Leichter nach München als nach Ravensburg
Vom Ringzug Bodensee-oberschwaben würde Leutkirch profitieren – Der aktuelle Stand
- Ab Ende Dezember diesen Jahres soll der elektrische Regionalverkehr mit stündlichen Verbindungen auf der Strecke Memmingen – Leutkirch – Lindau starten. Neben dem Stundentakt profitiert Leutkirch dann zusätzlich von weiteren neuen, umsteigefreien Direktverbindungen nach München. „Eine neue Eisenbahnepoche“werde damit für Leutkirch eingeläutet, freute sich unlängst der Leutkirccher Oberbürgermeister Hans-jörg Henle. Geht es nach dem Plänen des Landkreises, könnte zu einem späteren Zeitpunkt dazu auch noch eine Direktverbindung nach Ravensburg kommen.
Wer mit dem Zug von Leutkirch aus ins bayerische Memmingen möchte, muss dafür schon jetzt nicht umsteigen und ist in etwas mehr als 20 Minuten am Ziel. Ab Ende Dezember geht es sogar in rund eineinhalb Stunden elektrisch und ohne Umstieg bis nach München. Damit wird die bayerische Landeshauptstadt für Leutkircher zumindest mit der Bahn bald einfacher zu erreichen sein als Ravensburg, immerhin Sitz der Kreisverwaltung.
Mindestens einen Umstieg muss man hier immer einkalkulieren. Bei manchen Verbindungen muss der Fahrgast sogar in Kißlegg und Aulendorf den Zug wechseln.
Eine Idee, die Landrat Harald Sievers in seiner Haushaltsrede 2019 dem Kreistag erstmals vorgestellt hat, soll diesen unbefriedigenden Zustand ändern. Konkret geht es um die Einrichtung eines Ringzuges in der Region Bodensee-oberschwaben. Nach der ersten Vorstellung wurde ein Gutachter beauftragt und eine Machbarkeitsstudie erstellt. Ein Zwischenbericht dieser Studie liegt bereits vor, wie Selina Nußbaumer, Pressesprecherin des Landratsamts erklärt.
Ziel des Ringzugkonzepts sollen umsteigefreie Direktverbindungen zwischen dem Württembergischen Allgäu, dem Mittleren Schussental und dem Bodenseeufer sein. Das dafür im Mittelpunkt stehende Kernziel ist eine stündliche Direktverbindung zwischen Leutkirch und Ravensburg.
„Zusätzlich sollte diese Verbindung eine kurze Fahrzeit, die im Bereich der Pkw-fahrzeit – also etwa 45 bis 50 Minuten – liegt, aufweisen“, heißt es in einer Kreistagsvorlage, die neben dem aktuellen Sachstand auch die ersten Zwischenergebnisse der Machbarkeitsstudie abbildet. Beraten werden soll sie in der Sitzung am 11. Mai.
Gleichzeitig mit der Direktverbindung zwischen Leutkirch und Ravensburg wird demnach eine stündliche Bedienung aller bestehenden Halte zwischen Kißlegg und Aulendorf,
und im besten Fall noch die mögliche Einrichtung zusätzlicher Halte im Bereich der Bad Waldseer Therme und von Mittelurbach angestrebt, um eine weitere Belebung der Fahrgastzahlen auf der Strecke zu erreichen.
„Herausforderungen liegen in der Eingleisigkeit der Streckenabschnitte Leutkirch-kißlegg und Kißlegg-aulendorf, die die Möglichkeiten der Fahrplangestaltung stark einschränken“, heißt es in der Vorlage. Auch die fehlende Elektrifizierung und die niedrige zulässige Höchstgeschwindigkeit von nur 100 Stundenkilometer auf der Strecke Kißlegg - Aulendorf erschweren die Fahrplangestaltung.
Die ersten Zwischenergebnisse der Studie weisen laut der Vorlage unter anderem darauf hin, „dass umsteigefreie stündliche Zugverbindungen zwischen Leutkirch und Ravensburg in deutlich unter einer Stunde Fahrzeit auf der bestehenden Infrastruktur möglich sind, aber zu unwirtschaftlichen Fahrzeugumläufen und damit hohen Betriebskosten führen.“Bei einem Ausbau der Streckengeschwindigkeit auf 140 Stundenkilometer würde sich die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeugumläufe, durch die Reduzierung der benötigten Fahrzeuge von drei auf zwei, schon deutlich verbessern.
Ein weiteres Zwischenergebnis ist demnach aber auch, dass ein zusätzlicher Halt zwischen Aulendorf und Kißlegg sogar eine weitere Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 160 Stundenkilometer erfordern würde. Überhaupt sollte der Ausbau durch eine Elektrifizierung flankiert werden, da mehr elektrische Fahrzeuge die höhere Geschwindigkeit erreichen.
Laut Gutachter Ulrich Grosse sind die Förderkonditionen für Elektrifizierung der Strecke Aulendorfkißlegg „einmalig günstig“. Bis zu 95 Prozent Förderung seien nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (Bundesgvfg) möglich.
Noch im Laufe diesen Monats wird Grosse seine Machbarkeitsstudie zum Abschluss bringen, heißt es in der Vorlage für den Kreistag. Auf dieser Grundlage werde die Verwaltung mit dem Verkehrsministerium und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-württemberg ein Gespräch führen.
Als erstes Ziel dieses Gesprächs nennt die Kreisverwaltung die möglichst rasche Umsetzung der stündlichen umstiegsfreien Verbindung zwischen Leutkirch und Ravensburg auf der bestehenden Infrastruktur. Weiter soll es dabei außerdem darum gehen, abzuklären, wie die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Infrastruktur – also die Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit und die Elektrifizierung – aussehen.