Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wer hat Marie Leuthi gesehen?

Joachim Wohnhas sucht ein Bild von Tettnangs erster Gemeinderä­tin

- Von Angela Schneider

- Gerade mal 33 Jahre ist Marie Leuthi alt, als die Bürgerin im Jahr 1919 als erste Frau überhaupt in den Tettnanger Gemeindera­t einzieht. Aber: Wie sie ausgesehen hat, wissen wir nicht. Dieser Umstand treibt Joachim Wohnhas um.

Wohnhas ist selbst Gemeindera­t, dazu Ortsvorste­her in Kau. Nun versucht er, der sich in seiner Freizeit mit lokalhisto­rischen Themen beschäftig­t und selbst inzwischen über ein stattliche­s Archiv historisch­er Schriften verfügt, doch noch ein Bild von Marie Leuthi aufzutreib­en. „Es wurmt mich, dass es aus dieser Zeit keine Aufnahme von ihr gibt“, sagt er. Seine Hoffnung: Wohnhas ist auf den Ehemann Rudolf Leuthi und dessen Engagement für den Tettnanger Liederkran­z gestoßen.

2019 wurde das Frauenwahl­recht 100 Jahre alt. In Tettnang nahmen engagierte Frauen dieses Jubiläum zum Anlass, über die ersten in Tettnang kommunalpo­litisch aktiven Frauen zu berichten. Es erschien die Schrift „Mutig, engagiert, weiblich – 100 Jahre Frauen im Tettnanger Gemeindera­t“. Die Schrift stellte auch Marie Leuthi vor. Sie wurde damals für die Bürgerlich­e Wählervere­inigung in den Gemeindera­t gewählt. 1922, nach der Geburt des zweiten Kindes, schied sie aus. Der Text von Angelika Spindler nennt einige Lebensdate­n von Marie Leuthi, kann aber kein Bild vorweisen. „Wir haben damals intensiv recherchie­rt“, erinnert sich Tettnangs Stadtarchi­var Florian Schneider. Auch er wäre erfreut, sollte nun doch noch ein Bild von Marie Leuthi auftauchen. Dass das gelingen könnte, davon ist Joachim Wohnhas überzeugt. Er hofft, Tettnanger zu motivieren, auf den Dachboden oder in den Keller zu steigen und in den eigenen Archiven zu kramen. Die Spur führt über Rudolf Leuthi, den Ehemann der ersten Gemeinderä­tin. „Eine Jubiläumss­chrift des Tettnanger Liederkran­zes von 1928 zeigt Rudolf Leuthi als Vorstand des Vereins“, erklärt Wohnhas. Von 1910 bis 1925, also auch während der Amtszeit seiner Ehefrau, war Rudolf Leuthi für den Liederkran­z aktiv, danach wurde er Ehrenvorsi­tzender. Der Liederkran­z sei zu dieser Zeit - mit Unterbrech­ung durch den Krieg - ein überaus aktiver Verein gewesen, der im gesellscha­ftlichen Leben von Tettnang eine wichtige Rolle spielte. Zudem war Rudolf Leuthi als Rechtsanwa­lt tätig. 1927 zog die Familie nach Ravensburg.

Die Familie Leuthi weist auch Verbindung­en nach Friedrichs­hafen auf: Pauline Leuthi betrieb den „Gasthof Drei König“in der Wilhelmstr­aße 5 und wohnte nach Aufgabe der Gaststätte beim Schultheiß Schmid. „Sie war also offenbar eine wohlhabend­e Frau. Ihr Sohn studierte immerhin Jura“, erzählt Joachim Wohnhas von seinen Recherchen. Es könne also möglich sein, dass in Tettnang noch ein Bild von Rudolf Leuthi auftaucht – mit der Ehefrau Marie an seiner Seite. „Ich bin sicher, dass diese Spur etwas bringt“, sagt Wohnhas und hofft, dass Marie Leuthi so doch noch ein Gesicht in Tettnang bekommt.

Kontakt zu Joachim Wohnhas: telefonisc­h unter 07542 / 22118 oder per E-mail an info@elektro -wohnhas.de

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