Warum es auch in der Innenstadt große Tonnen geben soll
Nach der Kreistagsentscheidung zu den Wertstoffen: Welche Fragen noch offen sind und welche Folgen sie für Vereine hat
- Die Würfel sind gefallen: Der Landkreis Ravensburg stellt mit Beginn des kommenden Jahres die Wertstoffentsorgung vom Bring- auf das Holsystem um. Heißt für die Bürgerinnen und Bürger: Um Leichtverpackungen loszuwerden, entfallen Fahrten zu Wertstoffhöfen oder Entsorgungszentren, der Plastikmüll wird künftig abgeholt. Trotz der Kreistagsentscheidung vom Dienstag sind aber noch einige Fragen offen: Kommt auch in den Innenstädten die Tonne, falls ja in welcher Größe – oder bleibt es dort beim Gelben Sack? Außerdem ist derzeit unsicher, wie es mit dem Wertstoffhof am Südring weiter geht. Einschätzungen von Wangens OB Michael Lang.
Wie kann das Platzproblem gelöst werden?
Zu den Argumenten der Befürworter des Festhaltens am Status Quo zählte unter anderem das Platzproblem in Mehrfamilienhäusern, vor allem aber in Gebäuden der Innenstädte im Kreis. Deshalb haben die Kommunen nun die Option, für diese Bereiche unter drei Varianten auszuwählen: Kommt – wie überall sonst – auch dort die 240-Liter-tonne? Sie hat die Größe der bekannten Papiertonne. Wird das vom Volumen her halb so große Gefäß mit 120 Litern eingeführt? Oder bleibt es beim Gelben Sack – nur, dass der künftig abgeholt wird.
Die Stadträte in Leutkirch und Bad Waldsee hatten bei diesen Fragen schon im Vorfeld der Kreistagssitzung Nägel mit Köpfen gemacht. In Wangens Nachbar-innenstadt kommt der 120-Liter-eimer, im Bad Waldseer Stadtkern soll es Sacksammlungen geben, alternativ wird den Bürgerinnen und Bürgern ebenfalls die kleine Tonne angeboten.
Wie wird sich Wangen für die Innenstadt entscheiden?
Auch der Wangener Gemeinderat hatte sich im Vorfeld der Kreistagsentscheidung mit der Wertstoffentsorgung befasst – und mehrheitlich für einen Erhalt des Bringsystems plädiert. Kein Thema der Debatte war, was passiert, wenn es – wie geschehen – anders kommt. Dazu hatte die Verwaltung im Gegensatz zu Leutkirch und Bad Waldsee keinen „vorbeugenden“Vorschlag auf den Tisch gelegt, auch von den Stadtpolitikern kamen dazu keine Nachfragen.
Für eine Debatte im Nachhinein dürfte es jetzt zu spät sein. Das glaubt zumindest OB Michael Lang, will diesen Punkt aber nochmal prüfen. Hintergrund: Auch der Kreistag stand unter zeitlichem Zugzwang, weil die Verhandlungen mit dem Entsorger, der Dualen System Landball AG, noch im April über die Bühne gehen müssen, damit die Umstellung für das kommende Jahr klappen kann.
Deshalb neigt der Rathauschef zu einer – schnellen – Verwaltungsentscheidung. Und die sieht derzeit vor, auch in der Wangener Alt- und Innenstadt auf die große 240-Liter-tonne umzustellen. Lang führt dazu folgende Argumente ins Feld: Das große Gefäß benötige nicht viel mehr Platz als das kleine. Außerdem rät er von Platzproblemen geplagten Bürgerinnen und Bürgern, Tonnengemeinschaften zu bilden. Angesichts eines aus seiner Sicht sehr unterschiedlichen Meinungsbildes in der Bevölkerung gibt er aber schon jetzt zu: „Dafür werden wir nicht gelobt werden.“
Zumal für Lang eine Abholung Gelber Säcke nicht in Betracht kommt. Diese würden von Tieren aufgerissen, der Müll fliege dann in der Stadt umher – und in der gibt es ohnehin schon länger ein Problem mit Ratten.
Wie beurteilt der OB generell die Kreistagsentscheidung?
Michael Lang hatte für die Beibehaltung des bisherigen Systems plädiert, weiß aber auch: „Die Meinungen dazu gehen weit auseinander.“Seine Haltung habe er „versucht, nach gutem Wissen und Gewissen zu vertreten“. Zumal er nach wie vor findet, dass die bisherige Lösung „nicht so schlecht“sei. Deshalb hätte sich Wangens Rathauschef gewünscht, an dieser zumindest noch drei Jahre festzuhalten. Hintergrund: Um die Zeitspanne bis 2025 geht es bei den anstehenden Verhandlungen des Landratsamts mit dem Entsorger. Das hätte Zeit gebracht, sich Gedanken zu machen über eine bessere Lösung als die jetzt beschlossene: „Diese Mühe hätte ich gern gesehen.“
Den Ausschlag für die knappe Kreistags-entscheidung von 35 zu 25 Stimmen für die Änderung haben nach seiner Einschätzung insbesondere Ravensburger Belange gegeben: „Wo es nicht gut funktioniert, ist das Interesse groß.“
Welche Folgen hat das Votum für den Wertstoffhof und die Vereine?
Für Lang sind die Auswirkungen derzeit unklar – vor allem für die Vereine, die am Südring Personal zur Verfügung stellen und im Gegenzug städtische Einnahmen aus den Wertstoffen und dem Altpapier erhalten – wobei die Leichtverpackungen den Löwenanteil der Beträge ausmachen.
Ob die Vereine vor dem Hintergrund schwindender Einnahmen bereit sein werden, dort weiter Dienst zu tun, ist für ihn offen: „Für die Arbeit muss es eine gute Entlohnung geben.“Deshalb will die Stadt Gespräche mit dem Landratsamt führen: „Ich bin mir sicher, dass Kreiskämmerer Franz Baur Interesse daran hat, dass es gut funktioniert.“
Klar ist für Wangens OB aber, dass am Wertstoffhof weiterhin diverse andere Dinge angenommen werden, wie etwa der Grünmüll. Unabhängig davon stellt sich langfristig die Standortfrage. Denn die Stadt hat weiterhin einen Umzug der Anlage vom Südring in die Zeppelinstraße im Auge – und zwar in die unmittelbare Nähe des Entsorgers Föll.