So vielfältig feiert Europa Ostern
Bei unseren europäischen Nachbarn toben Osterhexen im Garten und fliegen Glocken durch die Lüfte
Das Fest der Auferstehung Christi ist in ganz Europa mit fantasievollen Bräuchen verbunden. Leider fallen auch in diesem Jahr Großveranstaltungen in ganz Europa wegen der Corona-epidemie aus. Davon sind auch österliche Messen und Prozessionen betroffen. Wir stellen Osterbräuche in ganz Europa vor, die selbst in der aktuellen Lage zelebriert werden können.
Frankreich: Reisende Glocken mit süßem Inhalt
Warum die Glocken von Gründonnerstag bis Ostersonntag schweigen, hat mehrere Erklärungen: entweder vor Trauer über die Kreuzigung Jesu Christi, die erst mit der Auferstehung zu Ende geht – oder, und das ist eher bildlich zu sehen, weil die Glocken am Gründonnerstag nach Rom aufbrechen. Dort lassen sie sich vom Papst segnen und packen für die Kinder zu Hause Geschenke ein. Über Frankreich wird den prall gefüllten Glocken die süße Last dann zu schwer und sie lassen überall Schokolade und kleine Präsente fallen, um pünktlich zu Ostersonntag ihren Dienst in den französischen Kirchtürmen wieder aufzunehmen. Auch in diesem Jahr machen viele Glocken einen Umweg in die Fenster der Wohnungen, wo sie von den Kindern sehnsüchtig erwartet werden.
Italien: Osterkuchen und Milchlämmer
Prunkvolle Prozessionen und leidenschaftliche Passionsspiele, wie sie gerade in Italiens Süden den Mittelpunkt der Osterfeierlichkeiten darstellen, gibt es auch dieses Jahr nicht. Die päpstlichen Gottesdienste der Kar- und Ostertage in Rom werden
Farbenprächtig: bemalte Ostereier aus Griechenland, wo eine ganze Woche gefeiert wird.
ohne die Anwesenheit von Gläubigen stattfinden, die Generalaudienzen des Papstes und die Angelusgebete bis zum 12. April ausschließlich als Livestream im Internet verbreitet. Den Segen „Urbi et Orbi“gibt es natürlich dennoch. Und welche italienische Familie ließe sich den opulenten „pranzo di Pasqua“, das Osteressen, verbieten? Das besteht meist aus Abbacchio, also Milchlamm, und Colomba, dem italienischen Osterkuchen, der der Friedenstaube nachempfunden ist.
Spanien: Osterfeier und gefühlsreiche Prozessionen
Das sprichwörtliche spanische Temperament zeigt sich auch zu Ostern. Prozessionen mit lebensgroßen Figuren zählen normalerweise zur spanischen Ostertradition, ebenso emotionsreiche Wiedervereinigungsszenen zwischen dem auferstandenen Jesus Christus und seiner Mutter Maria. Auf all das werden die Spanier auch in diesem Jahr verzichten müssen. Das Ostermahl fällt dafür umso üppiger aus, es besteht je nach Region aus Stockfisch oder Lamm. Selbstverständlich dürfen die würzigen Panades oder die süßen Robiols, Teigtaschen mit Fleisch- oder Fischfüllung
oder deren süße Variante, dabei nicht fehlen.
Schweden: Osterhexen und bunte Birkenzweige
Zu Ostern wird in Schweden das Haus mit dem traditionellen Paskris, einem Birkenzweig, behangen und mit Eiern, Federn oder kleinen Küken geschmückt. Die Kinder verkleiden sich als Osterhexen, Poskkärringar, und erbeuten in der Nachbarschaft oder aufgrund geltender Corona-beschränkungen
in der Familie sogenannte Godis, Süßigkeiten. Das Papp-osterei, in dem die süße Beute verschwindet, wird anschließend natürlich versteckt und darf erst am Ostersonntag gesucht werden. Richtig traditionell geht es beim Ostermahl zu. Köttbullar, Hackfleischbällchen, Hering, Lachs und belegte Eihälften gehören zum Pflichtprogramm. Dazu wird Paskmust, eine Art Malzbier, getrunken, das es nur zu Ostern gibt.
Luftig: der Paskris, ein mit Federn geschmückter Osterzweig aus Schweden.
Polen: Körbchensegnung feuchtfröhliche Taufen und
Im katholischen Polen werden am Ostersonntag bunte Körbe mit Wurst, Salz, Pfeffer, Meerrettich, Roten Beten und Kuchen gefüllt. Auf den Segen in der Auferstehungsmesse muss vermutlich auch dieses Jahr verzichtet werden und das große Osterfrühstück wird im kleineren Familienkreis stattfinden. Die gesegneten Eier, die Pisanki, werden ihren Segen medial erfahren und dann geteilt und unter Glück- und Segenswünschen verzehrt. Am Ostermontag wird mit „Smigus Dyngu“der Taufe von Mieszko I. im Jahr 966 gedacht, der den katholischen Glauben nach Polen gebracht hat. Noch heute werden deshalb symbolische Taufen veranstaltet, die unter Freunden auch zu einer Jagd mit dem Wassereimer ausarten können.
Großbritannien: Tanzende Männer und Hot Cross Buns
Wird Weihnachten auf der Insel gerne kitschig und üppig gefeiert, so geht es zu Ostern eher ruhiger zu. Daran hat sich auch durch den Brexit nichts geändert. Für Kinder werden Ostereier versteckt und selbst der Osterhase hat es bis Großbritannien geschafft. Auf den Morris Dance, bei dem meist junge Männer in schwarzroten Hosen, frühlingshaft mit Bändern und Glöckchen geschmückt, einen Tanz aufführen, wird dieses Jahr erneut verzichtet. Die Hot Cross Buns, spezielle Osterbrötchen, und den traditionellen Simnel-kuchen, einen Obstkuchen mit Marzipan, gibt es trotz Corona.
Irland: Heringsbegräbnisse und Lauchsuppe
Strenggläubige Iren essen am Karfreitag wenig bis gar nichts und gehen, wenn überhaupt, nur barfuß auf die Straße. Dieses Jahr bleiben die Füße dank Corona warm, ausgehen soll dort niemand ohne guten Grund. Nach der Messe am Ostersonntag, die auch in Irland über die Medien verfolgt werden kann, gibt es das traditionelle Osteressen, bestehend aus Lauchsuppe und Lamm. Die Heringsbegräbnisse zum Ende der Fastenzeit als Zeichen, dass die fetthaltigen Fische nun nicht mehr auf dem Essensplan stehen, finden höchstens symbolisch statt.
Griechenland: Eine ganze Woche Ostern
In Griechenland wird Ostern gleich eine ganze Woche lang gefeiert, nämlich die „Große Woche“. Sie beginnt am „Großen Montag“und endet am „Großen Samstag“um Mitternacht mit der Auferstehung Christi. Während dieser Zeit soll alles möglichst lebensecht im Zeichen der Leidensgeschichte von Jesus Christus stehen. Auf die sehr real anmutende Leidensgeschichte in den Kirchen wird auch in diesem Jahr aufgrund der Corona-krise verzichtet werden, nicht jedoch auf die traditionelle Ostersuppe aus Lamm-innereien und das Osterbrot. (srt)