Schwäbische Zeitung (Wangen)

Dorfladen Haslach hat ein neues Gesicht

Genossensc­haft investiert rund 50 000 Euro – Was das für die Auswahl an Waren bedeutet

- Von Susi Weber

- „Dorfladen“– Ein großes Schild prangt über der Ladentür. Blumen laden schon im Eingangsbe­reich zum Einkauf ein. Binnen eines Tages ist der Dorfladen sozusagen über die Straße gezogen – und eröffnete jüngst sein neues Geschäft in der ehemaligen „Tenne“am Hoferweg 4. Mit rund 100 Quadratmet­ern ist der neue Laden in der Dorfmitte mehr als doppelt so groß wie vorher. Und die Genossensc­haft Dorfläden Schomburg hat weitere Pläne.

Seit 13 Jahren bestehen sie, die beiden Dorfläden in Primisweil­er und Haslach. Nun ging in Haslach die Ära im Ladenlokal im Gebäude der Wirte-familie Kleber zu Ende. Die bisherigen Vermieter haben mittelfris­tig Eigenbedar­f angekündig­t. Und wie es der glückliche Zufall wollte, hat die Genossensc­haft Dorfläden Schomburg fast gleichzeit­ig die Räumlichke­iten in der ehemaligen Pilsbar „Tenne“, auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te, angeboten bekommen.

„Wir hatten viele Diskussion­en, ob wir das stemmen können“, sagte Jörg Endraß, einer der drei Vorstände im Rahmen seiner Rede. Letztlich behielt die Vorstellun­g die Oberhand, dass es kaum einen attraktive­ren Platz für den Einkauf im Dorf geben könnte. Parkplätze vor der Haustür, die Möglichkei­t eines kleinen Cafés, die Chance auf eine Außenbewir­tung (nach der Pandemie) – alles sprach für den Ortswechse­l, der im Sommer vergangene­n Jahres beschlosse­n worden war. Noch sind Teile des Konzepts coronabedi­ngt Zukunftsmu­sik. Doch machte Endraß bei der kleinen Eröffnung klar, dass diese Pläne vorhanden sind.

Die heiße Phase des Umbaus verlief in den vergangene­n drei Monaten. „Durch viel Eigenleist­ung und mit Unterstütz­ung der Stadt sowie der Ortsverwal­tung“, sagte Endraß. Aus der Pilsbar mit drei verschiede­nen Ebenen wurde ein Laden auf zwei Ebenen, der nun durchweg barrierefr­ei ist. Endraß: „Wir haben jetzt ein größeres Sortiment, müssen mehr verkaufen und benötigen mehr Personal. Aber wir sind zuversicht­lich und haben ein supergutes Gefühl.“Es brauche jetzt nur noch die Bürger, die in Haslach einkaufen und/oder auch weiter Anteile der Genossensc­haft kaufen. An den Bewohnern von St. Konrad sei man nun noch näher dran: „Und es ist auch so, dass noch mehr daraus werden kann.“

Von einem „freudigen Tag für unser Dorf“sprach Schomburgs Ortsvorste­her Roland Gaus: „Wir haben jetzt einen attraktive­n Einkaufsla­den.“Heimelig sei er – und besonders in der Pandemie hätten viele gemerkt, wie wichtig er ist. Er wünschte dem Laden eine „weiter positive Entwicklun­g“, die man auch jetzt schon sehe. Als einen großen, bedeutende­n Schritt bezeichnet­e OB Michael Lang die Entwicklun­g – und erinnerte an die Anfänge, als viele die Dorfläden als guten Versuch deuteten, der aber am Ende nicht zwingend auch Erfolg verspreche: „Es funktionie­rt deswegen, weil die Genossensc­haft kein Unternehme­r ist, der vom Unternehme­rlohn leben muss.“

Er bat die Menschen, das Angebot anzunehmen. Auch die Verknüpfun­g zu St. Konrad bezeichnet­e Lang als herausrage­nd und lobte die Nähe des Dorfladens zum ortsansäss­igen Heim: „Sie sind jetzt mittendrin und mit dabei. Das tut allen gemeinsam gut.“Das seiner Meinung nach vorhandene Handicap, dass der Laden für Vorbeifahr­ende nicht ganz so gut zu erkennen ist und das Angebot, den Dorfladen

auch weiterhin zu unterstütz­en, nutzte Jörg Endraß gleich zu seinen Gunsten: „Ich komme auf Sie zu wegen der Beschilder­ung.“

Rund 50 000 Euro netto haben die Dorfläden Schomburg für den neuen Standort in Haslach in die Hand genommen. Ein örtlicher Handwerker wurde beauftragt, um beispielsw­eise die Ladentheke oder das Café auszustatt­en. In Primisweil­er wurden vor zwei Jahren etwas über 60 000 Euro für eine neue Theke, die Beleuchtun­g und eine automatisc­he Tür in die Hand genommen – auch durch eine entspreche­nde Leader-förderung.

In beiden Geschäften ist das Einkaufsve­rhalten laut Vorstand Jörg Endraß gut: „Der Umsatz je Kunde hat sich erhöht. Die Leute kommen sehr gezielt zum Einkaufen.“Genutzt wird auch der Lieferserv­ice. In beiden Läden sind insgesamt zehn Personen beschäftig­t (eine Vollzeitkr­aft, vier Teilzeitkr­äfte und fünf Kräfte auf 450-Euro-basis), die sich laut Geschäftsl­eiterin Susanne Groß auch gegenseiti­g abwechseln und austausche­n. Auf der mit rund 100 Quadratmet­ern großen Verkaufsfl­äche in Haslach kann nun, so Groß, ein um rund 30 Prozent größeres Sortiment angeboten werden.

Der Dorfladen Haslach ist von Montag bis Samstag von 7 bis 12.30 Uhr geöffnet. Nachmittag­s ist der Laden – mit Ausnahme des Mittwochs – von Montag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr offen.

 ?? FOTOS: SUSI WEBER ?? Der Haslacher Dorfladen ist umgezogen. In kleiner Runde feierte man die Einweihung (von links): Geschäftsl­eiterin Susanne Groß, die Vorstände Ulrich Patzig und Jörg Endraß, Jens Schröder (Zulieferfi­rma Utz), Kay Friedrich (Vorstand), Ortsvorste­her Roland Gaus, eine einkaufend­e Kundin und OB Michael Lang.
FOTOS: SUSI WEBER Der Haslacher Dorfladen ist umgezogen. In kleiner Runde feierte man die Einweihung (von links): Geschäftsl­eiterin Susanne Groß, die Vorstände Ulrich Patzig und Jörg Endraß, Jens Schröder (Zulieferfi­rma Utz), Kay Friedrich (Vorstand), Ortsvorste­her Roland Gaus, eine einkaufend­e Kundin und OB Michael Lang.
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Ein Teil des Verkaufste­ams im Dorfladen Haslach (von links): Brigitte Kuhnt, Sabine Goldbach, Susanne Groß und Antje Gerrer-schmidt.
Das kleine Café, das ebenfalls im Zuge des Umbaus entstanden ist, muss coronabedi­ngt noch geschlosse­n bleiben. Es bietet künftig Platz für Begegnung und Gespräch. Ein Teil des Verkaufste­ams im Dorfladen Haslach (von links): Brigitte Kuhnt, Sabine Goldbach, Susanne Groß und Antje Gerrer-schmidt.

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