Schwäbische Zeitung (Wangen)

22 Mumien in Prozession durch Kairo geleitet

Spektakel soll Touristen ins Land locken – Pharaonen nun im neuen Museum für Ägyptische Zivilisati­on

- Von Johannes Sadek

(dpa) - Mumien bekannter Pharaonen zählen für Ägypten zu den wichtigste­n Kulturgüte­rn überhaupt. Nun sind 22 von ihnen mit großem Pomp durch Kairo von einem Museum ins nächste gezogen – wohl auch in der Hoffnung, wieder mehr der dringend erwarteten Touristen ins Land zu locken.

Es war ein großes Spektakel für verstorben­e Herrscher: Tausende Jahre nach ihrem Tod sind die Mumien von 22 Königen und Königinnen in einer feierliche­n Prozession durch Kairo transporti­ert worden. Anlass der Fahrt am Samstagabe­nd war die Verlegung der Mumien vom Ägyptische­n Museum am Tahrirplat­z ins neu eingeweiht­e Museum für Ägyptische Zivilisati­on (NMEC). Nach Jahrzehnte­n in dem neoklassiz­istischen Bau im Zentrum der Hauptstadt sollen die Mumien der 18 Könige und vier Königinnen künftig dauerhaft im NMEC unterkomme­n.

Ägypten verwandelt­e die Verlegung in eine Prozession nach antikem Vorbild, als verstorben­e Herrscher mit großen Ehren zu ihren Grabstätte­n transporti­ert wurden. Unter dem Titel „Die goldene Parade des Pharaos“fuhren die dekorierte­n Wagen begleitet von einer Polizeikol­onne die abgesperrt­e Nil-promenade entlang. Dutzende Reiter und kostümiert­e Darsteller zogen Teile des Wegs ebenfalls mit. Am NMEC verfolgte Präsident Abdel

Fattah al-sisi

Mumien.

Unter den Mumien ist die des bedeutende­n Pharaos Ramses II., der auch „der Große“genannt wurde und ab 1279 v. Chr. für 66 Jahre über Ägypten herrschte. Er erbaute die Tempel von Abu Simbel und führte sein Land nach mehreren Kriegen in einer relativ langen Friedensze­it zu Wohlstand. Verlegt wurde auch die Mumie der legendären Pharaonin Hatschepsu­t (Regentscha­ft 1479-1458 v. Chr.), die erst anstelle ihres minderjähr­igen Stiefsohns Tutmosis III. regierte, sich dann aber selbst zur Königin krönen ließ.

Mit dem Spektakel samt Lichtshow – der sonst überfüllte Tahrirplat­z wurde für die Show abgesperrt und herausgepu­tzt – will Ägypten vermutlich auch Touristen ins Land locken. Die Wirtschaft ist von Tourismus-einnahmen abhängig und hat während der Corona-pandemie stark gelitten. Begleitet wurde die Prozession von dramatisch­er Musik eines Chors und Orchesters im NMEC, wo die Mumien mit militärisc­hen Ehren empfangen wurden – „wie es Königen entspricht“, schrieb die staatliche Nachrichte­nseite Al-ahram.

Zu der Prozession reiste unter anderem die Generaldir­ektorin der Un-kulturorga­nisation Unesco, Audrey Azoulay, nach Kairo. Präsident Al-sisi bezeichnet­e die Prozession auf Twitter als „majestätis­chen Anblick, der neuer Beleg ist für die Größe des ägyptische­n Volks“. die Ankunft der

 ?? FOTO: KAREM AHMED/IMAGO IMAGES ?? Hier Pharao Amenhotep II (1427–1401) in einem der 22 aufwendig dekorierte­n Wagen, die vom Ägyptische­n Museum am Tahrir-platz ins neu eingeweiht­e Museum für Ägyptische Zivilisati­on (NMEC) fuhren. Den Wegesrand säumen kostümiert­e Tempelwäch­ter und Reiter.
FOTO: KAREM AHMED/IMAGO IMAGES Hier Pharao Amenhotep II (1427–1401) in einem der 22 aufwendig dekorierte­n Wagen, die vom Ägyptische­n Museum am Tahrir-platz ins neu eingeweiht­e Museum für Ägyptische Zivilisati­on (NMEC) fuhren. Den Wegesrand säumen kostümiert­e Tempelwäch­ter und Reiter.

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