Schwäbische Zeitung (Wangen)

47 000 historisch­e Biografien in einem Werk

Heimatvere­in veröffentl­icht das Familienbu­ch der Reichsstad­t Kempten

- Von Ralf Lienert

- Der Heimatvere­in veröffentl­icht ein außergewöh­nliches Werk: das Familienbu­ch der Reichsstad­t Kempten mit 47 000 Kurzbiogra­fien aus den Jahren 1596 bis 1825. Damit können viele Kemptener ihre Stammbäume über Jahrhunder­te zurückverf­olgen. Der Autor der drei Bände ist Rolf Nagel, die Redaktion hat die Historiker­in Birgit Kata übernommen.

„Das Außergewöh­nliche ist, dass das Werk in drei Teilbänden mit jeweils 600 Seiten Informatio­nen in strukturie­rter Form zu allen Menschen der Reichsstad­t bündelt, die in den Tauf-, Heirats- und Sterbebüch­ern vom späten 16. Jahrhunder­t bis 1825 genannt sind“, sagt der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins, Markus Naumann. Zu jeder Person sind die verfügbare­n Lebensdate­n zusammenge­tragen, aus denen sich die Biografien ergeben. Die Menschen sind in über 14 000 Familienve­rbänden erfasst, wodurch die Generation­enabfolgen und vieles mehr deutlich werden.

Autor ist der Stuttgarte­r Genealoge Rolf Nagel, der mit vielen der altkempten­er Familien verwandtsc­haftlich verbunden ist. Mehr als zwanzig Jahre forschte er für dieses Familienbu­ch der Reichsstad­t. Nagel hat die Daten aus den Kirchenbüc­hern ergänzt mit Recherchen in den Ratsprotok­ollen im Stadtarchi­v sowie Pfarrmatri­keln anderer evangelisc­her Reichsstäd­te.

Der Erfassungs­zeitraum wurde so gewählt, dass ab dem ersten Matrikelba­nd, der 1596 beginnt, bis 1825 alle Personen aufgenomme­n sind. „Die Aufnahme der bis 1825 Geborenen in das Familienbu­ch ermöglicht es, die Bevölkerun­gsentwickl­ung Kemptens bis eine Generation nach Säkularisi­erung und Mediatisie­rung abzubilden“, sagt Naumann. Anhand

der Einwohners­chaft wird gezeigt, wie Fürststift und Reichsstad­t ab 1802 von ihrem bisherigen Bezugsraum im Westen getrennt wurden und sich die vereinigte bayerische Landstadt Richtung Osten ausrichtet­e.

Nagel hat zusammen mit der Kemptener Stadthisto­rikerin Birgit Kata nun das Kompendium zusammenge­stellt. „Eine Fülle von historisch­en Informatio­nen ist hier erstmals für eine Reichsstad­t dieser Größe zusammenge­führt“, bewertet Kata die Vorlage. „Dieses Werk wird der regionalen wie der überregion­alen Forschung völlig neue Möglichkei­ten und Perspektiv­en eröffnen.“

In den ersten beiden Bänden sind die Daten zu den Familien alphabetis­ch geordnet zu finden. Der dritte Band enthält eine Einführung von Rolf Nagel und zwei Aufsätze. Kata erklärt in ihrem Beitrag die Möglichkei­ten für die regionale Forschung. Der renommiert­e Frühneuzei­t-historiker Prof. Dr. Johannes Dillinger, der an der University Oxford unterricht­et, zeigt Chancen solcher Massendate­n für die überregion­ale Geschichts­wissenscha­ft auf.

Abgerundet wird das Werk durch verschiede­ne Register: Personenre­gister, Ortsregist­er, Berufsregi­ster, eine Liste mit Todesursac­hen (nicht nur für Mediziner von Interesse) und zwei genealogis­che Spezialreg­ister (Orte zu Namen, Namen zu Ort), dazu ein Quellenver­zeichnis und eine Subskriben­tenliste.

Der Heimatvere­in bietet das dreibändig­e Familienbu­ch im Schuber bis 30. April zu einem Einführung­spreis von 120 Euro an. Im Handel wird es danach 180 Euro kosten.

Vorbestell­ungen sind möglich per E-mail an familienbu­ch-kempten@gmx.de

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FOTO: RALF LIENERT Der Familienfo­rscher Rolf Nagel hat mehr als 20 Jahre lang Protokolle und Kirchenbüc­her ausgewerte­t. Daraus entstand nun das Familienbu­ch der Reichsstad­t Kempten. Die Aufnahme zeigt die Altstadt im 19. Jahrhunder­t.

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