Der Biber ist auch nach Karsee gekommen, um zu bleiben
„Meister Bockert“hat sich am See und am Skulpturenweg angesiedelt – Das bringt Chancen und Probleme
- Seit geraumer Zeit sind am Karsee „Umbaumaßnahmen“tierischer Art zu beobachten, die eindeutig auf das Konto des Bibers gehen. Für die Menschen, die diesen Bereich für verschiedene Zwecke nutzen, entstehen dadurch aber Probleme.
„Meister Bockert baut als Ökosystemingenieur seinen Lebensraum selber aus und ist neben dem Menschen einer der wenigen Organismen, die Landschaften aktiv gestalten können“, sagt Bertrand Schmidt, Bibermanager des Landratsamtes Ravensburg. Im Fall der Wangener Ortschaft Karsee bestehe die Problematik zunächst darin, dass der Biber sich Tunnel und Höhlen durch den See und den Skulpturenweg gegraben hat sowie durch landwirtschaftlich genutzte Flächen.
Hier bestehe zum einen Einbruchgefahr für Fußgänger und zum anderen die Gefahr, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge einsinken. Darüber hinaus habe er den zufließenden Bach gestaut, der bei eintretenden Niederschlägen Gefahr laufe, über die Ufer zu treten.
Angesichts dieser Problematik, hat sich die Ortschaft Karsee an das Bibermanagement des Landratsamtes Ravensburg gewandt. Ortsvorsteherin Kornelia Keller lobt die gute Zusammenarbeit und die prompte Hilfe der Behörde. Es sei viel Verständnis da, dass etwas getan werden müsse. Und es werde alles getan, dass Mensch und Tier zusammenleben könnten. Das sei das Ziel des gemeinsamen Dialogs, so die Ortsvorsteherin. Beim Regierungspräsidium Tübingen sei ein Antrag gestellt worden, dass bestehende Löcher und Einbrüche, die der Biber gegraben hat, geschlossen werden dürfen, damit die Besucher den Seeund Wanderweg unbeschadet begehen können, sagt Keller.
Wichtige Maßnahmen seien bereits getroffen worden. Einen Biberdamm habe man im Bereich des Baches gerissen, um einen weiteren Anstieg zu vermeiden. Zur Regulierung des Wasserstandes hat man in diesem Bereich einen sogenannten „Bibergator“in den Bach gesetzt. Das ist ein L-förmiges Rohr, an dessen Ende sich ein batteriebetriebener Elektrozaun befindet. Dieser verhindert, dass der Biber das Rohr zustopft. Ausgedacht hat sich dieses Gerät Manfred Götz aus Bodnegg.
„Der Biber arbeitet ohne Genehmigung. Er ist ein oberschwäbischer Schaffer, Häusle- und Tunnelbauer“, sagt Bertrand Schmidt. Durch sein Tun fördere „Meister Bockert“aber auch die Strukturund Artenvielfalt der Landschaft. Nachweislich lebten zum Beispiel in einem Gewässer mit Biberbesiedlung mehr Fischarten und Fischindividuen als ohne. Dennoch ist für Schmidt Bibermanagement nicht allein Biberschutz. Vielmehr seien hier alle Schutzbelange integriert, auch der Schutz des Menschen,
sagt der Biberexperte. Durch Aufklärung solle eine wichtige Hilfe geschaffen werden, die Natur dieser Wildtiere besser zu verstehen.