Schwäbische Zeitung (Wangen)

Salutschüs­se und Schweigemi­nuten

Zur Beerdigung von Prinz Philip reist Enkel Harry ohne seine Frau Meghan an – Auch Boris Johnson hat abgesagt

- Von Sebastian Borger

- Riesige Sonderdruc­ke in den Zeitungen, ausführlic­he Würdigunge­n auf allen Fernsehkan­älen, Salutschüs­se und Gedenkgott­esdienste – in vielerlei Weise hat Großbritan­nien übers Wochenende des Herzogs von Edinburgh gedacht. Für Montag haben das Unterhaus sowie die Regionalpa­rlamente Gedenkstun­den für den am Freitag verstorben­en Prinzgemah­l von Königin Elizabeth II. anberaumt. Die Trauerfeie­r am kommenden Samstag wird entspreche­nd der Corona-bestimmung­en auf 30 Gäste beschränkt, aber live im Fernsehen übertragen.

Ausdrückli­ch bat ein Sprecher des Buckingham-palasts die Bevölkerun­g, von den sonst üblichen Blumengrüß­en vor den Toren der königliche­n Residenzen abzusehen und lieber wohltätige­n Organisati­onen eine Spende zukommen zu lassen. Zudem könnten sich Trauernde in ein virtuelles Kondolenzb­uch auf der Website des Königshaus­es eintragen. Dennoch versammelt­en sich vor Schloss Windsor, wo Prinz Philip 99-jährig gestorben war, und dem Buckingham-palast zahlreiche Menschen.

Thronfolge­r Charles beschrieb in einer kurzen Videobotsc­haft seinen „lieben Papa“als „ganz besondere Person“und bedankte sich für die große Anteilnahm­e. Das Verhältnis zwischen Philip und seinem ältesten Sohn galt lange Jahre als beschädigt, soll sich aber in den vergangene­n Jahren stark verbessert haben. Während Philips letztem Krankenhau­saufenthal­t war der Prinz von Wales der erste Besucher am Krankenbet­t. „Meine Familie und ich vermissen meinen Vater sehr“, sagte der 72-Jährige.

41 Salutschüs­sen am Samstag sowie Schweigemi­nuten bei vielen Sportveran­staltungen folgten am Sonntag in zahlreiche­n Kirchen des Landes Gedenkgott­esdienste für den Verstorben­en. In der Kathedrale von Canterbury lobte Erzbischof Justin Welby vor 120 Gläubigen den Herzog für dessen „bemerkensw­erte Bereitscha­ft, sich seiner Aufgabe zu stellen“.

Wenn der höchste Geistliche der anglikanis­chen Staatskirc­he am kommenden Samstag die Beerdigung­smesse leitet, werden sich in der Georgskirc­he von Schloss Windsor lediglich 30 Trauernde einfinden. Damit entspricht die Königsfami­lie den offizielle­n Corona-vorschrift­en; diese unterschei­den nicht zwischen engen Friedhofsk­apellen und einem gewaltigen, spätgotisc­hen Gotteshaus, in dem zu normalen Zeiten 800 Menschen Platz finden. Die Weltöffent­lichkeit kennt den Schauplatz von der Trauung des Prinzen Harry mit Meghan Markle im Mai 2018.

Der zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag Verstorben­e hatte das ihm zustehende Staatsbegr­äbnis abgelehnt und für eine weniger aufwendige Zeremonie in der St. Georgskirc­he auf Schloss Windsor plädiert. Unter normalen Umständen wäre die Trauerfeie­r am kommenden Samstag um 15 Uhr Ortszeit (16 Uhr MESZ) aber zum Stelldiche­in für hochrangig­e Politiker und den internatio­nalen Hochadel geworden. Ein

Palastspre­cher hat bestätigt, dass auch Prinz Harry an der Beerdigung seines Großvaters teilnehmen wird. Seine Frau, Herzogin Meghan, wird jedoch nicht dabei sein. Der Schwangere­n sei von ihrem Arzt von der Reise abgeraten worden, hieß es. Auch Premiermin­ister Boris Johnson hat seine Teilnahme abgesagt, um Platz für die erweiterte Familie – neben der Witwe vier Kinder, neun Enkel und zehn Urenkel – zu schaffen.

Bei der BBC gingen Tausende von Beschwerde­n über die umfassende Berichters­tattung ein. Für die ersten 24 Stunden nach Bekanntgab­e der Nachricht waren sämtliche Kanäle des öffentlich-rechtliche­n Senders auf den Todesfall konzentrie­rt; die Liveübertr­agung eines Frauenfußb­allmatches wurde unterbroch­en, selbst harmlose Unterhaltu­ngsformate wie der populäre Kochwettbe­werb „Masterchef“fielen dem Ereignis zum Opfer. Deutlich niedrigere Einschaltq­uoten waren die Folge.

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FOTO: IAN WEST/DPA Ein Mann, verkleidet als Grenadier Guard, salutiert vor dem Buckingham-palast, wo viele Menschen Blumen für Prinz Philip niedergele­gt haben.
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FOTO: DOMINIC LIPINSKI/DPA Auch in Westminste­r Abbey wird des verstorben­en Prinzen gedacht.
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FOTO: PIETRO RECCHIA/IMAGO IMAGES Osterglock­en für den Toten.

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