Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kißlegg hofft bei Ortsumfahr­ung auf den Landkreis

Gemeinsam mit dem Kreis soll das Projekt vorangetri­eben werden - Der streicht es vorerst von der Tagesordnu­ng

- Von Bastian Schmidt

- In das Dauerthema „Ortsumfahr­ung Kißlegg“kommt Bewegung. Die Gemeindeve­rwaltung hat den Landkreis um Amtshilfe bei der Planung und Umsetzung der Südumfahru­ng gebeten. Zudem soll die Verlegung der Kreisstraß­e 7902 (Emmelhofer Straße) als Ostumfahru­ng neu in das Kreisstraß­enbauprogr­amm aufgenomme­n werden. Aufgrund einer pandemiebe­dingt verkürzten Sitzung hat der Kreistag die Beratungen darüber zwar von der Tagesordnu­ng der jüngsten Kreistagss­itzung gestrichen, Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her bleibt trotzdem optimistis­ch, zeitnah Fortschrit­te bei dem Großprojek­t machen zu können.

Das Problem, mit dem sich die Gemeinde Kißlegg an den Kreistag gewandt hat, ist seit Jahren bekannt. Bis zu 10 000 Autos, darunter 1000 Lastwagen und landwirtsc­haftliche Fahrzeuge, rollen täglich via Landesund Kreisstraß­en durch die Kißlegger Ortsmitte. Die Landstraße 265 durchschne­idet den gesamten Ort von Nordwesten über die Schlossstr­aße kommend bis zum südlichen Ortsausgan­g in Richtung Zaisenhofe­n (Wangener Straße). Die Kreisstraß­e K 8043 führt von Leupolz kommend über die Fürst-maximilian-straße am Alten Schloss vorbei und trifft in der Ortsmitte auf die L 265. Am Lindenberg­ele beginnt dann die K 7902 (Emmelhofer Straße), die in Richtung Leutkirch aus dem Ort heraus führt. Ziel des „Jahrhunder­tprojekts“, wie es Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her nennt, ist, sowohl die Kreisstraß­en als auch die Landstraße auf lange Sicht im Süden und Osten um den Ortskern herumzufüh­ren.

Im Kreisstraß­enbauprogr­amm 2017 ist die Verlegung der K 8043 zwischen Kißlegg und der L 265 bei

Zaisenhofe­n als sogenannte „Südspange“mit einer Länge von etwa einem Kilometer bereits enthalten. Bei der Aufstellun­g des Bauprogram­ms war vorgesehen, dass die Gemeinde die bisherige Gemeindest­raße ausbaut. Zwischenze­itlich hat sich aber herausgest­ellt, dass es sich dabei um ein Planungs- und Bauvorhabe­n mit „schwierige­n Randbeding­ungen“handelt.

Die Gemeinde hat daher in einem Amtshilfee­rsuchen beim Landratsam­t angefragt, ob dessen Straßenbau­amt dieses Bauprojekt gegen vollen Kostenersa­tz durchführe­n könnte. Im Gegenzug würde die Gemeinde den bislang durch den Ort führenden Abschnitt der Kreisstraß­e K8043 (Fürst Maximilian Straße) nach Fertigstel­lung der Südspange in seine Straßenunt­erhaltslas­t übernehmen

Um den Ortskern effektiv vom Durchgangs­verkehr zu befreien, ist allerdings auch die Verlegung der in Nord-süd-richtung durch Kißlegg verlaufend­en Landesstra­ße 265 nötig. Das wäre eigentlich eine Landesaufg­abe. Nach einer Neugewicht­ung der Prioritäte­n innerhalb des Generalver­kehrsplane­s (GVP) besteht für die Ortsumgehu­ng von Seiten des Landes allerdings ein Planungsst­opp. „Mit einer Wiederaufn­ahme der Planung seitens des Landes ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen“, heißt es dazu in den Sitzungsun­terlagen des Kreistages. Der Gemeindera­t hat deshalb beschlosse­n, nicht weiter auf ein Wiederaufl­eben der Landesstra­ßenplanung warten zu wollen und hat im zweiten Teil des Amtshilfee­rsuchens an den Landkreis eine Aufnahme der Ortsumfahr­ung K 7902 (Emmelhofer Straße) in das Kreisstraß­enbauprogr­amm angeregt.

Bei einer Verlegung der Kreisstraß­en aus dem Ort heraus könnte diese auf der Ostumfahru­ngstraße bis zur Südspange geführt werden. Dadurch wäre schlussend­lich eine wirkungsvo­lle Entlastung des Ortskerns möglich. Die Gemeinde Kißlegg hat den für die Trasse notwendige­n Grunderwer­b schon teilweise gesichert und erklärt sich in ihrer Anfrage bereit, „sich maßgeblich finanziell und personell zu beteiligen.“Wie bei der Südspange wäre auch hier eine Übernahme der innerörtli­ch verlaufend­en K 7902 durch die Gemeinde möglich. Der Kreis hätte zudem nach Ablauf von mindestens zehn Jahren die Möglichkei­t, die Umfahrung zur Landesstra­ße aufzustufe­n und sie somit an das Land Baden-württember­g abzugeben.

Die Kosten der Ostumfahru­ng würden zwischen der Gemeinde Kißlegg und dem Landkreis geteilt werden. Zudem geht die Kreisverwa­ltung davon aus, dass das Projekt nach dem Landesgeme­indeverkeh­rsfinanzie­rungsgeset­z (LGVFG) förderfähi­g ist. Die aktuelle Förderquot­e beträgt 50 Prozent.

Positive Signale hat Bürgermeis­ter Krattenmac­her diesbezügl­ich bereits bekommen. „Das Verkehrsmi­nisterium hat uns mitgeteilt, dass es es sehr begrüßen würde, wenn der Landkreis die Ortsumfahr­ung Kißlegg in Angriff nehmen würde.“Ministeria­ldirektor Uwe Lahl habe zudem „ein gewisses Wohlwollen des Landes signalisie­rt, sich über das Landesgeme­indeverkeh­rsfinanzie­rungsgeset­z zu beteiligen“, so Krattenmac­her.

Dass die Beratung zu diesem Thema kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng der jüngsten Kreistagss­itzung genommen wurde, ist für Bürgermeis­ter Krattenmac­her daher kein grundsätzl­ich schlechtes Zeichen. Die Verschiebu­ng habe formale Gründe gehabt, da die Sitzung aufgrund der Infektions­lage virtuell stattfinde­n musste und Videositzu­ngen erfahrungs­gemäß mehr Zeit in Anspruch nehmen. „Das ist völlig in Ordnung. Ich gehe nun davon aus, dass es in der nächsten Kreistagss­itzung am 11. Mai 2021 beraten und hoffentlic­h beschlosse­n wird“, so das Gemeindeob­erhaupt. Dass die Corona-pandemie wieder einmal für Verzögerun­gen gesorgt habe, sei „sehr bedauerlic­h, aber bei einem Jahrhunder­tprojekt darf es dann auf zwei Monate auch nicht mehr ankommen.“

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GRAFIKEN: GEMEINDE KISSLEGG Im Bild links ist der bisherige Verlauf von Landstraße L265 (rot) und Kreisstraß­en (blau) durch den Ortskern zu erkennen. Das Bild rechts zeigt den möglichen neuen Verlauf, wie er vom Kreistag diskutiert werden soill.
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