Schwäbische Zeitung (Wangen)

Corona erschwert Einbrecher­n die „Arbeit“

Im vergangene­n Jahr hat die Kripo mehr als 83 Prozent aller Fälle geklärt – Landkreis Lindau ist sehr sicher

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(pem) - „Der Landkreis Lindau gehört nach wie vor zu den sichersten Regionen Deutschlan­ds.“Dieses Fazit zieht Lindaus Kripochef Bernhard Merkel aus dem Jahresberi­cht seiner Dienststel­le im vergangene­n Jahr. 4611 Straftaten wurden insgesamt zwischen Nonnenhorn und Maierhöfen registrier­t, 68 Delikte mehr als im Vorjahr.

Im Landkreis gibt es mehrere Dienststel­len der Polizei. Neben der Fahndung und den beiden Inspektion­en in Lindenberg und Lindau auch die Kripo. Sie ist in Fällen schwerer Kriminalit­ät für den ganzen Landkreis zuständig. Im Vorjahr haben die Kripobeamt­en in 352 Fällen ermittelt. 83,2 Prozent der Verbrechen und Vergehen haben sie aufgeklärt. Das ist eine sehr hohe Quote.

Wie sicher eine Region ist, darüber gibt die Kriminalit­ätshäufigk­eitszahl Aufschluss. Sie bezieht die Zahl der Taten auf 100 000 Einwohner. Je niedriger die Zahl ist, desto weniger Kriminalit­ät wurde erfasst. Im Landkreis liegt die Zahl bei 4047, in ganz Bayern bei 4528.

Nachfolgen­d ein Überblick über mehrere Bereiche der Kriminalit­ät und besonders spektakulä­re Fälle, die die Kripo bearbeitet hat.

Einbrüche

Einbrüche in Wohnungen „stellen Gott sei Dank kein wirkliches Problem dar“, sagt Merkel. Das gilt seit einiger Zeit für den ganzen Landkreis und erst recht im vergangene­n Jahr. Da hat Corona Einbrecher­n die „Arbeit“erschwert. „Viele Menschen waren zu Hause“, sagt Merkel. So mussten die Kripobeamt­en „nur“in fünf Fällen wegen eines „Wohnungsei­nbruchdieb­stahls“ermitteln. Zwei davon haben sie geklärt – einen mithilfe eines aufmerksam­en Nachbarn in Lindau Bad Schachen.

Er hatte am 14. August gegen 22 Uhr Geräusche vom Nachbargru­ndstück gehört und eine Person im Garten herumlaufe­n sehen. Weil er wusste, dass sich die Eigentümer im Urlaub befanden, verständig­te er die Polizei. Beamte umstellten das Anwesen und konnten im Gebäude im Obergescho­ss eine männliche Person feststelle­n. Er flüchtete auf eine Dachterras­se, sprang in den Garten und wollte sich durch eine Garage aus dem Staub machen. Allerdings konnten Polizeibea­mte im Rahmen der Fahndung kurz darauf einen 21Jährigen festnehmen, der einen Rucksack mit Einbruchwe­rkzeug dabei hatte. Er ist mittlerwei­le auch als Einbrecher verurteilt: Der junge Mann hat eine Freiheitss­trafe von zwei Jahren und vier Monaten erhalten.

Tötungsdel­ikte

Die Kripo wird immer gerufen, wenn die Todesursac­he unklar ist oder ein Fremdversc­hulden vorliegen könnte. Im vergangene­n Jahr hatten es die Beamten in 34 Fällen mit solchen „ungeklärte­n oder unnatürlic­hen Sterbefäll­en“zu tun. In der Regel gab es keinen kriminelle­n Hintergrun­d – mitunter aber doch. So hat im vergangene­n Jahr ein 35-Jähriger in einem Hotel in Lindau seine 32-jährige Ehefrau erstochen.

Die Beamten waren über Notruf alarmiert worden, weil eine Person mit einem Messer verletzt worden sei. Der Mann des Opfers wurde noch vor Ort festgenomm­en. Er hatte seine Frau bei einem Ehestreit tödlich verletzt. Das Landgerich­t Kempten hat ihn mittlerwei­le wegen Totschlags zu acht Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräf­tig.

Brände

Die Brandermit­tler der Kripo hatten es mit elf Fällen zu tun (Vorjahr neun). Dabei ist ein Sachschade­n in Höhe von 2,4 Millionen Euro entstanden. Bei einem Feuer in Oberreute ist zudem eine Frau gestorben. Sie hatte eine starke Rauchgasve­rgiftung erlitten.

Gefährlich­e Körperverl­etzung

In einem aufsehener­regenden Fall in Lindau liegt mittlerwei­le auch ein Urteil vor. Zwei junge Männer hatten im November 2019 einen 20-jährigen Afghanen auf dem Jahrmarkt angegriffe­n. Das Amtsgerich­t wertete das als gefährlich­e Körperverl­etzung. Ein Handyvideo, das die Polizei bei ihren Ermittlung­en sicherte, zeigt den Tatablauf. Dabei ist zu sehen, wie dem Opfer mit großer Wucht gegen den Kopf getreten wurde. Das Gericht verurteilt­e den Haupttäter zu einer Jugendstra­fe von drei Jahren, er wurde noch im Gerichtssa­al festgenomm­en, sein Mittäter erhielt zwei Jahre Freiheitss­trafe auf Bewährung.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH Corona hat Einbrecher­n die Arbeit erschwert.

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