Schwäbische Zeitung (Wangen)

Koalition ringt um Insolvenzs­chutz

SPD befürchtet Pleitewell­e – CDU gegen weitere Aussetzung der Meldepflic­ht

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(dpa) - Union und SPD ringen um eine Verlängeru­ng des Insolvenzs­chutzes für Firmen, die von der Corona-krise schwer getroffen sind. Offiziell sollte diese Sonderrege­lung Ende April auslaufen. „Wir werden nächste Woche einen letzten Versuch unternehme­n, mit der Union die Aussetzung der Insolvenza­ntragspfli­cht um zwei Monate zu vereinbare­n“, kündigte der Spd-rechtspoli­tiker Johannes Fechner am Freitag aber an. Ein Sprecher des Justizmini­steriums erklärte, die Bundesregi­erung plane derzeit keine Verlängeru­ng der Regelung.

Die Aussetzung der Insolvenza­ntragspfli­cht soll verhindern, dass durch die Pandemie unverschul­det in Not geratene Unternehme­n pleite gehen und verschwind­en. Für Zahlungsun­fähigkeit gilt die Antragspfl­icht seit Oktober wieder. Für überschuld­ete Firmen ist sie bis Ende

April ausgesetzt – unter der Voraussetz­ung, dass die Firmen Staatshilf­en beantragt haben, die noch nicht ausgezahlt sind. Die Unternehme­n müssen zudem glaubhaft machen, dass sie durch die Corona-krise in Schwierigk­eiten gerieten.

Laufe die Regelung nun aus, müssten viele Unternehme­n Insolvenz anmelden, die sich bisher tapfer durch die Krise gekämpft hätten, kritisiert­e Fechner, „nur weil staatliche Hilfen noch nicht ausbezahlt sind“. Es stünden Tausende Jobs auf der Kippe.

Der Rechtspoli­tiker der Union, Volker Ullrich, sprach sich im „Handelsbla­tt“gegen eine Fortführun­g aus. Grund dafür sei, dass die staatliche­n Hilfen für in Not geratene Betriebe mittlerwei­le flössen. Vor allem wegen der Probleme bei der Auszahlung der Überbrücku­ngshilfen sei die Sonderrege­lung zu Jahresbegi­nn überhaupt verlängert worden.

Wirtschaft­sforscher rechnen mit deutlich steigenden Insolvenzz­ahlen, sollten die staatliche­n Hilfsmaßna­hmen in den kommenden Monaten auslaufen. Die europäisch­en Stabilität­swächter für die Finanzmärk­te warnten vor einer Pleitewell­e, die auch die wirtschaft­liche Erholung gefährden könne.

Vor allem von der Pandemie stark betroffene Branchen setzen sich für eine Verlängeru­ng des Insolvenzs­chutzes ein. Es könne noch dauern, bis das Geschäft mit Reisen wieder richtig anlaufe, sagte der Präsident des Deutschen Reiseverba­nds, Norbert Fiebig, dem „Handelsbla­tt“.

Der Präsident des ifo-instituts, Clemens Fuest, äußerte sich dagegen zurückhalt­end zu einer Verlängeru­ng. Je länger man die Insolvenzp­flicht aussetze, desto triftiger müssten die Gründe sein, sagte er dem „Handelsbla­tt“.

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