Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Zeichen stehen auf Wachstum

Rawe Electronic in Weiler wächst auch nach 50 Jahren stetig und denkt über eine nächste Erweiterun­g nach

- Von Peter Mittermeie­r

- Am Anfang standen Messgeräte. Damit haben Gerta und Ludwig Rapp in gemieteten Räumen am 1. April 1971 Rawe Electronic gegründet. Es war der Beginn einer Erfolgsges­chichte. Fast auf den Tag genau 50 Jahre später beschäftig­t der Elektronik­spezialist 300 Mitarbeite­r und erzielt einen Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro. Und: Das Unternehme­n will weiter zügig wachsen. „Wir blicken sehr zuversicht­lich in die Zukunft“, sagt Geschäftsf­ührer Markus Hertkorn.

Elektronik kommt aus Fernost. Das ist eine weit verbreitet­e Meinung. Falsch ist sie nicht. 90 Prozent der Produkte werden in Asien gefertigt, fünf Prozent in den USA, fünf Prozent in Europa. Zu den erfolgreic­hen Unternehme­n hier zählt Rawe. Viele Menschen hatten schon mit „Technik made in Weiler“zu tun, ohne das zu wissen – etwa, wenn sie ein Küchengerä­t bedient haben oder in ein Auto eingestieg­en sind.

Tätig ist das Unternehme­n in drei Bereichen: Im Elektronik-systemgesc­häft entwickelt und produziert Rawe komplette Baugruppen, die Kunden wie Liebherr oder Rational in Endgeräte verbauen, beispielsw­eise in Mobilkräne oder Großküchen­technik.

Erfolgreic­h unterwegs ist das Unternehme­n auch im Bereich Automobili­ndustrie. Für sie fertigt Rawe Großserien, beispielsw­eise die Elektronik­platine für beleuchtet­e Pkweinstie­gsleisten. Die Demmel AG in Scheidegg verarbeite­t sie zu fertigen Modulen weiter und liefert sie direkt ans Montageban­d der Kunden wie BMW und Audi.

Drittes Geschäftsf­eld ist HMI – hinter der Abkürzung verbirgt sich der Begriff Mensch-maschinesc­hnittstell­e. Viele Produkte haben Displays oder Tastaturen. Rawe konzipiert und fertigt sie – von einfachen Folientast­aturen bis hin zu komplexen Touch-display-systemen, die sich beispielsw­eise in hochwertig­en Kaffeevoll­automaten finden.

Rawe profitiert von zwei großen Trends. Zum einen gewinnt die Elektronik immer mehr an Bedeutung. Sie findet sich heute in nahezu jedem Produkt. Häufig haben die Produkte dann auch noch eine Verbindung zum Internet. Ein anderes Beispiel ist der Sanitärber­eich: Urinale und WC reinigen oft berührungs­los bei Bedarf – dafür nötig ist eine Steuerung über Sensoren. Der zweite Trend betrifft die Hersteller. Früher waren Elektronik­dienstleis­ter reine Bestücker. Seit einiger Zeit lagern die Kunden zunehmend die komplette Elektronik aus, einschließ­lich Entwicklun­g von Hard- und Software. Das schlägt sich in den Zahlen von Rawe nieder. Seit vielen Jahren wächst das Unternehme­n stetig und aus eigener Kraft. In den vergangene­n 20 Jahren hat Rawe immer schwarze Zahlen geschriebe­n.

Als Gründe für den nachhaltig­en Erfolg nennt Hertkorn das motivierte Mitarbeite­rteam, den hohen Qualitätss­tandard und den Branchenmi­x.

„Er“, sagt der Geschäftsf­ührer, „gibt Stabilität“. Kunden, aber auch Fachmagazi­ne zeichnen den Elektronik­spezialist­en regelmäßig aus. „Für uns ist das eine Bestätigun­g der guten Arbeit“, sagt Hertkorn.

Ein Ende der Entwicklun­g ist nicht absehbar. In der Pandemie musste das Unternehme­n im vergangene­n Jahr Kurzarbeit einführen. Bereits jetzt plant das Unternehme­n aber weiteres Wachstum. In fünf Jahren will Rawe mehr als 70 Millionen Euro erlösen. Hertkorn geht davon aus, das Ziel zu erreichen. Das bedeutet aber auch: Rawe braucht mehr Platz. Derzeit prüft das Unternehme­n, wie es in Weiler erweitern könnte.

Rawe gehört seit fünf Jahrzehnte­n zu der Gemeinde. Hier hat der Elektronik­spezialist nach wie vor seinen Sitz. Ein Nachteil ist die Lage abseits der Zentren nicht. „Kunden und Mitarbeite­r kommen gerne ins Allgäu“, sagt Hertkorn. So gelingt es Rawe auch, hoch qualifizie­rte Mitarbeite­r zu gewinnen. Mittlerwei­le beschäftig­t das Unternehme­n beispielsw­eise 40 Ingenieure und Techniker.

Ein Artikel über Rawe wäre nicht vollständi­g, ohne ein paar Sätze zum

Thema Leuchtweit­enregler. 2018 hat das Unternehme­n den 100-Millionste­n davon ausgeliefe­rt und damit ein Stück Industrieg­eschichte geschriebe­n. 21 Jahre zuvor hatte das Unternehme­n den Auftrag aus Asien ins Allgäu geholt. In Fernost wurde der Regler von Hand gefertigt, in Weiler vollautoma­tisch in hoher Qualität. Und: ein Ende der Produktion ist immer noch nicht absehbar absolut außergewöh­nlich für die Branche. „Normalerwe­ise laufen Elektronik­teile maximal sieben Jahren“(Hertkorn). Auch das ist eine Erfolgsges­chichte „made in Weiler“.

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FOTO: THOMAS GRETLER/RAWE Ein Blick in die Fertigung der Einstiegsl­eisten. Rawe produziert dafür die Elektronik­platine.
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FOTO: GOLDBECK/BAVARIA LUFTBILD Das Verwaltung­s- und Entwicklun­gsgebäude, das Rawe 2017 unweit des bestehende­n Werks in Weiler bezogen hat.

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