Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auf Blair Bann wartet beim VFB viel Verantwort­ung

Der neue kanadische Libero muss in Friedrichs­hafen Markus Steuerwald ersetzen und ein junges Team anführen

- Von Thorsten Kern

- Libero beim VFB Friedrichs­hafen, das hieß seit Jahren schlicht: Markus Steuerwald. Der 32-Jährige gewann mit dem VFB mehrmals den Supercup und den Dvv-pokal. In der Meistersch­aft hatten Steuerwald und Friedrichs­hafen allerdings immer das Nachsehen gegen die Berlin Recycling Volleys. Auch in der gerade zu Ende gegangenen Saison. Steuerwald hat sich vom VFB verabschie­det, sein Nachfolger auf der Liberoposi­tion ist Blair Bann.

Die Verpflicht­ung des 33-jährigen kanadische­n Nationalsp­ielers „war keine Hauruckakt­ion“, sagt Vfb-geschäftsf­ührer Thilo Späth-westerholt. Mit seinem langjährig­en Teamkolleg­en Steuerwald hat Späth-westerholt oft gesprochen während der vergangene­n Saison. „Als klar war, dass sich Markus mit seiner Familie eine neue Herausford­erung suchen möchte, haben wir uns intensiv um Ersatz bemüht.“Schnell fiel die Wahl der Friedrichs­hafener auf Blair Bann. „Markus hatte sowohl im Spielerisc­hen als auch im Menschlich­en absolutes Topniveau“, lobt Späth-westerholt. Liberos mit sportliche­r Qualität gebe es viele. „Blair hat aber nicht nur die sportliche Kragenweit­e von Markus, er war auch in Düren ein Führungssp­ieler.“Der Kanadier, der sein Land im Sommer bei den Olympische­n Spielen in Tokio gut vertreten möchte, musste nach dem Angebot des VFB „keine Sekunde zögern“, wie er in einer Mitteilung des VFB zitiert wird. „Es wird eine große Herausford­erung.“

Der 33-Jährige kam 2012 erstmals zu den SWD Powervolle­ys Düren. Nach einer Saison verließ Bann den Bundesligi­sten wieder und wechselte nach Nantes in die erste französisc­he Liga. Ein Jahr später kam der Libero wieder zurück nach Düren und blieb vier Jahre, ehe er erneut nach Frankreich ging – zu Chaumont. 2019 kehrte Bann zum zweiten Mal nach Düren zurück und kam mit den Powervolle­ys in der Saison 2020/21 bis ins Play-off-halbfinale. Dort folgte in einer dramatisch­en und hochklassi­gen Serie das Aus gegen die Berlin Recycling Volleys.

Mit seinem neuen Club will Bann ab Herbst versuchen, die Dominanz der Berliner zu durchbrech­en. Dass er zudem mit Friedrichs­hafen auch in der Champions League starten kann, sei beim Wechsel „ein Bonus“gewesen, nicht der Hauptgrund. Wie sein neuer Trainer Mark Lebedew hat auch Bann einen Zwei-jahresvert­rag am Bodensee unterschri­eben. „Er wird mich als Spieler weiterbrin­gen“, freut sich Bann auf die Zusammenar­beit mit dem australisc­hen Trainer, der die BR Volleys von 2012 bis 2014 zu drei Meistersch­aften in Folge geführt hatte.

Beim VFB hat Lebedew zunächst die Aufgabe, eine fast komplett neue Mannschaft zusammenzu­stellen. „Ein großer Umbruch ist nicht immer gewünscht“, gibt Späth-westerholt

zu. „Von Außen gibt es dafür auch immer mal wieder Kritik.“Für den Vfb-geschäftsf­ührer gibt es aber zwei Gründe, weshalb es nach dieser Saison einige Wechsel im Kader gibt. „Manche haben sich so gut präsentier­t, dass sie für andere Clubs attraktiv geworden sind und wir sie auch finanziell nicht mehr halten können.“Das gilt etwa für Linus Weber. Andere dagegen hätten „nicht so überzeugt, wie wir gehofft haben“.

Späth-westerholt steht derzeit im Austausch mit Lebedew – der noch in Polen trainiert –, um den VFB für die kommende Saison gut aufzustell­en. „Es ist gerade die heiße Phase der Kaderzusam­menstellun­g“, sagt Späth-westerholt. Ob zu Lukas Maase

und Ben-simon Bonin weitere deutsche Talente kommen? „Liebend gern“, sagt der Geschäftsf­ührer ohne zu zögern. „Aber die Möglichkei­ten sind begrenzt, wir müssen schauen, dass es passt und Sinn macht.“Insgesamt, so Späth-westerholt, werde es eine junge Vfb-mannschaft mit ein paar erfahrenen Profis geben.

Neben Zuspieler Vincic ist Bann einer dieser erfahrenen Führungssp­ieler. Derzeit ist der 33-Jährige in Kanada bei seiner Schwester und seinen Eltern. Sein eigenes kleines Familienle­ben – mit seiner Freundin – spielt sich aber in Deutschlan­d ab. Er sei „fast schon mehr Deutscher als Kanadier“, sagt er. Nur am Anfang sei es schwierig gewesen, ganz ohne die

Landesspra­che zu sprechen. „Und am Sonntag haben die Supermärkt­e zu. Auch daran musste ich mich gewöhnen.“Eine gewisse Eingewöhnu­ng wird Bann auch in Friedrichs­hafen brauchen. Zunächst gilt sein Fokus aber der kanadische­n Nationalma­nnschaft – erst bei der Nations League Ende Mai im italienisc­hen Rimini, dann bei den Olympische­n Spielen in Tokio.

Offiziell unter Vertrag für die Saison 2021/22 in der Volleyball­bundesliga stehen beim VFB Friedrichs­hafen bislang nur Dejan Vincic, Lukas Maase, Ben-simon Bonin und Blair Bann.

 ?? FOTO: BERND KÖNIG/IMAGO IMAGES ?? Sieben Jahre – mit zwei Unterbrech­ungen in Frankreich – spielte Blair Bann für Düren. Nun tritt er beim VFB Friedrichs­hafen die Nachfolge von Markus Steuerwald an.
FOTO: BERND KÖNIG/IMAGO IMAGES Sieben Jahre – mit zwei Unterbrech­ungen in Frankreich – spielte Blair Bann für Düren. Nun tritt er beim VFB Friedrichs­hafen die Nachfolge von Markus Steuerwald an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany