Weitere Schulöffnungen? Ein Schritt zur falschen Zeit
Am Montag steht der nächste Öffnungsschritt an den Schulen im Land an. Der bedeutet das Ende des Wechselunterrichts, damit mehr Kinder und Jugendliche gleichzeitig vor Ort sowie vollere Gebäude. Das jedenfalls ist anzunehmen, obwohl keine Präsenzpflicht besteht. Den Schülern ist das aus vielerlei Gründen mehr als zu gönnen. Und auch den Eltern, die beim Homeschooling vielfach schon längst über die Belastungsgrenzen hinaus gegangen sind.
Alles gut also? Eine geregelte Rückkehr zur Normalität? Mitnichten, wie die Corona-infektionen an der Praßberggrundschule und der Realschule just in dieser Woche zeigen. Sie stehen in deutlichem Widerspruch zum Willen des Kultusministeriums und zeigen den Widersinn der weiteren Öffnung zu diesem Zeitpunkt ganz plastisch auf.
Da können die Schulen noch so wie viele Hygienekonzepte entwerfen und umsetzen, Testungen an der Schule anbieten und, und, und. Wenn, wie an der Praßberggrundschule, das Virus von außen hineingetragen wird, sind sie schlichtweg machtlos. Und dass es angesichts steigender Schülerzahlen in den Gebäuden nicht bei diesem Einzelfall bleiben dürfte, ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche.
Dies umso mehr, da die Fallzahlen landauf, landab steigen, RKI-CHEF Lothar Wieler gerade an diesem Freitag von einer bereits heranrollenden dritten Welle sprach und der (inoffizielle, weil nicht maßgebliche) lokale Inzidenzwert Wangens von um die 150 längst eigentlich Notbremsen statt Öffnungen zur Folge haben müsste. Ergo dürfte schon jedem Grundschüler klar sein, dass da etwas gewaltig nicht zusammenpasst – oder um es mit den bereits im Februar vom Spd-gesundheitsexperten Karl Lauterbach formulierten, drastischen Worten zu sagen: „Da rasen zwei Züge aufeinander zu.“
Die Folgen der weiteren Schulöffnungen werden wohl erheblich sein. Für die Infizierten sowieso, aber auch für deren Umfeld. Denn inzwischen ist klar: Die Mutationsfälle sind in der Mehrzahl und die Einschnitte drastischer. Die Quarantäne dauert länger, betrifft einen deutlich größeren Personenkreis, und auch der Ablauf von 14 Tagen ist kein Freibrief für die Freiheit.
Denn erst müssen Personen, die sich so angesteckt haben, einen negativen PCR-TEST vorweisen. Auch in Wangen gibt es inzwischen Menschen, die schon fast drei Wochen in den eigenen vier Wänden eingesperrt sind, weil die Testung gemäß festgelegter Werte immer noch positiv ist – entsprechende psychische Folgen inklusive.
Was werden die weiteren Schulöffnungen also bewirken? Als Schritt Richtung Normalität gedacht, den Bildungsstau aufzulösen und der jungen Generation endlich wieder die dringend benötigten Sozialkonktakte zu ermöglichen, könnte das genaue Gegenteil eintreten. Die Fälle an der Praßberg- und an der Realschule zeigen: Geeignet für eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung sind sie zum jetzigen Zeitpunkt ganz sicher nicht.