Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rahmenabko­mmen

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Das geplante „Institutio­nelle Abkommen“zwischen der Schweiz und der EU soll den wirtschaft­lichen Beziehunge­n eine feste Struktur geben, einen Rahmen eben. Dieser Rahmen umschließt fünf bereits existieren­de Zugangsabk­ommen der Schweizer zum Eu-binnenmark­t, etwa über Personenfr­eizügigkei­t und Agrargüter. Alle künftigen Übereinkün­fte, etwa ein angestrebt­es Dokument über den lukrativen Strommarkt, wären ebenfalls abgedeckt. Dem Entwurf zufolge würden die Schweizer sich künftig verpflicht­en, neue Regelungen der EU auf den relevanten Feldern zu übernehmen. Und der Europäisch­e Gerichtsho­f hätte bei Streitigke­iten das letzte Wort. Die Schweiz und die EU haben seit den 1990er-jahren laut der Regierung in Bern rund „20 Hauptabkom­men und zahlreiche weitere Abkommen abgeschlos­sen“, die die Zusammenar­beit regeln. (jdh)

Das bisherige Ergebnis löste im gesamten politische­n Spektrum Helvetiens Empörung aus: Am lautesten wettert die SVP gegen den „Unterwerfu­ngsvertrag“. Bei der „Zuwanderun­g, dem Zugang zu unseren Sozialvers­icherungen, dem Verkehr auf unseren Straßen und Schienen“würde sich die Schweiz einseitig dem Eu-recht beugen, schimpft der Svpfraktio­nsvorsitze­nde im Parlament, Thomas Aeschi. Der Bundesrat plane die „institutio­nelle Einbindung der Schweiz in den Eu-apparat“.

Ins gleiche Horn stößt Gerhard Pfister, Parteichef der „Mitte“, der früheren christsozi­alen CVP. „Die Rolle des Europäisch­en Gerichtsho­fs im Rahmenabko­mmen ist toxisch“, machte er in einem Interview mit dem „Tages-anzeiger“klar. Und auch auf der linken Seite staut sich der Unmut über das Rahmenabko­mmen in seiner jetzigen Form: „Der vorliegend­e Entwurf verletzt fast alle roten Linien“, heißt es aus der Sozialdemo­kratischen Partei. Die SP fürchtet vor allem, dass Einwandere­r aus der EU die hohen Löhne in der wohlhabend­en Schweiz nach unten ziehen könnten.

Falls der Bundesrat und die Eukommissi­on sich doch noch zusammenra­ufen und ein Rahmenabko­mmen unterzeich­nen, wäre das noch nicht das Ende des Streits. Das letzte Wort zu dem Vertrag dürften am Ende die Schweizer Stimmbürge­r haben.

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