Wer kennt „Zwei dunkle Augen mit Salat“?
Alte Speisekarte aus dem Schachen Schlössle in Lindau gibt Rätsel auf
- „Zwei dunkle Augen mit Salat“für 1,50 Reichsmark – dieser Eintrag auf der Speisekarte des Schachen Schlössles von 1935 gibt Rätsel auf. Vielleicht können Sz-leser helfen.
Rainer Raith staunte nicht schlecht, als ihm vor Kurzem ein 86 Jahre alter Brief seines Großonkels Josef Raith in die Hände fiel. Dieser arbeitete in den dreißiger Jahren als Koch im Schachen Schlössle in Lindau. In dem Brief an seine Mutter, geschrieben am 25. September 1935, gibt er Einblicke in das kulinarische und touristische Leben am Bodensee.
Josef Raith berichtet in seinem Brief in die Heimat, dass er die vergangene Saison in Lindau seine Kochkünste unter Beweis gestellt hat, die wohl sehr gut bei den Gästen ankamen: „10 Gäste von unserem Hotel haben mir über meine Küche ein Gedicht geschrieben, und eine sehr elegante Dame hat es mir mit einem Blumenstrauch auf Silbertablett überreicht.“Auch die Gäste beschreibt er genauer: Im Sommer 1935 zählten viele Engländer, Holländer und Franzosen zu seinen Gästen, und auch viele Adlige habe er kulinarisch verwöhnt.
Um seiner Mutter einen genaueren Einblick in sein Schaffen zu geben, fügte er dem Brief eine Speisekarte vom 4. August 1935 bei. Auf dieser gibt es neben Wiener Schnitzel, Bodenseehecht und Kalbsleber auch „Zwei dunkle Augen / Salat“zum Preis von 1,50 Reichsmark. Ganz billig war das nicht. Zum Vergleich: Josef Raith berichtete ebenfalls, dass eine Übernachtung im Schachen Schlössle zwischen 7,50 und 9 Reichsmark kostete, und zieht den Schluss: „Man muss also Geld haben, wenn man dort wohnen will, nicht wahr?“
Auch Rainer Raith fällt dieses ungewöhnliche Gericht auf, als er die Speisekarte nach 86 Jahren sieht. Da er rätselt, was sein Großonkel da gekocht hat, stellt er Nachforschungen an. Er wendet sich an das Lindauer Stadtarchiv, doch in dem Lindauer Kochbuch von 1865 findet sich keine Speise mit einem solchen Namen. Auch einen bayerischen Starkoch zieht Raith zu Rate, doch dieser muss passen. Er hat von einem solchen Gericht noch nie gehört.
Rainer Raith findet jedoch Hinweise, dass es einen französischen Film mit dem Titel „Zwei dunkle Augen“von 1935 gibt. Zudem ist im Internet ein Lied von Friedrich Hollaender mit dem Namen „Zwei dunkle Augen, zwei Eier im Glas“aus der Mitte der 20er Jahre zu finden. Ob Josef Raith sich von diesen Titeln inspirieren ließ, ist jedoch unklar.
Nun wendet sich der Großneffe an die Sz-leser. In der Hoffnung, dass sich vielleicht noch jemand an Josef Raith oder die „Zwei dunklen Augen mit Salat“erinnern und Aufschluss geben kann, was sich hinter diesem außergewöhnlichen Gericht verbirgt. Dies erscheint als einzige Möglichkeit, das Rätsel noch zu lösen.
Wer helfen kann und weiß, was mit „zwei dunklen Augen mit Salat“gemeint war, wendet sich bitte mit einer E-mail an die SZ:
redaktion@lindauer-zeitung.de