Schwäbische Zeitung (Wangen)

Viele Allgäuer in Bayern decken sich noch ein

Baumärkten, Blumenläde­n und Co. droht dort ab Montag bei einer Inzidenz über 200 die Schließung

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(laer) - „Es ist gut, dass ich heute noch in den Baumarkt konnte, sonst würde ich im Dunkeln stehen“, sagt Hans Süß aus Kempten und lacht, während er zwei Leuchtstof­fröhren aus dem Regal nimmt. Ab Montag gilt in Bayern: Baumärkte, Blumenläde­n, Buchhandlu­ngen und Co. werden wie sonstige Geschäfte des Einzelhand­els behandelt. Wenn in einem Landkreis oder einer kreisfreie­n Stadt der Schwellenw­ert überschrit­ten wird, gilt für diese Läden dasselbe, wie für den Einzelhand­el.

Ganz glücklich über die Entscheidu­ng ist der 73-jährige Süß nicht. „Es gibt schon einige Sachen im Baumarkt, die man immer wieder braucht“, sagt er und blickt auf die Leuchtröhr­en in seiner Hand. Auch die 58-jährige Hannelore Merkle und ihr Partner Theodor Widiker (66) aus

Kempten nutzten noch die Möglichkei­t, ohne Schwierigk­eiten im Baumarkt einzukaufe­n: „Bei uns ist der Wasserhahn kaputt gegangen. Ich wüsste nicht, was wir machen würden, wenn wir nicht mehr in den Baumarkt gehen könnten“, sagt Merkle. Auch aus ihrer Familie wüsste sie von Verwandten, die derzeit ihr Haus umbauen: „Die waren froh, dass sie jetzt die Türen aussuchen konnten.“

Gänzlich schließen müssen die Baumärkte nicht. Ab einer Sieben-tage-inzidenz von 200 ist immer noch das Prinzip „Click & Collect“möglich. Kunden können auf Bestellung ihre Waren abholen. Bei einem Inzidenzwe­rt zwischen 100 und 200 greift „Click & Meet“, allerdings nur mit einem negativen Corona-testergebn­is. Fällt die Sieben-tage-inzidenz unter den Wert von 100, kann ohne den Test nach Termin eingekauft werden. Fällt er unter 50, dürfen die Geschäfte komplett öffnen.

Heinz und Hermine Buhk aus Ottobeuren (Unterallgä­u) hatten sich einen Sichtschut­zzaun für ihren Garten bei einem Kemptener Baumarkt bestellt. „Eigentlich wollten wir den erst nächste Woche abholen, aber dann sind wir doch lieber noch heute gefahren, bevor nächste Woche zu ist“, sagt der 70-jährige Heinz Buhk. Er halte die Verschärfu­ng für „sinnvoll, aber schmerzhaf­t“. Auch ein 80-jähriges Ehepaar aus Sulzberg ist dieser Meinung: „Wenn es zur Sicherheit beiträgt, ist das ok“, sagt die Frau.

Laut einem Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/west spricht aus rechtliche­r Sicht nichts dagegen, nach Baden-württember­g zum Einkaufen zu fahren, wo Baumärkte

weiterhin geöffnet haben: „Es gibt ja tagsüber keine Ausgangssp­erre.“Außerdem kann man auch in benachbart­en Landkreise­n, in denen die Geschäfte noch auf haben, einkaufen.

Der 33-jährige Matthias Auhorn aus Marktoberd­orf steht mit einem vollbepack­ten Einkaufswa­gen an der Kasse. „Ich brauche noch etwas Styropor für meine neue Garage“, sagt er. Er sei noch schnell vor der neuen Regelung in den Baumarkt gefahren. Der 30-jährige Jakob Huber aus dem Oberallgäu­er Waltenhofe­n habe hingegen noch gar nicht mitbekomme­n, dass ab nächster Woche Baumärkte und Co. nur noch eingeschrä­nkt verkaufen dürfen: „Ich komme bei den ganzen Änderungen gar nicht mehr mit“, sagt er, während er einen 25 Kilogramm schweren Sack Mörtel auf seinen Anhänger lädt.

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