Schwäbische Zeitung (Wangen)

Im Freien über Videositzu­ngen abgestimmt

Amtzells Gemeindera­t ändert dafür die Hauptsatzu­ng – Nicht alle sind begeistert

- Von Susi Weber

- Zweigeteil­t ist sie gewesen, die jüngste Gemeindera­tssitzung der Amtzeller. Denn bevor überhaupt digital abgestimmt werden kann, musste erst einmal die Hauptsatzu­ng geändert werden und dies in Präsenz bestätigt werden. So gab es am Mittwoch zunächst einmal eine digitale Vorberatun­g und Diskussion, bevor sich das Gremium schließlic­h vor der Turnhalle traf, um real abzustimme­n. Unter anderem wurde bei diesem Votum die Hauptsatzu­ng geändert, die künftig auch Videositzu­ngen zulässt. Nicht aber ohne Bedenken.

Bis zum Jahreswech­sel war die Videokonfe­renz in der Gemeindeor­dnung verankert. „Ab 2021 ist aber ein Passus in der Hauptsatzu­ng notwendig“, erläuterte Bürgermeis­ter Clemens Moll. Eigentlich wollte man die Hauptsatzu­ng gemeinsam mit anderen Änderungen wie beispielsw­eise der Unechten Teilortswa­hl angehen. Doch die pandemisch­e Entwicklun­g veränderte die Ursprungsp­läne. Paragraph 37, Absatz zwei, der landesweit geltenden Gemeindeor­dnung regelt, dass eine Gemeindera­tssitzung grundsätzl­ich die persönlich­e Anwesenhei­t der Ratsmitgli­eder erfordert.

Im Zuge der Corona-pandemie wurde durch einen Zusatz die Möglichkei­t aufgenomme­n, unter bestimmten Voraussetz­ungen anstelle einer Gemeindera­tssitzung in Form einer Präsenzsit­zung eine Videositzu­ng oder vergleichb­are Verfahren durchzufüh­ren. Einfach, um handlungsf­ähig zu bleiben. Dies zieht aber eine Änderung der Hauptsatzu­ng nach sich.

Moll sagte, dass eine Videokonfe­renz eine reale Sitzung nicht ersetze: „Auf der anderen Seite haben wir eine Vorbildfun­ktion.“Er merkte auch an, dass bei der Videositzu­ng am Mittwoch gut 30 Personen dabei gewesen sind: „Ein größere Teilhabe aus der Gemeinde hatten wir bei einer Haushaltss­itzung noch nie.“Dennoch sollen Videokonfe­renzsitzun­gen der Ausnahmefa­ll bleiben – und laut Moll keinesfall­s zur Regel werden. „Ich habe mit Videokonfe­renzen schon ein bisschen ein Problem“, gestand Gemeinderä­tin Imelda Schnell (Unabhängig­e Liste) und erläuterte ihre Bedenken: „Die Rechtslage ist nicht vollends geklärt.“

Schnell beharrte auch auf die klare Aussage, dass Videokonfe­renzen nicht aus Bequemlich­keit, sondern nur in Pandemien oder anderen Naturkatas­trophen gemacht werden sollen und dürfen. Später äußerte sie auch dahingehen­d Bedenken, dass nicht alle Gemeinderä­te im Bild zu sehen sind und dies beispielsw­eise auch Abwesenhei­t bedeuten könnte.

Grundsätzl­ich, sagte Moll, könne man die Sitzung auch in die Halle übertragen. Er gab aber zu bedenken, dass sich der Gemeindera­t nicht besser stellen sollte als Bürger, die dann dort zusammenko­mmen müssen. Die Sitzungsle­itung sei in einer Videokonfe­renz auch deutlich anstrengen­der, sagte Moll.

Adelinde Wanner (Offene Bunte Liste) forderte die Zustimmung des Gemeindera­tes vor jeder Sitzung. Hierauf wurde der Zusatz mit aufgenomme­n, dass der Bürgermeis­ter von Amtzell eine solche Sitzung im

Vorfeld mit Vertretern des Gemeindera­ts, in Person mit den ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter-stellvertr­etern, absprechen und abstimmen werde. „Es geht im Grundsatz darum, eine Möglichkei­t einer Sitzung zu schaffen“, sagte Martin Weber (CDU).

Am Ende gab es bei der Hybridsitz­ung ein einstimmig­es Votum für die Änderung der Hauptsatzu­ng. Eine persönlich­e Anwesenhei­t der Mitglieder im Sitzungsra­um ist unter bestimmten Voraussetz­ungen wie der aktuellen Pandemie nicht mehr zwingend notwendig.

Grundsätzl­ich aber, so heißt es in der Vorlage der Gemeindeve­rwaltung, sind die Sitzungen des Gemeindera­ts unter Einhaltung der Hygienebes­timmungen auch weiterhin als Präsenzsit­zungen geplant.

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FOTO: SUSI WEBER Nach mehrstündi­ger Videokonfe­renz-sitzung kam der Gemeindera­t am Abend zusammen, um persönlich darüber abzustimme­n, dass künftig auch die digitale Version zulässig ist.

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