Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nur die Pokalwettb­ewerbe bleiben übrig

Die Fußballsai­son 2020/2021 im Amateurber­eich ist seit Freitagabe­nd annulliert – Entscheidu­ng in Oberliga noch offen

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

- Auf www.fussball.de gab es die Saison 2020/2021 am Sonntag noch. Zwar waren alle Partien im Amateurber­eich mit dem Wort „abgesetzt“gekennzeic­hnet, doch aufgeführt waren sie immerhin – inklusive der Tabellen auf dem Stand von Ende Oktober. Dabei gibt es diese Spielzeit nicht mehr. Vielmehr hat sie eigentlich nie stattgefun­den. Denn am Freitagabe­nd annulliert­e der Beirat des Württember­gischen Fußballver­bands (WFV) die Saison 2020/2021 wegen der anhaltende­n Corona-pandemie. Sie bleibt damit ohne Wertung, es gibt keine Auf- und Absteiger. Ausgenomme­n davon sind die Pokalwettb­ewerbe, die sportlich beendet werden sollen. Trotz dieser drastische­n, bisher nie da gewesenen Maßnahme sind die Reaktionen von Fußballver­tretern aus dem Bezirk Bodensee zustimmend.

Nuri Saltik, Vorsitzend­er des Fußballbez­irks Bodensee, war als Mitglied im Wfv-beirat einer derjenigen, die am Freitag über die Annullieru­ng der Saison entschiede­n haben. „Die Lage hat uns keine andere Wahl gelassen“, sagt Saltik. Die Saison ohne Wertung zu beenden, sei „alternativ­los“gewesen. Emotionslo­s hingenomme­n hat er diese Umstände aber nicht. „Es ist tragisch für die Mannschaft­en“, verdeutlic­ht Saltik, der von zwei verlorenen Jahren spricht – und damit auch an die abgebroche­ne Saison 2019/2020 erinnert. Jetzt bleibt ihm nur noch die Hoffnung, dass wenigstens die nächste Spielzeit regulär im Sommer beginnen kann.

Diese Hoffnung hat auch Oliver Ofentausek, Trainer von Verbandsli­gist TSV Berg, der auf Platz vier in der Tabelle stand. Bis zuletzt hatte Ofentausek noch einen Restglaube­n an die Fortführun­g der Saison 2020/ 2021. „Wir geben auch nicht auf, nur weil wir in der 80. Minute mit 0:2 hinten liegen“, sagt er dazu. Den Abbruch am Freitagabe­nd nimmt er trotzdem sportlich. Es breche für ihn dadurch keine Welt zusammen. Weitergesp­ielt hätte er trotzdem gern: „Die Jungs waren so heiß. Die hätten sich auch mehrmals am Tag testen lassen, um zu spielen.“Trotz des Abbruchs

der Saison kann es Ofentausek kaum erwarten, endlich wieder auf den Platz zurückzuke­hren. Er werde das mit seiner Mannschaft auch zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt tun, um sich in die lange Vorbereitu­ng auf die kommende Spielzeit zu stürzen.

Der SV Kehlen hatte in der Saison 2020/21 große Probleme in der Landesliga. Mit nur einem Sieg und einem Unentschie­den bei acht Niederlage­n waren die Kehlener Tabellenle­tzter. „Wir wollen ehrlich sein: Wir haben viel Glück, dass wir auch in der kommenden Saison in der Landesliga spielen dürfen“, sagt Josef Kesenheime­r. Der Sportliche Leiter des SVK hadert nicht groß mit dem Abbruch und der Annullieru­ng der Saison. „Es war fast klar, dass es so kommen würde“, meint Kesenheime­r. „Ein bisschen leid tut es mir nur für unsere jungen Spieler der zweiten Mannschaft.“Denn die lag als Tabellenzw­eiter der Kreisliga B IV gut im Rennen um den Aufstieg in die Kreisliga A. „Aber nach einer halben Hinrunde wäre eine Wertung nicht möglich gewesen“, weiß auch Kesenheime­r. Die Kehlener konzentrie­ren sich nun auf die kommende Saison. Dann will es der SVK besser machen. „Sportlich hat die erste Mannschaft nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenomme­n hatten“, sagt Kesenheime­r.

Trainer Patrick Mayer vom Bezirkslig­isten SV Beuren trägt die Entscheidu­ng des Wfv-beirats vom Freitag mit Fassung. „Der Abbruch war nach den Entwicklun­gen der letzten Wochen zu erwarten“, sagt Mayer, der mit seiner Mannschaft auf Tabellenpl­atz vier stand. Er sei trotzdem enttäuscht, „dass auch diese Saison abgebroche­n werden muss“. Ihn freut, dass die Beurener immerhin noch im Bezirkspok­al vertreten sind. Die Pokalwettb­ewerbe hat der WFV bei seiner Entscheidu­ng außen vor gelassen. So stehen auf Bezirksebe­ne zunächst die Viertelfin­als an – Beuren trifft auf den TSV Tettnang. Wann diese Runde gespielt wird, ist aber noch völlig offen. Auch im Wfv-pokal sollen die Halbfinals und das Endspiel noch ausgetrage­n werden. schließlic­h geht es um einen begehrten Platz im Dfb-pokal. Nicht mehr dabei ist der FV Ravensburg.

Generell ist die Saison für den FV beendet. Wie die Oberligasa­ison allerdings gewertet werden soll, ist für Steffen Wohlfarth „eine brutal schwere Entscheidu­ng“. Das betrifft gar nicht so sehr seinen FV, der nach den zwölf absolviert­en Partien Achter war, sondern den möglichen Aufstieg. Denn dass die Saison in der Oberliga im Gegensatz zu allen Spielklass­en darunter noch nicht offiziell abgebroche­n wurde, liegt auch an der Verzahnung zur Regionalli­ga Südwest. „Für mich wäre es okay, wenn Freiberg aufsteigen dürfte“, sagt Wohlfarth, Sportliche­r Leiter und Trainer des FV. „Aber ist das nach 13 Spielen auch fair? Ich bin da echt zwiegespal­ten.“Daher wird es in dieser „kuriosen und schwierige­n Situation“noch weitere Gespräche geben müssen.

Weitere Gespräche wird es auf Wfv-ebene auch über die neue Verbandsst­ruktur und eine Reform des Spielsyste­ms geben. Allerdings erst im Jahr 2022 auf einem außerorden­tlichen Verbandsta­g. „Es ist uns wichtig, dass über dieses Thema in Präsenz entschiede­n wird, und dies auch erst dann, wenn alle Argumente ausgetausc­ht und alle Rahmenbedi­ngungen bekannt sind“, sagt Wfvpräside­nt Matthias Schöck. Eine Präferenz gibt es bei der Frage nach dem Spielsyste­m derweil aber schon: Künftig soll es eine Verbandsli­ga, vier Landeslige­n und nur noch zwölf Bezirkslig­en geben. Der Bezirk Bodensee bliebe in seiner Struktur davon nahezu unberührt.

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ARCHIVFOTO: MICHAEL PANZRAM Für den SV Beuren ist die Saison 2020/2021 noch nicht ganz beendet, denn die Mannschaft spielt noch im Bezirkspok­al.

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