Schwäbische Zeitung (Wangen)

Er will Zeugnis für die Botschaft von Jesus Christus ablegen

Berndt Rosenthal ist neuer Diakon der Seelsorgee­inheit Wangen – Armenfürso­rge und Seniorenpa­storal im Fokus

- Von Vera Stiller

- Ein ungewöhnli­cher Weg, den Berndt Rosenthal, 1959 in Mönchengla­dbach geboren, da gegangen ist. Poetisch ausgedrück­t könnte man sagen, er sei seinem Stern gefolgt. Nüchterner betrachtet, spricht alles dafür, dass er mit 50 Jahren über sein Leben nachgedach­t und Anknüpfung­spunkte an den Wunsch seiner Jugendzeit gefunden hat. Die Bibel, die Bibelforsc­hung und ihre Bedeutung für unsere Gesellscha­ft, die begleiten ihn von Anfang an.

Bevor er jedoch das „Abenteuer mit und in der Katholisch­en Kirche“begann, zeigte sich Berndt Rosenthal als folgsamer Sohn. „Lern‘ etwas Rechtes“hatte der Vater gesagt. Und weil die eine Seite in ihm auch einer pragmatisc­hen Einstellun­g zuneigt, begann er nach der Lehre als Technische­r Zeichner das Studium im Fach Maschinenb­au. Der junge Mann besuchte dann als Stipendiat eine technische Hochschule in Frankreich und die Fachhochsc­hule in Saarbrücke­n. Der Tod des Vaters und das Ordnen seines Nachlasses beendete frühzeitig das Praktikum beim Autokonzer­n Renault in Paris.

„Mein weiterer Weg führte mich bis in obere Leitungsfu­nktionen größerer technische­r Unternehme­n“, erzählt Rosenthal. Bis er schließlic­h für die Volkswagen AG in der Projektste­uerung und im Einkauf tätig war und Ende der 1990er-jahre erkannte: „Das Streben nach größtmögli­chem Profit kann ich einfach nicht mehr mittragen. Das ist nicht die Lebensart, die ich gerne möchte!“

Im Jahr 2000 war es soweit: Berndt Rosenthal, der bis dahin der evangelisc­hen Kirche angehört hatte, trat zur katholisch­en Kirche über und begann neben der Arbeit eine Ausbildung zum „Ständigen Diakon“. Sie fand zumeist an Wochenende­n und in Präsenzwoc­hen statt, für die er seinen Urlaub nutzte. Seiner Neigung folgend, studierte er nebenberuf­lich noch in Freiburg und erlangte hier sein Diplom in Caritaswis­senschafte­n.

Am 26. Mai 2007 weihte ihn Bischof Gebhard Fürst zum Diakon und entsandte ihn vor zehn Jahren als „Diakon im Hauptberuf“in die Seelsorgee­inheit Bad Wurzach. Bis dahin hatte Berndt Rosenthal immer in der Diaspora gelebt. Nun wollte er den Katholizis­mus „in seiner Reinkultur“anschauen und entschied sich gegen Heilbronn und für das katholisch­e Oberland.

Nach fast zehn Jahren ist der Diakon nun in Wangen angelangt. Neben dem Gottesdien­st, in dem er dem Priester assistiert und wo er ab und an auch predigt, neben Taufen, Hochzeiten und Beerdigung­en sieht Rosenthal in der Seniorenar­beit und in der Armutsfürs­orge zwei seiner wichtigste­n Aufgaben.

„Es gibt Menschen in unserer Gesellscha­ft, die nicht so gut dran sind“, sagt er und folgert: „Ich versuche, die Not zu lindern.“Und weil er weiß, „wie es im Beruf zugeht“, geht er in seiner Hilfe auch analytisch und kaufmännis­ch vor.

Gemeinsam mit dem Betroffene­n schaut er die Finanzen durch und versucht, die Ursache der Notlage zu finden und einen Plan aufzustell­en. Einfach nur Geld geben, das ist nicht in seinem Sinne und in dem der Caritas. „Es braucht oft Überzeugun­gsarbeit“, weiß Rosenthal und erklärt: „Nicht immer konnte ich in der Vergangenh­eit helfen, aber ein paar Frauen und Männer sind auf den Zug aufgesprun­gen.“

Was er den Menschen generell rät? Sich mit der Bibel, dem „zwischenme­nschlichen Lehrbuch“, auseinande­rzusetzen. Er selber will die Leitlinien von Moses, auf die sich Jesus Christus bezieht und aus denen sich der Glaube entwickelt, „bis zum letzten Schnaufer weitertrag­en“.

Das erste Gebot, so der Diakon, zeige es auf: Sich Gott zuwenden, sich auf ihn einlassen und sich vom Heiligen Geist durch das Leben begleiten lassen. Denn eines ist für Berndt Rosenthal sonnenklar: „Ich muss mich auf den christlich­en Liebesgeda­nken nicht erst dann einlassen, wenn ich ihn brauche – dann funktionie­rt er nicht.“

Weil Rosenthal auch ein sichtbares Zeichen nach außen setzen will, legt er vor dem Presseterm­in noch schnell das Kollar, den weißen, ringförmig­en Stehkragen an, der von Klerikern verschiede­ner christlich­er Konfession­en getragen wird. „Das hat mir Vikar Alois von Waldburgze­il so empfohlen, dem ich natürlich nachkomme“, freut sich der Diakon.

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FOTO: VSTI Berndt Rosenthal ist neuer Diakon in der Seelsorgee­inheit Wangen.

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