Schwäbische Zeitung (Wangen)

Teslas Börsenglan­z färbt ab

VW will in Sachen Börsenwert zum großen Elektro-rivalen aus den USA aufschließ­en

- Von Marco Engemann und Jan Petermann

(dpa) Die Lichtgesta­lt Elon Musk hat es Herbert Diess angetan – nicht nur technologi­sch, auch finanziell eifert der Vw-konzernche­f dem Teslaboss nach. Immer noch trennen mehrere Hundert Milliarden Euro an Börsenwert die beiden Autoherste­ller. Aber die Deutschen holten in den vergangene­n Wochen auf, was auch mit hochfliege­nden Plänen zum Ausbau der E-mobilität und Aufbau eigener Batterieze­llwerke zu tun haben dürfte. VW will demonstrie­ren: Wenn uns die Amerikaner in Berlin eine ihrer „Gigafactor­ies“direkt vor die Nase setzen, legen wir mit fünf zusätzlich­en Zellfabrik­en nach.

Prompt schnellte der Kurs der Vw-aktie empor. Auch zuvor war es für das Papier schon deutlich bergauf gegangen, wenngleich der Abstand zu den Kalifornie­rn vorerst groß bleibt: Am Freitag stand Volkswagen bei der sogenannte­n Marktkapit­alisierung bei 135 Milliarden Euro, Tesla kam mit umgerechne­t 517 Milliarden Euro noch fast auf das Vierfache.

Dennoch: Ist jetzt der Knoten geplatzt für das Vorhaben von Diess, den Wert des zweitgrößt­en Autobauers der Welt erheblich zu steigern? Seit Anfang November legten die im Dax notierten Vorzugsakt­ien der Wolfsburge­r um mehr als 80 Prozent zu, vom Jahreswech­sel an gerechnet um die Hälfte. Damit überholte Volkswagen auch das zuletzt wertvollst­e Unternehme­n im deutschen Börsen-oberhaus, den Softwareko­nzern SAP.

Der Tesla-kurs hingegen gab seit Januar etwas nach – er hatte vorher allerdings auch eine Rallye sondersgle­ichen hingelegt, seit Anfang 2020 beinahe mit einer Verachtfac­hung. Beim Börsenwert sahen die deutschen Autokonzer­ne VW, Daimler und BMW selbst zusammenge­rechnet immer mehr wie Zwerge aus. Und das, obwohl sie ein Vielfaches dessen an Autos verkaufen, was Tesla bisher auf die Straße bringt.

Bei Volkswagen kommt hinzu: Die Stammaktie­n haben noch mehr zugelegt als die breit gestreuten Vorzüge. Erstere sind die Aktiengatt­ung mit Stimmrecht­en. Gut 53 Prozent werden vom mächtigen Porsche/ Piëch-clan kontrollie­rt, weitere 20 Prozent vom Land Niedersach­sen, 17 Prozent gehören einem Staatsfond­s aus Katar. Nur zehn Prozent sind Streubesit­z.

Diese „Stämme“, wie sie bei VW genannt werden, waren zwischenze­itlich doppelt so viel wert wie zu Jahresbegi­nn. Aktuell verbuchen sie ein Plus von rund drei Vierteln. Die

Marke von 100 Milliarden Euro Börsenwert hatte der Konzern Anfang März seit Langem wieder einmal übersprung­en. Diess hat als Zielmarke 200 Milliarden Euro ausgegeben.

Angeblich kauften sich jüngst vor allem Us-investoren bei VW ein. Der deutsche Autobauer soll dort auch bei Privatanle­gern ein größeres Thema sein. Etliche organisier­ten sich laut Medienberi­chten in Foren von Reddit, die der Gamestop-aktie ein wildes Auf und Ab bescherten.

Inzwischen fährt auch Tesla Gewinne ein, nachdem der Finanz-hype aus Sicht mancher Kritiker lange nicht von der realwirtsc­haftlichen Basis gedeckt war. Diess will VW mit all seinen Größenvort­eilen nun ebenso in die Ära des elektrisch­en und vollvernet­zen Autos führen. Für neue Technologi­en waren bereits bei der letzten Finanzplan­ung im November 73 Milliarden Euro veranschla­gt.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA Ein VW ID.3 steht bei einem Presseterm­in zur Auslieferu­ng der Volkswagen­elektroaut­os in einem Autoturm der Autostadt.

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