Nonnenhorn erhält mehr Aussicht auf den See
Gemeinde macht aus teurem Grundstück einen Park – Das verdankt die Gemeinde auch einem großzügigen Bürger
- Das ehemalige Seewirts Seehaus gehört nun der Vergangenheit an, die Abbrucharbeiten sind fast vollendet. Klemens Joos, der das gesamte Areal von Hermann Lanz erworben hatte und den seeseitigen Teil mit dem Haus an die Gemeinde Nonnenhorn weitergab, hat nun erstmals den Blick vom Engel auf den See gemeinsam mit Bürgermeister Rainer Krauß genossen.
„Das ist ein ungeheurer Gewinn für meinen Geburtsort“, freut sich Joos, der immer wieder den Blick über die Abbruchreste Richtung See wirft. Dieser bald freie Blick werde das Bild Nonnenhorns grundlegend verändern – und zwar zum Guten, meint er. Auch Rainer Krauß freut sich, denn auch er versprach sich gemeinsam mit seinem Gemeinderat eine große Aufwertung des Ortsbildes, wenn das Appartementhaus verschwindet und einer Grünanlage weicht. „Wir mussten uns ja fast rechtfertigen, dass unser Dorf am See liegt, die Gäste glaubten das ja kaum“, fügt Krauß scherzhaft hinzu.
Viel wurde darüber schon geschrieben, dass eine Gemeinde sich ein Grundstück für letztendlich 3,3 Millionen Euro leistet, um damit genau eines zu machen: eine Grünanlage. „Aber das war eine einstimmige Entscheidung für eine einmalige Chance, auch für zukünftige Generationen“, erinnert sich Krauß. Und viel Verhandlungsgeschick und -glück, muss hinzugefügt werden.
Als Klemens Joos erfahren hatte, dass das Lanz-areal mit dem Hotel und Restaurant Zum Engel, zuletzt bekannt als Seewirt zum Verkauf anstand, wurde er hellhörig und wollte etwas für seine Heimatgemeinde tun, bevor jemand anderes das erwirbt und eventuell so verbaut, dass der Charakter des Weindorfes Schaden nehmen würde. Die Gemeinde hatte sich ein Vorkaufsrecht für das Seegrundstück gesichert. Dies hätte im schlimmsten Fall aber durch einige rechtliche Instanzen durchgedrückt werden müssen, räumt Krauß ein.
Im jetzigen Falle, mit dem neuen Eigner Joos, war das aber einfacher zu machen. Klemens Joos erwarb das gesamte Areal, aber in zwei Kaufverträgen. Der eine war für das Seehaus plus der Parkplätze neben dem Schäfflerplatz, die sich seit vielen Jahren dadurch auszeichneten, dass sie zwar frei waren, aber abgesperrt. Für diesen Teil wäre der Verkehrswert bei rund vier Millionen Euro gelegen, für das Gemeindesäckel zu hoch. Doch in intensiven Gesprächen und Verhandlungen ließ sich Joos breitschlagen, mit dem Preis herunterzugehen, von 700 000 Euro ist da die Rede.
Nun wäre Rainer Krauß nicht Rainer Krauß, wenn er für die Finanzierung sowie für die Abbruchskosten keine Fördermittel gesucht und gefunden hätte. Fündig wurde er beim Amt für ländliche Entwicklung, das schon bei der Dorferneuerung sehr bereitwillig Zuschüsse in das Weindorf hatte fließen lassen. Doch auch die Verantwortlichen in dem Amt sahen die einmalige Chance und glaubten den Gemeindevertretern, dass hier nie mehr gebaut wird. Das war die Bedingung für den nochmaligen Zuschuss in Höhe von 500 000 Euro für Nonnenhorn, so dass nun noch 2,8 Millionen für die Gemeinde zu berappen sind, und die bereits auf 30 Jahre zu besten Konditionen finanziert seien, wie der Bürgermeister verrät. Und die Abbruchkosten konnte die Gemeinde mit dem Ausverkauf des Inventars des Seehauses ganz gut neutralisieren.
Der nun gewonnene Ausblick auf Uferwiese und See bedeutet aber auch eine gewaltige Aufwertung der Terrasse des Engels. Insofern eine sogenannte Win-win-situation für Nonnenhorn wie auch Klemens Joos, der sich sichtlich freut – fast wie ein Kind –, dass dieser Coup so gelungen ist. Neben dem Engel laufen derzeit noch die Abbrucharbeiten des Nebengebäudes des ehemaligen Seewirts, in dem Appartements eingerichtet waren.
Joos muss sich nun mit Architekten überlegen, wie er den Engel zukünftig nutzen möchte. Das Hauptgebäude steht unter Denkmalschutz, hinter dem Haus bieten aber die großzügigen Parkplätze Raum für eine eventuelle Weiterentwicklung, je nachdem, falls das für Hotellerie mit Restaurant entwickelt werden soll.
Doch zunächst steht die Freude über die Aussicht im Vordergrund. Die teilen auch zahlreiche Nonnenhorner, die während der gesamten Abbrucharbeiten immer wieder vorbei spazierten und die wachsende Aussicht begeistert Stück für Stück mitverfolgten. Wenn das Grundstück geräumt ist, wird in diesem Jahr laut Bürgermeister Krauß zunächst eine einfache Gestaltung der neugewonnenen Uferanlage durchgeführt werden, also erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen, im wortwörtlichen Sinne. Mit einer weiteren Bepflanzung lassen sich die Nonnenhorner noch etwas Zeit, erst einmal soll die Bepflanzung oben im Dorf, gegenüber dem Rathaus vollendet werden.