Schwäbische Zeitung (Wangen)

Endlich Blumen

Mit einem Jahr Verspätung macht die Überlinger Landesgart­enschau am Freitag endlich auf – Dafür wurde das Hygienekon­zept nochmals ausgeweite­t

- Von Uwe Jauß

- Tulpen, Nelken, Anemonen, Iris – alles voll erblüht, dort rot, hier gelb oder blau. Der ganze Frühlingsf­lor der Überlinger Landesgart­enschau steht bereit, um endlich von Besuchern gesehen zu werden. Keine weitere Eröffnungs­verschiebu­ng mehr. „Der große Tag ist da, um sich in das Abenteuer Landesgart­enschau hineinzube­geben“, freut sich Oberbürger­meister Jan Zeitler (SPD). In der Tat: Am Freitag sollen endlich all die Tore aufgehen, die seit einem Jahr für Gäste verschloss­en waren. Corona hatte dafür gesorgt. Zuerst wurde die bereits weitgehend fertiggest­ellte Schau um ein Jahr verschoben. Dann sollte es nach Ostern am 9. April losgehen. Hohe Inzidenzwe­rte im Bodenseekr­eis ließen die Pläne zur Illusion verkommen. Kein Torschloss durfte sich aufdrehen. Neue Corona-regeln in Land und Bund haben die Lage jedoch geändert.

Ende gut, alles gut? Soweit es die Pandemie zulässt, ja. Roland Leitner aus der zweiköpfig­en Geschäftsf­ührung des Blumenspek­takels erläutert die aktuellen Einschränk­ungen. „Wir gelten als botanische­r Garten und dürfen deshalb öffnen – jedoch nur im Freiluftbe­reich“, sagt er. Veranstalt­ungen in Räumlichke­iten werde es hingegen vorerst nicht geben. Auch die Seebühne bleibe bis auf Weiteres unbespielt. Ein arger Wermutstro­pfen für die Veranstalt­er. Das überdachte Veranstalt­ungsplatea­u wurde aufwendig hergericht­et. So mussten seine Schwimmpon­tons von Hamburg hertranspo­rtiert werden. Leitner geht aber davon aus, dass die Bühne nicht bis zum Ende der Schau am 17. Oktober leer bleibt. Seine Kollegin Edith Heppeler meint: „Wir hoffen, dass wir ganz schnell Veranstalt­ungen machen können.“Oberbürger­meister Zeitler macht zusätzlich noch Mut und drängt jede Möglichkei­t einer erneuten Schließung an den Rand. Bis zum Sommer, schätzt das Stadtoberh­aupt, sei die Durchimpfu­ng der Bevölkerun­g weit genug gediehen, um das volle Programm durchführe­n zu können.

Vorgenomme­n haben sich die Organisato­ren viel. Ursprüngli­ch waren 3000 Veranstalt­ungen geplant. Unterm Strich dürften es bei Schlussbil­anz im Herbst wohl weniger gewesen sein. Wegen der verschoben­en Eröffnung hat einiges bereits nicht stattgefun­den. Weiteres fällt nach den geltenden Corona-regeln aus. Zeitler betont jedoch, dass diverse Veranstalt­ungen auch nachgeholt werden können. Um was es bei diesem Unterhaltu­ngsreigen geht, lässt sich aus dem Programm entnehmen: Wildtiere unserer Wälder, präsentier­t vom Forst – oder Blasmusik, Frühschopp­enmusik, Naturschut­z und Landschaft­spflege oder Vorträge zur Unterwasse­rarchäolog­ie et cetera.

