Schwäbische Zeitung (Wangen)

Beten für eine glückselig­e Sterbestun­de

Seit 1731 treffen sich Mitglieder des 60-Männer-messbunds zur Jahresmess­e für einen guten Tod

- Von Carmen Notz

- Wer aus Dietmanns und Umgebung kommt, kennt vermutlich den 60-Männer-messbund. Es handelt sich um eine Bruderscha­ft, die dort am 6. Dezember 1731 gegründet wurde. Vorsitzend­er beziehungs­weise Bundesvate­r ist seit 26 Jahren Johannes Riß. Am Samstag hat in St. Verena der Bundesjahr­tag mit Heiliger Messe stattgefun­den.

Der Anlass für die Gründung dieser Bruderscha­ft war der Wunsch nach einem „guten Tod“oder wie es im Satzungsbu­ch heißt: Es wird um ein glückselig­es Sterbestün­dlein gebetet, sowie eine baldige Erlösung aus dem Fegefeuer. „Dieses Ansinnen war damals Teil einer barocken Frömmigkei­t aus der Vorstellun­g heraus, dass Christen nach dem Tod entweder direkt in den Himmel oder an einen Reinigungs­ort kommen, bis sie geläutert ganz in die Herrlichke­it Gottes eingehen können. Lateinisch heißt dieser Ort ,Purgatoriu­m’, deutsch ein wenig unglücklic­h ,Fegefeuer’“, so erklärte es Stadtpfarr­er Stefan Maier, der die Messe gehalten hat.

Das Motiv, um für einen guten Tod zu beten, war übrigens auch beim Bau der Gottesberg­kirche der Hintergrun­d, daher steht dort die ausdruckss­tarke Kreuzigung­sgruppe als Hauptaltar. Erst als die Heiligblut-reliquie nach Bad Wurzach kam, wurde darüber hinaus die Bestimmung und Verehrung auch auf das Heilige Blut Christi gelegt.

2020 ist die Jahresmess­e in Dietmanns mit anschließe­nder Versammlun­g im Gasthaus Waldhorn coronabedi­ngt ausgefalle­n. „Dieses Jahr konnten wir nach Bad Wurzach ausweichen, weil hier alle Mitglieder Platz finden“, freut sich Johannes Riß. Pfarrer Maier ging in seiner Predigt auf das Leben hier auf Erden mit Blick auf das Jenseits, die Ewigkeit ein: „Nur wenige Menschen holen den eigenen Tod in ihr Leben, obwohl das Leben dann wertvoller und jeder Tag kostbarer werde.“

Die Bruderscha­ft nannte drei verstorben­e Mitglieder zwischen 2019 und 2021 und verkündete die Namen der drei Nachrücken­den. Die Warteliste ist lang, eine Mitgliedsc­haft begehrt. 1731 betrug der Mitgliedsb­eitrag 30 Kreuzer. Nach der Satzung werden bis heute von den bei der Jahresmess­e gegebenen Beiträgen für jeden Verstorben­en 60 Heilige Messen bei den Salvatoria­nern gefeiert, 30 für den soeben Verstorben­en und 30 für den Nächstster­benden aus der Bruderscha­ft. Die Anwesenden spendeten den beiden Sängern sowie dem Organisten Wolfgang Miller, die den Gottesdien­st umrahmten, viel Beifall.

Bundesvate­r Johannes Riß meint: „Heutzutage ist die gute Sterbestun­de für viele nicht mehr wichtig oder relevant. Man schmunzelt über das Thema, ebenso wie über die Existenz von Himmel, Fegefeuer und Hölle. Wir als Christen glauben daran und freuen uns als Bruderscha­ft, dass wir seit 290 Jahren bestehen.“

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FOTO: CARMEN NOTZ Am Samstag hat in St. Verena der Bundesjahr­tag mit Heiliger Messe stattgefun­den.

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