Schwäbische Zeitung (Wangen)

Milliarden­gewinn trotz Krise

Deutsche Bank verdient im ersten Quartal so gut wie seit sieben Jahren nicht mehr

- Von Mischa Ehrhardt

- Inmitten der Krise wartet die Deutsche Bank mit dem besten Quartalser­gebnis seit sieben Jahren auf: Vor Steuern verbucht die Bank 1,6 Milliarden Euro Gewinn, nach Abzug von Steuern und Zinsen auf bestimmte Anleihen bleiben unter dem Strich gut 900 Millionen Euro übrig. „Das erste Quartal ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Deutsche Bank in allen vier Geschäftsb­ereichen auf dem richtigen Weg ist und nachhaltig profitable­r wird“, sagte Deutsche-bank-chef Christian Sewing. „Wir haben unsere Erträge im Vergleich zu einem bereits starken Vorjahresq­uartal erneut gesteigert und bleiben gleichzeit­ig disziplini­ert bei Risiken und Kosten.“

Der Gewinn basiert zum einen auf konzernwei­t steigenden Erträgen und Umsätzen. So sind die Erträge um deutliche 14 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro geklettert – und damit so hoch wie zuletzt Anfang 2017. Er ist aber auch Folge eines rigiden Sparprogra­mms. In dessen Verlauf soll die Zahl der Beschäftig­ten um 18 000 auf 74 000 fallen. Allein in diesem Jahr will die Bank ein Fünftel der noch vorhandene­n rund 500 Filialen schließen. Auch bei der Konzerntoc­hter Postbank wird das Filialnetz weiter ausgedünnt, dort werden in diesem und im kommenden Jahr insgesamt 100 der zuletzt rund 800 Filialen geschlosse­n.

Zugpferd innerhalb der Deutschen Bank war einmal mehr das Investment­banking. Hier schossen die Erträge um ein Drittel in die Höhe auf 3,1 Milliarden Euro. Besonders gut lief es hier im Geschäft mit festverzin­slichen Wertpapier­en und Währungen, aber auch in der Beratung bei Börsengäng­en. „Die Unwucht ist schon relativ groß“, sagte Branchenan­alyst Philipp Hässler aus dem Wertpapier­handelshau­s Pareto der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Das kann man natürlich kritisch sehen. Aber anderersei­ts ist auch positiv, dass die Bank in der Lage ist, in so einem positiven Kapitalmar­ktumfeld in dieser Höhe zu profitiere­n“. In der Tat haben die Kurse an den Aktienmärk­ten stark zugelegt – und so haben viele Unternehme­n den Weg an den Kapitalmar­kt gesucht, um Geld zu beschaffen. Profite erwachsen Banken dann im Investment­banking beispielsw­eise beim Begleiten von Börsengäng­en.

Die Vermögensv­erwaltung verzeichne­te in den ersten drei Monaten des Jahres ebenfalls Zuwächse. Dagegen stagnierte­n die Erträge in der Privatbank, in der Unternehme­nsbank gingen sie sogar leicht zurück. Für das Gesamtjahr wagt man in Frankfurt keine konkrete Gewinnprog­nose. Finanzchef James von Moltke zeigte sich in einer Onlinepres­sekonferen­z aber zuversicht­lich. Der Weg, auf dem sich die Bank in diesem Jahr befinde, verlaufe deutlich besser als im vergangene­n Jahr. Im vergangene­n Jahr hatte die Deutsche Bank einen auf die Aktionäre entfallend­en Überschuss von insgesamt bescheiden­en 113 Millionen Euro geschriebe­n.

Dass dieser Gewinn in diesem Jahr deutlich höher ausfallen könnte liegt auch daran, dass das Geldhaus in diesem Jahr auch mit einer deutlich niedrigere­n Belastung durch ausfallend­e Kredite rechnet als noch 2020. Deswegen werde die Risikovors­orge in diesem Jahr deutlich sinken – von 1,8 Milliarden auf voraussich­tlich 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro. Denn es zeichne sich mittlerwei­le ab, dass die Unternehme­n deutlich besser aufgestell­t seien als in der Finanzund Wirtschaft­skrise 2009/10. „Wir können nicht nur auf ein hervorrage­ndes Quartal zurückscha­uen, auch der Ausblick stimmt optimistis­ch“, sagte Christian Sewing mit Blick auf die aufgehellt­en Konjunktur­aussichten und den weltweiten Börsen-boom.

Zwar könnte es noch eine Pleitewell­e geben, wenn die Insolvenza­ntragspfli­cht wieder einsetzt, allerdings glaubt man in den Zwillingst­ürmen in Frankfurt, dass sich deren Auswirkung­en in Grenzen halten werden. Analyst Philipp Hässler ist in dieser Hinsicht weniger optimistis­ch. „Hier gibt es noch ein Fragezeich­en, wie sich das weiter ntwickelt. Die Deutsche Bank blickt da positiver ins Jahr, was die Risikovors­orge angeht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie am Ende wirklich so stark runtergehe­n kann mit der Risikovors­orge“. Ähnlich sieht das Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). „Es bleibt abzuwarten, ob die Risikovors­orge im Hinblick auf die uns erst noch bevorstehe­nden Folgen der Corona-pandemie ausreichen wird.“

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FOTO: DPA Deutsche-bank-chef Christian Sewing.

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