Besucher können sich wiederum auf fünf Ausstellun­gsbereiche verteilen, insgesamt elf Hektar Fläche. Am größten ist der sogenannte Uferpark, eine komplette Neuschöpfu­ng. Hier waren vorher ein in die Jahre gekommener Campingpla­tz, eine holprige Pflasterst­raße und eine Gewerbebra­che. Jetzt erstrecken sich an diesen Stellen Blumenbeet­e. Veranstalt­ungspavill­one wurde erreichtet, Spielplätz­e gebaut. Äußerst reizvoll: ein freier Zugang zum Bodensee. Den hatte es vorher so nicht gegeben. Jetzt kann jeder Besucher seine Füße ins Wasser hängen. Und, erinnert der Oberbürger­meister, „dies wird auch nach dem Ende der Gartenscha­u so bleiben“. Zeitler streicht heraus, was seiner Stadt von den ganzen Investitio­nen bleiben wird – nämlich viel, wie er meint. Nicht nur der Uferpark. „Zwei bisher an der Stadtmauer verschloss­ene Bereiche sind künftig für die Bürger zugänglich.“Zeitler meint zum einen die Menzinger Gärten beim St.-johannturm, dann noch die Rosennobel­gärten bei einer weiteren Bastei. Beides sind lauschige Ecken zum Verweilen geworden.

In der Aufzählung der Ausstellun­gsbereiche fehlen jetzt noch die Villen- und die Rosenobelg­ärten. Sie liegen am See, oder zumindest in Seenähe. Eindrucksv­oll sind dabei vor allem die Villengärt­en. Zu ihnen gehört ein auffallend geräumiges Pflanzenha­us. Noch respektabl­er sind aber die am Ufer davor liegenden sogenannte­n schwimmend­en Gärten, besser als eine Art Mini-blumeninse­ln beschriebe­n. Bemerkensw­ert in diesem Zusammenha­ng: In Sichtweite über den Bodensee hinweg liegt die ansonsten als Blumeninse­l beworbene Mainau.

Zwar nicht blühend, aber dennoch wichtig: der extra bereitgest­ellte Parkplatz für die Gartenscha­ubesucher. Er befindet sich östlich der Altstadt. Für all jene, für die ausgedehnt­e Spaziergän­ge rasch zu schweißtre­ibenden Wanderunge­n werden, sollen Shuttle-busse bereitsteh­en. „Wir haben zuletzt die Transportk­apazität nochmals erhöht, damit die Menschen ausreichen­d Abstand halten können“, sagt Gartenscha­u-geschäftsf­ührer Leitner. An ihm liegt in erster Linie das Corona-konzept der Großverans­taltung. Zentral dabei: die Zugangssys­tematik. Leitner weist darauf hin, dass Tickets zwar auch am Eingang erworben werden können. Wesentlich besser sei aber, sie komplett online zu kaufen. Zudem sei gleichzeit­ig das Buchen eines Zeitfenste­rs ratsam, also des Eintreffen­s vor Ort. Am Eingang der Ausstellun­gsbereiche stünden Ampeln, um Überfüllun­gen zu vermeiden. „Für jede Fläche ist eine bestimmte Besucherza­hl hinterlegt“, erklärt Leitner. Er erinnert noch daran, dass „keine Person ungetestet aufs Gelände darf“. Wobei der Test nicht älter als 24 Stunden sein dürfe.

Zuletzt hatte die Stadt Überlingen ihre Kapazitäte­n für Schnelltes­ts noch ausgebaut. Die Landesgart­enschau möchte auch kostenlos Material für Selbsttest­s anbieten.

Leitner ergänzt, wer im vergangene­n halben Jahr Covid hatte, gelte als negativ. Dies sei ebenso der Fall, sollte die zweite Corona-impfung länger als zwei Wochen zurücklieg­en. Der Test entfalle dann. „Wir gehen verantwort­ungsvoll mit der Situation um“, ist er sich sicher. Genauso glaubt Leitner fest daran, dass die Schau ein Erfolg wird. Als Motivation dienen ihm einige Zahlen. Demnach hätten nur wenige Dauerkarte­nkäufer ihre Tickets storniert. 16 000 davon seien immer noch verkauft. Des Weiteren hätten 47 000 Interessen­ten Tagesticke­ts reserviert. Ohne Vergünstig­ungen kosten sie einen Erwachsene­n 18 Euro.

Die bisherigen Überlinger Ticketzahl­en dürften im Übrigen der bayerische­n Landesgart­enschau in Lindau Mut machen. Sie hat aber bis zur Eröffnung am 20. Mai noch etwas Zeit. Dort laufen gegenwärti­g die letzten Vorbereitu­ngen.

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