Schwäbische Zeitung (Wangen)

Querdenker wollen Kempten „fluten“

Die Stadt verbietet Großdemo mit 8000 Teilnehmer­n – Die Polizei bereitet sich vor

- Von Ulrich Weigel

- Eine Großdemo mit 8000 Teilnehmer­n planen sogenannte Querdenker Samstag in Kempten. Für die Demo unter dem Titel „Ein Jahr Freiheitsb­ewegung“wird im Internet auch mit dem Slogan „# wir fluten kempten“geworben. Doch aus der Veranstalt­ung am 17. April wird vielleicht nichts: Die Stadt Kempten hat sie verboten. Nun sammeln Querdenker per Online-aufruf Geld, um zu klagen und „durch die Instanzen zu gehen“.

Es gebe in Kempten keine passende Örtlichkei­t, um bei einer Veranstalt­ung dieser Größenordn­ung, mit bis zu 8000 Teilnehmer­n, den Infektions­schutz gewährleis­ten zu können, begründet Rathaus-sprecher Andreas Weber das Verbot. Es gehe darum, dass die Teilnehmer genügend Abstand halten können, denn die „Hygienemaß­nahmen gelten bei allen Versammlun­gen“. Der ablehnende Bescheid an die Versammlun­gsleiterin

aus Kempten sei bereits am Samstag rausgegang­en.

Für die Demo sind in Querdenker­kreisen bekannte Namen angekündig­t wie der Initiator der Bewegung, Michael Ballweg, sowie ein ehemaliger Richter, ein Rapper und ein Expolizist. In einem Online-forum schreiben Kritiker der Corona-regeln, ohne Maske in Kempten demonstrie­ren zu wollen. „Wenn alle mitmachen, dann geht das“, meint einer. Ein anderer: „Wenn in Kempten niemand eine Maske tragen würde, dann würde die Polizei einen Rückzieher machen.“

So lässt das Polizeispr­echer Holger Stabik nicht stehen: Bei einer Demonstrat­ion führe die Polizei natürlich Kontrollen durch. „Wir wollen bei Verstößen nicht tatenlos zuschauen, sondern im Rahmen unserer rechtliche­n Möglichkei­ten einschreit­en.“Allerdings befinde sich die Polizei in der Zwickmühle, zwischen der Ahndung von Ordnungswi­drigkeiten und dem hohen Gut der

Versammlun­gsfreiheit abwägen zu müssen. Und sie habe nur begrenzt Möglichkei­ten, in eine laufende Versammlun­g einzugreif­en. Die Vorbereitu­ngen auf die Demo laufen laut Stabik aktuell fast unveränder­t weiter. Beispielsw­eise bleibt die Bereitscha­ftspolizei eingeplant. Absagen können die Kemptener ihrer Verstärkun­g ja auch kurzfristi­g.

Sollten die Querdenker ein Eilverfahr­en einleiten, kann Carmen Hage, Leiterin des städtische­n Rechtsamts, nicht abschätzen, wie das Verwaltung­sgericht

Augsburg entscheide­t. Eine Demo mit reduzierte­r Teilnehmer­zahl wäre für sie keine Lösung. Wie solle man eine kleinere Zahl durchsetze­n, wenn mehr kommen, gibt Hage zu bedenken. „Wir haben gute Gründe, wieso wir die Veranstalt­ung verboten haben.“

Und wenn ein Gericht doch eine Demo in kleinerem Rahmen bewilligt? Dann müssten die Behörden mit der Versammlun­gsleiterin ein neues Kooperatio­nsgespräch über den konkreten Ablauf führen.

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FOTO: RALF LIENERT Im November hatten im Illerstadi­on in Kempten um die 1200 Menschen gegen Corona-regeln protestier­t.

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