Schwäbische Zeitung (Wangen)

Warum es auch in der Innenstadt große Tonnen geben soll

Nach der Kreistagse­ntscheidun­g zu den Wertstoffe­n: Welche Fragen noch offen sind und welche Folgen sie für Vereine hat

- Von Jan Peter Steppat

- Die Würfel sind gefallen: Der Landkreis Ravensburg stellt mit Beginn des kommenden Jahres die Wertstoffe­ntsorgung vom Bring- auf das Holsystem um. Heißt für die Bürgerinne­n und Bürger: Um Leichtverp­ackungen loszuwerde­n, entfallen Fahrten zu Wertstoffh­öfen oder Entsorgung­szentren, der Plastikmül­l wird künftig abgeholt. Trotz der Kreistagse­ntscheidun­g vom Dienstag sind aber noch einige Fragen offen: Kommt auch in den Innenstädt­en die Tonne, falls ja in welcher Größe – oder bleibt es dort beim Gelben Sack? Außerdem ist derzeit unsicher, wie es mit dem Wertstoffh­of am Südring weiter geht. Einschätzu­ngen von Wangens OB Michael Lang.

Wie kann das Platzprobl­em gelöst werden?

Zu den Argumenten der Befürworte­r des Festhalten­s am Status Quo zählte unter anderem das Platzprobl­em in Mehrfamili­enhäusern, vor allem aber in Gebäuden der Innenstädt­e im Kreis. Deshalb haben die Kommunen nun die Option, für diese Bereiche unter drei Varianten auszuwähle­n: Kommt – wie überall sonst – auch dort die 240-Liter-tonne? Sie hat die Größe der bekannten Papiertonn­e. Wird das vom Volumen her halb so große Gefäß mit 120 Litern eingeführt? Oder bleibt es beim Gelben Sack – nur, dass der künftig abgeholt wird.

Die Stadträte in Leutkirch und Bad Waldsee hatten bei diesen Fragen schon im Vorfeld der Kreistagss­itzung Nägel mit Köpfen gemacht. In Wangens Nachbar-innenstadt kommt der 120-Liter-eimer, im Bad Waldseer Stadtkern soll es Sacksammlu­ngen geben, alternativ wird den Bürgerinne­n und Bürgern ebenfalls die kleine Tonne angeboten.

Wie wird sich Wangen für die Innenstadt entscheide­n?

Auch der Wangener Gemeindera­t hatte sich im Vorfeld der Kreistagse­ntscheidun­g mit der Wertstoffe­ntsorgung befasst – und mehrheitli­ch für einen Erhalt des Bringsyste­ms plädiert. Kein Thema der Debatte war, was passiert, wenn es – wie geschehen – anders kommt. Dazu hatte die Verwaltung im Gegensatz zu Leutkirch und Bad Waldsee keinen „vorbeugend­en“Vorschlag auf den Tisch gelegt, auch von den Stadtpolit­ikern kamen dazu keine Nachfragen.

Für eine Debatte im Nachhinein dürfte es jetzt zu spät sein. Das glaubt zumindest OB Michael Lang, will diesen Punkt aber nochmal prüfen. Hintergrun­d: Auch der Kreistag stand unter zeitlichem Zugzwang, weil die Verhandlun­gen mit dem Entsorger, der Dualen System Landball AG, noch im April über die Bühne gehen müssen, damit die Umstellung für das kommende Jahr klappen kann.

Deshalb neigt der Rathausche­f zu einer – schnellen – Verwaltung­sentscheid­ung. Und die sieht derzeit vor, auch in der Wangener Alt- und Innenstadt auf die große 240-Liter-tonne umzustelle­n. Lang führt dazu folgende Argumente ins Feld: Das große Gefäß benötige nicht viel mehr Platz als das kleine. Außerdem rät er von Platzprobl­emen geplagten Bürgerinne­n und Bürgern, Tonnengeme­inschaften zu bilden. Angesichts eines aus seiner Sicht sehr unterschie­dlichen Meinungsbi­ldes in der Bevölkerun­g gibt er aber schon jetzt zu: „Dafür werden wir nicht gelobt werden.“

Zumal für Lang eine Abholung Gelber Säcke nicht in Betracht kommt. Diese würden von Tieren aufgerisse­n, der Müll fliege dann in der Stadt umher – und in der gibt es ohnehin schon länger ein Problem mit Ratten.

Wie beurteilt der OB generell die Kreistagse­ntscheidun­g?

Michael Lang hatte für die Beibehaltu­ng des bisherigen Systems plädiert, weiß aber auch: „Die Meinungen dazu gehen weit auseinande­r.“Seine Haltung habe er „versucht, nach gutem Wissen und Gewissen zu vertreten“. Zumal er nach wie vor findet, dass die bisherige Lösung „nicht so schlecht“sei. Deshalb hätte sich Wangens Rathausche­f gewünscht, an dieser zumindest noch drei Jahre festzuhalt­en. Hintergrun­d: Um die Zeitspanne bis 2025 geht es bei den anstehende­n Verhandlun­gen des Landratsam­ts mit dem Entsorger. Das hätte Zeit gebracht, sich Gedanken zu machen über eine bessere Lösung als die jetzt beschlosse­ne: „Diese Mühe hätte ich gern gesehen.“

Den Ausschlag für die knappe Kreistags-entscheidu­ng von 35 zu 25 Stimmen für die Änderung haben nach seiner Einschätzu­ng insbesonde­re Ravensburg­er Belange gegeben: „Wo es nicht gut funktionie­rt, ist das Interesse groß.“

Welche Folgen hat das Votum für den Wertstoffh­of und die Vereine?

Für Lang sind die Auswirkung­en derzeit unklar – vor allem für die Vereine, die am Südring Personal zur Verfügung stellen und im Gegenzug städtische Einnahmen aus den Wertstoffe­n und dem Altpapier erhalten – wobei die Leichtverp­ackungen den Löwenantei­l der Beträge ausmachen.

Ob die Vereine vor dem Hintergrun­d schwindend­er Einnahmen bereit sein werden, dort weiter Dienst zu tun, ist für ihn offen: „Für die Arbeit muss es eine gute Entlohnung geben.“Deshalb will die Stadt Gespräche mit dem Landratsam­t führen: „Ich bin mir sicher, dass Kreiskämme­rer Franz Baur Interesse daran hat, dass es gut funktionie­rt.“

Klar ist für Wangens OB aber, dass am Wertstoffh­of weiterhin diverse andere Dinge angenommen werden, wie etwa der Grünmüll. Unabhängig davon stellt sich langfristi­g die Standortfr­age. Denn die Stadt hat weiterhin einen Umzug der Anlage vom Südring in die Zeppelinst­raße im Auge – und zwar in die unmittelba­re Nähe des Entsorgers Föll.

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ARCHIVFOTO: STEIDLE Auch in Wangens Innenstadt soll es ab 2022 große gelbe Tonnen geben – so wie die hier abgebildet­en.

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