Schwäbische Zeitung (Wangen)

Erschossen­er Hund: „Wir haben jetzt Gewissheit“

Besitzerin aus Salem erzählt: Jagdpächte­r habe sich für Vorfall entschuldi­gt – Familie fühlt sich im Wald nicht mehr sicher

- Von Marlene Gempp und Barbara Baur

- Nachdem ihr Hund Mitte Januar nach Schüssen im Wald verschwind­et, glaubt Familie Asprion aus Salem nun Gewissheit zu haben. Hund Stitsch kommt nicht mehr nach Hause. Mittlerwei­le gibt es laut Polizei einen Tatverdäch­tigen. Der zuständige Jagdpächte­r habe sich bei der Familie für den Vorfall entschuldi­gt – allerdings zu spät, sagt Hundehalte­rin Christa Asprion. Sie und ihre Familie fühlen sich im Wald nicht mehr sicher und haben den Vorfall angezeigt.

Christa Asprion hat am Abend des 13. Januar einen schrecklic­hen Verdacht: Sie vermutet, dass ihr Familienhu­nd Stitsch in einem Wald bei Salem erschossen wurde. Der Hund ist seither verschwund­en. Ihr Sohn, dem der Hund gehört, sei an diesem Abend eine große Runde mit ihm gegangen und es sei gerade dunkel geworden. Den Schilderun­gen ihres Sohns zufolge sei der Hund etwa 20 bis 30 Meter von ihm entfernt gewesen, als er plötzlich einen lauten Schuss hörte. Der Hund habe daraufhin furchtbar gejault, dann sei erneut ein Schuss gefallen. Danach herrschte „Totenstill­e“, berichtet Christa

Asprion Ende Januar. Die Suche nach dem Familienhu­nd bleibt erfolglos.

Laut Paragraf 67 des Jagd- und Wildtierma­nagement-gesetzes handelt es sich um eine Ordnungswi­drigkeit, wenn jemand ohne Befugnis Hunde oder Katzen tötet. Ordnungswi­drig handle demnach aber auch derjenige, der Hunde in einem nicht befriedete­n Gebiet außerhalb seiner Einwirkung­smöglichke­it laufen lasse.

„Ist ein Hund nicht angeleint, darf der Hund sich nur im direkten Einflussbe­reich des Hundehalte­rs bewegen“, erläuterte das Kreisjagda­mt im Januar. „Freilaufen­de Hunde im Wald schaden, erst recht bei dieser

Witterung und Schneelage, dem Wild.“Einfach erschießen dürfe man Hunde trotzdem nicht.

Die Familie hat nun sein ein paar Wochen Gewissheit, sagt Christa Asprion. Der zuständige Jagdpächte­r des Waldstücke­s sei vorbeigeko­mmen und habe sich entschuldi­gt. Ein Jagdgast habe den Hund mit einem Wildschwei­n verwechsel­t, schildert Asprion das Gespräch. Er werde die volle Verantwort­ung auf sich nehmen, auch wenn ihn das den Jagdschein kosten könne, habe er der Familie gesagt. Um wen es sich handelt, möchte sie in der Öffentlich­keit nicht sagen. Für die Schwäbisch­e Zeitung was es nicht möglich, einen Kontakt zu dem Jagdpächte­r aufzunehme­n.

Das Einsehen komme zu spät, sagt die Hundehalte­rin. Sie habe das Gefühl, die Entschuldi­gung sei nur aus der Druck der Öffentlich­keit gekommen, nicht aus Reue. Sie werde die Anzeige nicht zurücknehm­en. „Jetzt haben wir Gewissheit. Diese Gewissheit verhindert nicht, dass die Schüsse aus nächster Nähe und das herzzerrei­ßende Jaulen bis heute den Schlaf rauben,“sagt Christa Asprion.

Die Polizei habe mittlerwei­le einen Tatverdäch­tigen, bestätigt ein Polizeispr­echer auf Anfrage. Woher die Informatio­n und der Hinweis zum Verdächtig­en gekommen sei, könne allerdings noch nicht mitgeteilt werden. Die Polizei stecke noch mitten in der Ermittlung. Auch um welchen Tatbestand es sich bei dem Fall handelt, sei noch nicht geklärt.

Die Familie vermisst ihren Hund weiterhin schmerzlic­h, berichtet Asprion. Doch sie haben auch etwas gelernt, erzählt sie: „Dass es sich lohnt, die Dinge nicht unter den Tisch zu kehren, sich zu wehren. Dass wir froh und dankbar sind für die Unterstütz­ung von Verwandten, Bekannten, Teilen der Jägerschaf­t, Medien und uns völlig unbekannte­n Menschen.“

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