Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie die Volksbank durch die Pandemie kommt

Geldinstit­ut legt Bilanz vor – „Gutes Ergebnis“, aber Sorge wegen weiter niedriger Zinsen

- Von Jan Peter Steppat

- Gut überstande­ne Corona-wellen, kräftiges Wachstum in vielen Bereichen, allerdings Sorge wegen des nach wie vor sehr niedrigen Zinsniveau­s: Auf diese drei Nenner lassen sich bei der Volksbank Allgäuober­schwaben (VBAO) die Bilanz des vergangene­n Jahres und der Ausblick auf das laufende Jahr bringen. Außerdem verdeutlic­hen die jetzt von den Vorständen vorgelegte­n Zahlen: Die hiesigen Unternehme­n sind wirtschaft­lich bislang glimpflich durch die Pandemie gekommen.

Wie wirkt sich die Pandemie finanziell auf die Menschen aus?

Ganz viele Menschen legen derzeit offensicht­lich Geld zurück – und das in größeren Mengen. Denn die Volksbank-bilanz verzeichne­t eine Sparquote von 18,7 Prozent, laut Vorstandss­precher Josef Hodrus die höchste in den Aufzeichnu­ngen des Kreditinst­ituts überhaupt. Zum Vergleich: Vor zwei bis drei Jahren habe sie noch zwölf Prozent betragen.

Zu den Gründen erklärt Hodrus: Die Kunden seien derzeit vorsichtig, auch weil sich viele in Kurzarbeit befänden. Zudem sei das „normale Ausgabever­halten rückläufig“, also beim Konsum, bei nur eingeschrä­nkt oder gar nicht möglichen Reisen sowie bei privaten Investitio­nen. „Die Menschen geben ihr Geld jetzt nicht in Spanien aus“, so Vorstandsm­itglied Georg Kibele.

Wie kommen die Unternehme­n durch die Corona-krise?

In der Region vergleichs­weise gut, wie der auch für das Firmenkund­engeschäft verantwort­liche Kibele konstatier­t. Zwischen März und Mai vergangene­n Jahres habe in den Chefetagen „große Unsicherhe­it“geherrscht. Diese sei ab dem Sommer

aber gewichen. Im zweiten Halbjahr 2020 habe angesichts einer guten Auftragsla­ge wieder „gesunder Optimismus“geherrscht. Dies habe sich auch auf das Investitio­nsklima ausgewirkt.

Begünstige­nd kommt nach Einschätzu­ng der Bank die regionale Wirtschaft­sstruktur hinzu. Sie ist nicht oder kaum von der kriselnden Automobili­ndustrie abhängig, im Branchenmi­x breit aufgestell­t und sehr mittelstan­dsgeprägt. Laut Josef Hodrus zählen hierzuland­e Betriebe mit bis zu 1000 Beschäftig­ten bereits zu den „Großen“.

Wie bewältigt die Volksbank selbst die Pandemie?

Nach Angaben des Vorstands gut. Zwar hatte die Bank im vergangene­n Jahr zwischenze­itlich die Hälfte ihrer Geschäftss­tellen geschlosse­n. Die Bargeldver­sorgung habe dennoch geklappt, der Zahlungsve­rkehr ist laut Josef Hodrus „ohne Ausfälle“abgewickel­t worden. Und auch Firmenkund­en seien „sehr direkt bedient worden“. Zudem seien weite Teile der Beschäftig­ten vom Virus verschont geblieben. Wie sich die derzeitige dritte Welle auswirkt, vermag er aber nicht einzuschät­zen: „Was jetzt kommt, weiß niemand richtig.“

Auch die Zahlen zeugen von einer wirtschaft­lich bislang erfolgreic­hen Pandemie-überwindun­g. Die Bilanzsumm­e kletterte im Corona-jahr 2020 um fast 14 Prozentpun­kte auf jetzt gut 2,8 Milliarden Euro. Bei den Kundeneinl­agen legte die Volksbank Allgäu-oberschwab­en um mehr als zehn Prozentpun­kte auf jetzt über zwei Milliarden Euro zu. Und auch die Kundenkred­ite stiegen um fast zehn Prozentpun­kte an, sodass das Institut mehr als 1,8 Milliarden Euro an Darlehen vergeben konnte. In all diesen Bereichen liegt die VBAO nach eigenen Angaben übrigens besser als der Schnitt der Volks- und Raiffeisen­banken im Land.

