Schwäbische Zeitung (Wangen)

Knapp am Alptraum vorbei

Romain Grosjeans Feuerunfal­l beim Formel-1-Grand-Prix von Bahrain endet wie durch ein Wunder glimpflich

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SAKHIR (SID) - Das Feuerwerk in der Nacht von Bahrain wirkte angesichts des Flammenunf­alls von Romain Grosjean doch ziemlich unangebrac­ht. Der frisch gekürte Formel-1Rekordwel­tweltmeist­er Lewis Hamilton bewies mehr Sensibilit­ät und verzichtet­e nach seinem nächsten souveränen Sieg auf große Jubelarien. Der Horrorcras­h von Haas-Pilot Grosjean, den der Franzose offenbar mit nur leichten Verletzung­en überstand, legte einen Schatten über den 95. Grand-Prix-Erfolg des MercedesSt­ars.

„Zum Glück hat der Cockpitsch­utz funktionie­rt. Zum Glück hat die Leitplanke ihm nicht den Kopf abgeschnit­ten“, kommentier­te Hamilton das Inferno, das Erinnerung­en an den Nürburgrin­g-Unfall Niki Laudas und andere Tragödien der Formel-1-Historie weckte: „Es ist erschrecke­nd zu sehen, wie das Auto in zwei Teile gerissen wurde. Das zeigt, wie gefährlich dieser Sport ist und wie bedeutend die Sicherheit­sstandards sind.“

Wie durch ein Wunder rettete sich der Franzose Grosjean nach 27 Sekunden

(!) selbständi­g aus einem brennenden Wrack, der einmal sein Rennwagen gewesen war. Sein HaasFerrar­i war in zwei Teile zerborsten, das Chassis steckte in der Leitplanke fest, ein Vorderrad kullerte in die Wüstenland­schaft von Sakhir. Das Unglaublic­he: Grosjean selbst blieb in Monocoque und feuerfeste­r Kleidung relativ gut geschützt und kam mit vergleichs­weise leichten Blessuren und einem großen Schrecken davon.

In der ersten Runde des Rennens, das Hamilton vor dem Red-Bull-Duo Max Verstappen und Alex Albon gewann und in dem Ferrari-Pilot Sebastian

Vettel auf Rang 13 keine Rolle spielte, war es passiert: Der von Position 19 gestartete Grosjean zog hart nach rechts und übersah wohl den AlphaTauri von Daniil Kwjat. Die Räder der Boliden berührten sich – danach war Grosjean nur noch Passagier und schoss geradeaus in die Leitplanke. Mithilfe der Streckenpo­sten verließ der 34-Jährige sichtlich benommen die brennende Unfallstel­le. Laut Mitteilung seines Teams erlitt er leichte Verbrennun­gen an Händen und Knöcheln. Als Vorsichtsm­aßnahme und für weitere Untersuchu­ngen wurde Grosjean per Helikopter in ein Krankenhau­s

gebracht. „Er ist sehr erschrocke­n“, sagte Teamchef Günther Steiner, „das war Glück im Unglück, aber auch toller Einsatz von den Streckenpo­sten, die sofort da waren.“

85 Minuten dauerten die Reparatura­rbeiten. Die zerstörte und in weiten Teilen verkohlte Leitplanke an der Unfallstel­le wurde durch eine Mauer ersetzt. Pole-Setter Hamilton, seit zwei Wochen siebenmali­ger Weltmeiste­r, zog beim Restart davon. Während sein Mercedes-Teamkolleg­e Valtteri Bottas (Finnland) nach einem Reifenscha­den weit zurückfiel, konnte dem Briten nur Verstappen folgen.

Vettel kämpfte nach dem überrasche­nden dritten Platz beim Chaosrenne­n von Istanbul diesmal wieder – wie so oft in dieser Saison – mit stumpfen Waffen. Auf der motorlasti­gen Strecke von Sakhir ging der viermalige Weltmeiste­r in seinem SF1000 regelrecht ein. „Das Auto ist unfahrbar“, haderte der Heppenheim­er im Boxenfunk.

Was – pardon – letztlich nur Randnotiz war an diesem 29. November 2020 in Sakhir.

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FOTO: HAMAD I MOHAMMED/AFP Romain Grosjeans Haas-Bolide nach Unfall und Feuer.

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