Menschen in Not soll es besser gehen
Für Obdachlose und Flüchtlinge soll in Kißlegg eine neue Containeranlage entstehen
- Derzeit leben 76 geflüchtete oder obdachlose Personen in neun kommunalen Gebäuden der Gemeinde Kißlegg. Die meisten davon in den Gemeinschaftsunterkünften beim Feuerwehrhaus, in der Fürst-erich-straße, in der Seestraße und im ehemaligen Gasthaus Löwen. Die „Camps“, wie sie in Kißlegg landläufig genannt werden, stehen kurzund mittelfristig aber nicht mehr zur Verfügung. Der Gemeinderat beschäftigt sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 14. April, ab 17 Uhr in der Mensa des Schulzentrums daher unter anderem mit dem Ersatzbau für das Camp in der Fürst-erich-straße.
Der Container in der Fürst-erichstraße muss bis Anfang 2022 geräumt werden. Das geht aus den Unterlagen für die bevorstehende Gemeinderatssitzung hervor. An seiner Stelle errichtet die Gemeinde zusammen mit der Baugenossenschaft Wangen für soziales Wohnen einen Neubau, in dem dann die Menschen untergebracht werden sollen, die bislang im Container oder im Löwen untergebracht waren. „Die Menschen sollen an dieser Stelle deutlich bessere Wohn- und Lebensbedingungen erhalten“, blickt Kißleggs Bürgermeister Dieter Krattenmacher voraus.
Die Bedingungen vor Ort seien auf Dauer einfach nicht angemessen, erklärt das Gemeindeoberhaupt im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Die Unterkunft habe „ihre Lebensdauer erreicht“. Bislang teilen sich alle Bewohner der Unterkunft beispielsweise eine gemeinsame Küche und ein gemeinsames Bad. „Eine solche Situation bringt immer viel Unruhe und Probleme mit sich“, so Krattenmacher.
Damit mit dem neuen Sozialbau begonnen werden kann, muss man jetzt im Vorfeld allerdings erst einmal eine andere Unterbringung für die Bewohner finden und „das Baufeld frei machen.“
Aus diesem Grund wird in der Zeppelinstraße eine neue Unterkunft errichtet. Diese soll laut Ratsunterlagen aus zwölf separaten Containern für insgesamt zehn Personen bestehen. Ein Container wird Waschmaschinen und Trockner enthalten, ein weiterer ist für den Hausmeister und die Sozialarbeiter geplant. Für das Projekt in der Zeppelinstraße liegt bereits ein Baugenehmigung vor. Der Gemeinderat muss nun entscheiden, ob er die Verwaltung mit der Durchführung
der Maßnahmen und der Beschaffung der Container beauftragt.
Mit den 15 Sozialwohnungen, die in der Fürst-erich-straße gebaut werden, hofft Krattenmacher dann auch über den Personenkreis, der bereits in kommunalen Wohnungen wohnt, hinaus, hilfsbedürftige Menschen in Kißlegg unterstützen zu können. Zum einen rechnet er mit weiteren Zuweisungen von Flüchtlingen in die Gemeinde und zum anderen ist auch das Thema „Obdachlosigkeit“, bis vor wenigen Jahren in Kißlegg kaum oder nicht bekannt, mittlerweile allgegenwärtig.
Von den angesprochenen 76 Personen in kommunalen Einrichtungen sind 64 Flüchtlinge mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus. Zwölf jedoch haben den Status „obdachlos“. „Im Jahr 2014 hatten wir hier „null“Personen in unserer Zuständigkeit“, so Krattenmacher.
Umso mehr ärgere ihn, wenn er mitbekommt, dass manche Bürger ihre Wohnungen leer stehen lassen würden. „Dafür habe ich keinerlei Verständnis. Ein unsozialeres Verhalten kann ich mir kaum vorstellen“, wird Krattenmacher noch deutlicher. Hier könne die Gesellschaft die Verantwortung auch nicht immer auf die
Gemeinde abwälzen. Es gebe so viele Menschen, die in und um Kißlegg eine Wohnung suchen würden, „da sind mit Sicherheit viele gute Mieter dabei“. Wären diese Menschen in einem privaten Mietverhältnis untergebracht, so würde das nach Ansicht des Bürgermeisters den Druck von dem Personenkreis nehmen, der tatsächlich auf die Hilfe der Gemeinde angewiesen sei. Er hoffe deshalb, dass leerstehende Wohnungen künftig wieder vermehrt dem Mietwohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden.
Neben dem Thema „Flüchtlingsund Obdachlosenunterkunft“wird sich der Gemeinderat außerdem unter anderem noch mit der „Neufassung der Polizeiverordnung“, der „Unterstützungserklärung zum Klimaschutzpaket zwischen dem Land und den kommunalen Landesverbänden“, „aktuelle Baugesuchen“, dem „Rechnungsabschluss 2019 der Wasserversorgung Kißlegg“, der „Vergabe von Bauarbeiten zu Sanierung der Grundschule“, den „Erschließungsarbeiten am Bauernhofkindergarten“und den „Fragen aus der Bürgerschaft“beschäftigen. Los geht es am Mittwoch, 14. April, ab 17 Uhr in der Mensa des Schulzentrums.