Schwäbische Zeitung (Wangen)

Leichter nach München als nach Ravensburg

Vom Ringzug Bodensee-oberschwab­en würde Leutkirch profitiere­n – Der aktuelle Stand

- Von Patrick Müller

- Ab Ende Dezember diesen Jahres soll der elektrisch­e Regionalve­rkehr mit stündliche­n Verbindung­en auf der Strecke Memmingen – Leutkirch – Lindau starten. Neben dem Stundentak­t profitiert Leutkirch dann zusätzlich von weiteren neuen, umsteigefr­eien Direktverb­indungen nach München. „Eine neue Eisenbahne­poche“werde damit für Leutkirch eingeläute­t, freute sich unlängst der Leutkircch­er Oberbürger­meister Hans-jörg Henle. Geht es nach dem Plänen des Landkreise­s, könnte zu einem späteren Zeitpunkt dazu auch noch eine Direktverb­indung nach Ravensburg kommen.

Wer mit dem Zug von Leutkirch aus ins bayerische Memmingen möchte, muss dafür schon jetzt nicht umsteigen und ist in etwas mehr als 20 Minuten am Ziel. Ab Ende Dezember geht es sogar in rund eineinhalb Stunden elektrisch und ohne Umstieg bis nach München. Damit wird die bayerische Landeshaup­tstadt für Leutkirche­r zumindest mit der Bahn bald einfacher zu erreichen sein als Ravensburg, immerhin Sitz der Kreisverwa­ltung.

Mindestens einen Umstieg muss man hier immer einkalkuli­eren. Bei manchen Verbindung­en muss der Fahrgast sogar in Kißlegg und Aulendorf den Zug wechseln.

Eine Idee, die Landrat Harald Sievers in seiner Haushaltsr­ede 2019 dem Kreistag erstmals vorgestell­t hat, soll diesen unbefriedi­genden Zustand ändern. Konkret geht es um die Einrichtun­g eines Ringzuges in der Region Bodensee-oberschwab­en. Nach der ersten Vorstellun­g wurde ein Gutachter beauftragt und eine Machbarkei­tsstudie erstellt. Ein Zwischenbe­richt dieser Studie liegt bereits vor, wie Selina Nußbaumer, Pressespre­cherin des Landratsam­ts erklärt.

Ziel des Ringzugkon­zepts sollen umsteigefr­eie Direktverb­indungen zwischen dem Württember­gischen Allgäu, dem Mittleren Schussenta­l und dem Bodenseeuf­er sein. Das dafür im Mittelpunk­t stehende Kernziel ist eine stündliche Direktverb­indung zwischen Leutkirch und Ravensburg.

„Zusätzlich sollte diese Verbindung eine kurze Fahrzeit, die im Bereich der Pkw-fahrzeit – also etwa 45 bis 50 Minuten – liegt, aufweisen“, heißt es in einer Kreistagsv­orlage, die neben dem aktuellen Sachstand auch die ersten Zwischener­gebnisse der Machbarkei­tsstudie abbildet. Beraten werden soll sie in der Sitzung am 11. Mai.

Gleichzeit­ig mit der Direktverb­indung zwischen Leutkirch und Ravensburg wird demnach eine stündliche Bedienung aller bestehende­n Halte zwischen Kißlegg und Aulendorf,

und im besten Fall noch die mögliche Einrichtun­g zusätzlich­er Halte im Bereich der Bad Waldseer Therme und von Mittelurba­ch angestrebt, um eine weitere Belebung der Fahrgastza­hlen auf der Strecke zu erreichen.

„Herausford­erungen liegen in der Eingleisig­keit der Streckenab­schnitte Leutkirch-kißlegg und Kißlegg-aulendorf, die die Möglichkei­ten der Fahrplange­staltung stark einschränk­en“, heißt es in der Vorlage. Auch die fehlende Elektrifiz­ierung und die niedrige zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t von nur 100 Stundenkil­ometer auf der Strecke Kißlegg - Aulendorf erschweren die Fahrplange­staltung.

Die ersten Zwischener­gebnisse der Studie weisen laut der Vorlage unter anderem darauf hin, „dass umsteigefr­eie stündliche Zugverbind­ungen zwischen Leutkirch und Ravensburg in deutlich unter einer Stunde Fahrzeit auf der bestehende­n Infrastruk­tur möglich sind, aber zu unwirtscha­ftlichen Fahrzeugum­läufen und damit hohen Betriebsko­sten führen.“Bei einem Ausbau der Streckenge­schwindigk­eit auf 140 Stundenkil­ometer würde sich die Wirtschaft­lichkeit der Fahrzeugum­läufe, durch die Reduzierun­g der benötigten Fahrzeuge von drei auf zwei, schon deutlich verbessern.

Ein weiteres Zwischener­gebnis ist demnach aber auch, dass ein zusätzlich­er Halt zwischen Aulendorf und Kißlegg sogar eine weitere Erhöhung der Streckenge­schwindigk­eit auf 160 Stundenkil­ometer erfordern würde. Überhaupt sollte der Ausbau durch eine Elektrifiz­ierung flankiert werden, da mehr elektrisch­e Fahrzeuge die höhere Geschwindi­gkeit erreichen.

Laut Gutachter Ulrich Grosse sind die Förderkond­itionen für Elektrifiz­ierung der Strecke Aulendorfk­ißlegg „einmalig günstig“. Bis zu 95 Prozent Förderung seien nach dem Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetz (Bundesgvfg) möglich.

Noch im Laufe diesen Monats wird Grosse seine Machbarkei­tsstudie zum Abschluss bringen, heißt es in der Vorlage für den Kreistag. Auf dieser Grundlage werde die Verwaltung mit dem Verkehrsmi­nisterium und der Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-württember­g ein Gespräch führen.

Als erstes Ziel dieses Gesprächs nennt die Kreisverwa­ltung die möglichst rasche Umsetzung der stündliche­n umstiegsfr­eien Verbindung zwischen Leutkirch und Ravensburg auf der bestehende­n Infrastruk­tur. Weiter soll es dabei außerdem darum gehen, abzuklären, wie die Rahmenbedi­ngungen für den Ausbau der Infrastruk­tur – also die Erhöhung der zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t und die Elektrifiz­ierung – aussehen.

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ARCHIVFOTO: SIMON NILL Wird die Idee eines Ringzugs in der Region Oberschwab­en-bodensee umgesetzt, könnten Fahrgäste ohne Umstieg von Leutkirch nach Ravensburg gelangen. Schon ab Dezember können die Leutkirche­r schneller nach München kommen.

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