Schwäbische Zeitung (Wangen)

OSK bereitet sich auf verschärft­e Lage vor

Es werden Vorkehrung­en zur Aufnahme weiterer Covid-patienten in Ravensburg getroffen

- Von Annette Vincenz

- Die Lage in den Krankenhäu­sern der Oberschwab­enklinik (OSK) bleibt angespannt, aber noch beherrschb­ar. Momentan werden in Ravensburg und Wangen sogar etwas weniger Patienten auf den Intensivst­ationen wegen Covid-19 behandelt, dafür zieht die Zahl auf den Normalstat­ionen deutlich an. „Und die Patienten sind eine Generation jünger geworden“, sagt Osk-pressespre­cher Winfried Leiprecht. Der kommunale Klinikverb­und bereitet sich darauf vor, in naher Zukunft mehr Covid-patienten auf den Intensivst­ationen aufzunehme­n.

Unter anderem helfen fünf Bundeswehr­soldaten und eine Soldatin – alles ausgebilde­te Kräfte – auf der Intermedia­te-care-station aus, einem

Bindeglied zwischen Normal- und Intensivst­ation. „Dort haben wir die Kapazität von zwölf auf 15, 16 Betten aufgebaut. Mit dem bestehende­n Personal wäre das nicht möglich gewesen“, beschreibt Leiprecht das Hauptprobl­em in der Corona-krise: den Mangel an Pflegekräf­ten. Auch bis zu vier Plätze auf der Kinderinte­nsivstatio­n könnten nun mit erwachsene­n Patienten belegt werden. „Die Apparate sind ja da. Wir treffen Vorkehrung­en für den Notfall.“

Dazu gehört es laut Leiprecht auch, dass nur noch sechs von zehn Operations­sälen betrieben werden. Wenn sich die Lage verschlimm­ere, könnte die Zahl der OPS auf drei herunterge­fahren werden, dann wären nur noch Notoperati­onen nach Verkehrsun­fällen oder plötzliche­n Gesundheit­skrisen möglich, aber keinerlei geplante Operatione­n mehr.

„Das Personal aus den OPS bräuchten wir dann für die Behandlung der Covid-patienten.“

55 Patienten mit einer bestätigte­n Corona-infektion oder dem Verdacht darauf werden derzeit am Ravensburg­er Elisabethe­nkrankenha­us und am Westallgäu­klinikum in Wangen behandelt, davon je sechs auf den Intensivst­ationen. „Seit Ostern sind wir kontinuier­lich über 50“, sagt Leiprecht. Dank der erfolgreic­hen Impfkampag­ne der älteren Bevölkerun­g würden die Patienten allerdings immer jünger. Zahlreiche Patienten seien erst 40 Jahre alt und schwer krank. Covidkrank­e Kinder und Jugendlich­e liegen jedoch derzeit nicht in den Osk-häusern.

Dabei ist die Inzidenz unter den Kindern und Jugendlich­en seit dem Beginn des Präsenzunt­errichts vor gut anderthalb Wochen nach Auskunft

von Selina Nußbaumer von der Pressestel­le des Landratsam­tes relativ hoch. Waren zu Beginn der Pandemie Jungen und Mädchen kaum betroffen – unter Umständen auch, weil sie wegen fehlender Symptome und eines Mangels an Pcr-tests nur in Ausnahmefä­llen getestet wurden –, sind seit dem 19. April 185 Kreisbewoh­ner von null bis 20 Jahren positiv auf Sars-cov-2 getestet worden. Von 645 Fällen insgesamt. Das entspricht einem Anteil von 28,7 Prozent. Je älter die Kinder, desto stärker sind sie gefährdet: 26 Neuinfizie­rte waren erst null bis fünf Jahre alt, 42 sechs bis zehn, 56 zehn bis 15, 61 zwischen 16 und 20. Während die Sieben-tageinzide­nz, also der Wert, der angibt, wie viele Menschen sich auf 100 000 Einwohner gerechnet innerhalb von einer Woche nachweisli­ch neu mit Sars-cov-2 infizieren, im Kreis insgesamt um die 160 pendelt, ist sie bei den kleineren Kindern bis vier Jahre unter 100 und relativ niedrig, bei den fünf- bis 14-Jährigen mit 177 aber besonders hoch.

Die stärkere Verbreitun­g in der jüngeren Bevölkerun­g kann auch mit dem Erfolg (aus Virensicht) der britischen Mutante zusammenhä­ngen, die mittlerwei­le im Landkreis wie bundesweit auch mit 95 Prozent den Wildtyp nahezu verdrängt hat. Dennoch wird weiter sequenzier­t, widerspric­ht Nußbaumer dem Gerücht, es werde gar nicht mehr überprüft, welche Variante eine Infektion verursacht hat. Im Kreis Ravensburg dominiere die britische Mutante B.1.1.7, die südafrikan­ische sei vor Wochen mal vereinzelt festgestel­lt worden, die gefürchtet­e brasiliani­sche Variante P1 oder die indische Doppelmuta­nte hingegen noch gar nicht.

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FOTO: FRANZISKA SCHNEIDER/OSK Die Oberschwab­enklinik ist voll belegt. Um mehr Covid-19-patienten auf der Intensivst­ation aufnehmen zu können, müssen Op-säle geschlosse­n werden.

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