Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wer es warm haben will, muss tiefer in die Tasche greifen

Im Winter 2020/2021 wurde mehr geheizt – Dabei profitiert­en Verbrauche­r von ungewöhnli­ch niedrigen Ölpreisen – Das ist jetzt vorbei

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(dpa) - Die Haushalte in Deutschlan­d mussten im vergangene­n Winter deutlich mehr heizen, auf den Heizkosten­abrechnung­en dürfte sich das aber nur in geringem Umfang niederschl­agen. Bis zum Jahreswech­sel hätten niedrige Rohstoffpr­eise und die zeitweise Mehrwertst­euersenkun­g das Heizen kräftig verbilligt, berichtete­n die Vergleichs­portale Check24 und Verivox. Deshalb werde es trotz des aktuellen Preisansti­egs für die Heizperiod­e von September bis März bei den Gaskosten insgesamt nur ein leichtes Plus geben. Für Heizölkund­en falle die Rechnung unterm Strich sogar niedriger aus.

„Gas und ganz besonders Heizöl waren zu Beginn der aktuellen Heizperiod­e von September bis Dezember 2020 aufgrund der Corona-pandemie

und der damit einhergehe­nden schwachen Weltkonjun­ktur vergleichs­weise günstig“, sagte Lasse Schmid, Geschäftsf­ührer Energie bei Check24. „Deshalb schlagen die höheren Kosten durch einen gestiegene­n Heizbedarf noch nicht voll durch.“

Laut Verivox ist der Heizbedarf für einen Musterhaus­halt in einem Einfamilie­nhaus im Winter 2020/ 2021 im Vergleich zur milderen Heizperiod­e 2019/2020 um gut sieben Prozent gestiegen. Eine Familie mit Gasheizung habe durchschni­ttlich 781 Euro für ein warmes Zuhause zahlen müssen. Das sei knapp ein Prozent mehr als in der vorangegan­genen Heizsaison. Auch Check24 erwartet in der Summe leicht steigende Heizkosten für Verbrauche­r mit Gasheizung.

Erheblich preiswerte­r war nach Angaben der beiden Portale das Heizen mit Öl. „Wer im September 2020 seinen Tank auffüllte, hat eine der günstigste­n Heizperiod­en überhaupt hinter sich“, sagte Thorsten Storck, Energieexp­erte bei Verivox. Für ein Einfamilie­nhaus mit Ölheizung errechnete das Portal durchschni­ttliche Heizkosten von 709 Euro. Das seien etwa 16 Prozent weniger als in der vorherigen Heizperiod­e. Etwa die Hälfte der Wohnungen in Deutschlan­d wird mit Gas beheizt, gut ein Viertel mit Heizöl. Der Rest entfällt auf Fernwärme und andere Heizarten.

Ein Sonderfakt­or ist die Arbeit im Homeoffice. Sie kann die private Heizkosten­rechnung nach oben treiben. Wie Verivox bereits Ende 2020 ausgerechn­et hatte, müssen Beschäftig­te,

die in den Wintermona­ten statt ins Büro zu fahren komplett von zu Hause aus arbeiten, mit einem um rund vier Prozent höheren Heizbedarf rechnen.

Generell ist die Phase der niedrigen Heizkosten inzwischen vorbei. Die Mehrwertst­euer ist auf den alten Satz von 19 Prozent zurückgeke­hrt, zudem verteuert der neue Co2-preis das Heizen mit Gas und Öl. Auch die Rohstoffpr­eise sind gestiegen. Seit dem Tiefstwert im Oktober 2020 hat sich der durchschni­ttliche Preis für Gas deshalb laut Check24 um knapp zehn Prozent erhöht. Noch viel kräftiger sei der Preisansti­eg beim Heizöl. Im März 2021 hätten 2000 Liter durchschni­ttlich 1236 Euro gekostet. Im vergangene­n September seien für die gleiche Menge durchschni­ttlich nur 770 Euro fällig gewesen.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA Eine Frau dreht am Thermostat einer Heizung: Die Zeiten günstiger Öl- und Gaspreise sind allerdings erst mal vorbei.

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