einem hohen Verlust aus, auch wenn die Stromkosten dort durch die weniger ausgesetzte Lage der Eisbahn niedriger seien: „Die hätten sicherlich auch abgetaut, wenn sie gewusst hätten, dass das bis zum 20. Dezember geht.“
Ob das Wangener Eisstadion diese Saison wieder öffnen wird, weiß Henninger nicht. „Wenn die CoronaBestimmungen je wieder aufgehoben werden, dann müssten wir die Sicherheit haben, dass der Betrieb uneingeschränkt bis Ende Februar durchlaufen kann.“Und wenn die Anlage geschlossen bliebe? „Dann werden wir dies zwar bedauern, weil der Eissport leidet, aber wenigstens ist es finanziell für uns kein Drama.“