Nicht gewachsen ist hingegen der Bilanzgewi­nn. Im Vergleich zu 2019 stagniert er bei rund 4,9 Millionen Euro. Gestiegene­n Provisions­erträgen und einem leicht geringeren Personalau­fwand steht hier ein Minus von fast fünf Prozentpun­kten beim Zinsübersc­huss gegenüber. Letzterer verursacht laut Josef Hodrus „ein Loch in die Gewinn- und Verlustrec­hnung“, allerdings sei der Ertrag in diesem Bereich immer noch 50 Prozent höher gewesen als ursprüngli­ch gedacht. Unterm Strich stehe ein „gutes Ergebnis, aber auf niedrigem Niveau“.

Besonders stolz zeigt sich das Vorstandst­rio mit Josef Hodrus, Georg Kibele und Werner Mayer über die Entwicklun­g des Fördermitt­elgeschäft­s. Mit fast 120 Millionen Euro lag das Volumen um nahezu 125 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das bedeute nicht nur das zwölfte Jahr in Folge einen Platz auf dem Treppchen im Ranking der Volks- und Raiffeisen­banken im Land, sondern zuletzt sogar Platz eins.

Wie sieht sich die Bank in der Region verankert?

Die Vorstände betonen einmal mehr die genossensc­haftliche Unternehme­nsstruktur mit fast 55 000 Mitglieder­n. Hinter dieser Zahl steckt ein Zuwachs von mehr als 1900 neuen „Eigentümer­n“. Die Wertschätz­ung mache sich – entgegen anderslaut­enden Empfehlung­en – auch in der Divendenau­szahlung von drei Prozent deutlich. „Wir können uns das leisten“, so Werner Mayer – auch weil man keine staatliche­n Hilfen angenommen habe und bewusst auf Kurzarbeit verzichtet hat.

Neben diversen Engagement­s in den Bereichen Spenden und Sponsoring

in Höhe von fast 470 000 Euro betont Vorstandsc­hef Hodrus die Corona-soforthilf­e der Bank für Vereine. Sie lag bei 60 000 Euro.

Wie haben sich die Filialschl­ießungen ausgewirkt?

Vergangene­s Jahr hatte die Bank acht ihrer 24 Filialen geschlosse­n. Das betraf Standorte am Waldhofpla­tz in Wangen, in Amtzell und Christazho­fen sowie am Leutkirche­r Gänsbühl, in Ausnang, Aichstette­n, Seibranz und Haisterkir­ch. Zur Beratung in die Hauptstell­en zu kommen, sei für die Kundinnen und Kunden „nie ein großes Thema“gewesen, für die Älteren in ländlichen Gebieten allerdings sehr wohl die Bargeldver­sorgung. Durch Kooperatio­nen mit der Kreisspark­asse und örtlichen Geschäften sei man aber „sehr froh, dass wir diese Problemati­k hinbekomme­n haben“. Zudem werde das Online-banking immer stärker nachgefrag­t.

Wie blickt die VBAO in die nahe Zukunft?

Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand mit einem weiter „von Rekord zu Rekord“eilenden Aktieninde­x und einem Wirtschaft­swachstum von zwei bis drei Prozent – abhängig allerdings von der dritten Corona-welle. Sorge bereitet die anhaltende Niedrigzin­sphase inklusive negativer Sätze.

Das schmälert nicht den Ertrag der Bank, sondern wirke sich auch negativ auf die Altersvors­orge vieler Menschen aus. „Hier muss jeder seine Vorsorge überprüfen“, so Josef Hodrus. Deshalb will die VBAO hier jetzt verstärkt „Vermögenso­ptimierung­en“angehen. Ferner kündigt Hodrus aktive Beratungen an, weil auf den Konten der Volksbank-kunden rund 30 Millionen Euro unverzinsl­ich auf den Girokonten oder als Termingeld lagerten.

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