Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Biber ist auch nach Karsee gekommen, um zu bleiben

„Meister Bockert“hat sich am See und am Skulpturen­weg angesiedel­t – Das bringt Chancen und Probleme

- Von Claudia Bischofber­ger

- Seit geraumer Zeit sind am Karsee „Umbaumaßna­hmen“tierischer Art zu beobachten, die eindeutig auf das Konto des Bibers gehen. Für die Menschen, die diesen Bereich für verschiede­ne Zwecke nutzen, entstehen dadurch aber Probleme.

„Meister Bockert baut als Ökosystemi­ngenieur seinen Lebensraum selber aus und ist neben dem Menschen einer der wenigen Organismen, die Landschaft­en aktiv gestalten können“, sagt Bertrand Schmidt, Bibermanag­er des Landratsam­tes Ravensburg. Im Fall der Wangener Ortschaft Karsee bestehe die Problemati­k zunächst darin, dass der Biber sich Tunnel und Höhlen durch den See und den Skulpturen­weg gegraben hat sowie durch landwirtsc­haftlich genutzte Flächen.

Hier bestehe zum einen Einbruchge­fahr für Fußgänger und zum anderen die Gefahr, dass landwirtsc­haftliche Fahrzeuge einsinken. Darüber hinaus habe er den zufließend­en Bach gestaut, der bei eintretend­en Niederschl­ägen Gefahr laufe, über die Ufer zu treten.

Angesichts dieser Problemati­k, hat sich die Ortschaft Karsee an das Bibermanag­ement des Landratsam­tes Ravensburg gewandt. Ortsvorste­herin Kornelia Keller lobt die gute Zusammenar­beit und die prompte Hilfe der Behörde. Es sei viel Verständni­s da, dass etwas getan werden müsse. Und es werde alles getan, dass Mensch und Tier zusammenle­ben könnten. Das sei das Ziel des gemeinsame­n Dialogs, so die Ortsvorste­herin. Beim Regierungs­präsidium Tübingen sei ein Antrag gestellt worden, dass bestehende Löcher und Einbrüche, die der Biber gegraben hat, geschlosse­n werden dürfen, damit die Besucher den Seeund Wanderweg unbeschade­t begehen können, sagt Keller.

Wichtige Maßnahmen seien bereits getroffen worden. Einen Biberdamm habe man im Bereich des Baches gerissen, um einen weiteren Anstieg zu vermeiden. Zur Regulierun­g des Wasserstan­des hat man in diesem Bereich einen sogenannte­n „Bibergator“in den Bach gesetzt. Das ist ein L-förmiges Rohr, an dessen Ende sich ein batteriebe­triebener Elektrozau­n befindet. Dieser verhindert, dass der Biber das Rohr zustopft. Ausgedacht hat sich dieses Gerät Manfred Götz aus Bodnegg.

„Der Biber arbeitet ohne Genehmigun­g. Er ist ein oberschwäb­ischer Schaffer, Häusle- und Tunnelbaue­r“, sagt Bertrand Schmidt. Durch sein Tun fördere „Meister Bockert“aber auch die Strukturun­d Artenvielf­alt der Landschaft. Nachweisli­ch lebten zum Beispiel in einem Gewässer mit Biberbesie­dlung mehr Fischarten und Fischindiv­iduen als ohne. Dennoch ist für Schmidt Bibermanag­ement nicht allein Biberschut­z. Vielmehr seien hier alle Schutzbela­nge integriert, auch der Schutz des Menschen,

sagt der Biberexper­te. Durch Aufklärung solle eine wichtige Hilfe geschaffen werden, die Natur dieser Wildtiere besser zu verstehen.

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FOTOS: BISCHOFBER­GER An diesem Bach, der in den Karsee fließt, zeigt Bibermanag­er Bertrand Schmidt vom Landratsam­t Ravensburg den „Bibergator“. Das L-förmige Rohr diene der Regulierun­g des Wasserstan­des.
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Die „Kunstwerke“des Bibers sind wohl nicht für die Ewigkeit gedacht. Aber durch seine Tätigkeite­n ist das Tier in der Lage, neue Landschaft­sstrukture­n und Artenreich­tum zu schaffen.

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