Ohne seine „Lady“kann er nicht mehr leben
Wohnungsloser in Lindau sucht nach einer neuen Unterkunft für sich und seine Border-collie-hündin
- Wenn in der Lindauer Bahnhofsmission Menschen um Hilfe bitten, weil sie kein Dach über dem Kopf haben, dann ist die Obdachlosenunterkunft der Stadt meist die erste Anlaufstelle. Doch für Wohnungslose mit Hund ist die Lage komplizierter.
Das bekommt gerade ein Mann zu spüren, der zuletzt mit seiner Border-collie-dame im See-hostel in Wasserburg gewohnt hat. Das war in den vergangenen Monaten ebenso wie das Lindauer Hostel eine weitere „Ausweichmöglichkeit“für Menschen, die kurzfristig eine Bleibe suchten. „Da haben wir immer wieder jemanden hin vermittelt“, sagt die Leiterin der Lindauer Bahnhofsmission Conny Schäle und ergänzt, dass dies „sehr unkompliziert“geklappt habe.
Doch nachdem das Wasserburger See-hostel Ende März schloss, mussten alle ausziehen. Von den Frauen und Männern, die die Bahnhofsmission zuletzt dort untergebracht hatte, haben laut Schäle die meisten eine neue Unterkunft gefunden. Bis auf einen Problemfall: ein Mann mit einem Hund.
Seit dem Tod seiner Mutter kümmert sich der 58-Jährige um Lady, eine Border-collie-dame. Die beiden sind unzertrennlich. „Der Hund ist das letzte, was ihm noch geblieben ist“, sagt Schäle. Doch jetzt ist es der geliebte Hund, der dem Mann die Wohnungssuche erschwert. „In Lindau gibt es nichts, wo jemand mit Hund hin kann“, sagt Schäle.
Die Stadt bestätigt, dass in der Lindauer Obdachlosenunterkunft keine Hunde erlaubt sind. Das sei nicht nur aus Hygienegründen nicht machbar, sagt Jürgen Widmer, Sprecher der Stadt Lindau. „Wenn mehrere Hunde in der Unterkunft wären, würde dies für zusätzlichen Stress sorgen.
Die gängige Praxis sei, dass der Hund solange ins Tierheim muss, während sein Frauchen oder Herrchen in der Obdachlosenunterkunft wohnt. Doch das kommt für den 58Jährigen nicht infrage. Lady sei wie ein Kind für ihn. „Ich kann nicht mehr ohne sie leben.“
Inzwischen sind die beiden in einem kleinen Raum der Gemeinde Wasserburg untergekommen. Hier können sie höchstens vier Wochen bleiben, sagt der Mann und betont. „Ich bin in Wohnungsnot.“Er hoffe daher auf eine bezahlbare Unterkunft für sich und die 13 Jahre alte ruhige und saubere Hündin.
Die Vorstellung, sich von seiner vierbeinigen Freundin trennen zu müssen, setze ihm zu, meint Schäle. In einer Großstadt hätte er wohl bessere Chancen, mit Hund irgendwo unterzukommen. Aber er würde gern in der Gegend bleiben. Doch die Wohnungssuche sei eine hohe Hürde für ihn. „Er fühlt sich von der Welt verlassen“, sagt Schäle. Deshalb braucht er Lady an seiner Seite.
Wer einen Tipp oder eine Unterkunft hat, der kann sich bei der Bahnhofsmission Lindau bei Conny Schäle unter Telefonnummer 08382 / 9092709 oder per E-mail melden an lindau@ bahnhofsmission.de