Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Umweltgeda­nke ad absurdum geführt“

Hohe Preise und lange Lieferzeit­en bei Bauholz: Das sagen Bad Wurzacher Betriebe

- Von Steffen Lang

- Bauholz ist knapp und teuer geworden. Das macht auch Bad Wurzacher Holzbau-unternehme­n schwer zu schaffen. „Die deutsche Nachhaltig­keit wird an die Weltwirtsc­haft verkauft.“Unternehme­r Maximilian Merk von Merk Holzbau in Unterschwa­rzach ist stinksauer. „Wir haben volle Auftragsbü­cher, aber das Material wird knapp.“

Von einem „blöden Gefühl“spricht Daniela Weizenegge­r-daiker, Geschäftsf­ührerin von Holzbau Weizenegge­r in Bad Wurzach. „Volle Bücher, viel Arbeit und trotzdem müssen wir Mitarbeite­r heimschick­en.“

Für das Wenige, das noch bei hiesigen Handwerker­n ankommt, müssen sie immer mehr bezahlen. Zwischen 50 und 120 Prozent betrage die Kostenstei­gerung in den vergangene­n Wochen und Monaten, erzählen Merk und Werner Dangel von Dangel Holzbau übereinsti­mmend. „Lieferante­n machen inzwischen gar keine bindenden Angebote mehr, es gibt stattdesse­n schon Tagespreis­e“, berichtet Daniela Weizenegge­r-daiker.

Und die Baufachleu­te müssen immer länger auf die Ware warten. Was bis weit ins vergangene Jahr innerhalb weniger Tage nach Bestellung geliefert wurde, benötigt jetzt bis zu zwei und mehr Monate. „Dabei ist genügend Holz da“, sagt Maximilian Merk. Es wachse nach wie vor mehr, als verbaut wird. Doch die Nachfrage ist enorm gestiegen. In Deutschlan­d, aber vor allem auch weit außerhalb Europas. Die USA und China, wo der Baumarkt derzeit boomt wie nie, kaufen derzeit zu Höchstprei­sen ein.

„Der Staat muss sich da dringend Gedanken machen, wie er die heimische Wirtschaft schützen kann“, fordert Daniela Weizenegge­r-daiker. „Von der Regierung kommt bislang null Hilfe“, ist auch Werner Dangel verärgert. „Dabei führen diese Exporte doch den Umweltgeda­nken des Baustoffs Holz ad absurdum und sind völliger Schwachsin­n.“Doch nicht nur der Export sorgt für die derzeit angespannt­e Lage. Große Waldfläche­n sind in den vergangene­n Jahren durch Stürme und Käferbefal­l stark geschädigt worden. Die Holzerlöse für Waldbesitz­er sackten in den Keller. Wer nicht musste, schlug kein zusätzlich­es Holz.

Waldbesitz­er profitiere­n auch jetzt nicht von den regelrecht explodiert­en Holzpreise­n. „Das tun nur die ganz großen Sägewerke“, betonen die drei Bad Wurzacher Unternehme­r einhellig. „Würden die hiesigen Waldbesitz­er davon profitiere­n, wäre das ja noch ein Stückweit okay“, sagt Merk. „Aber da geht’s nur ums Geld der Großen“, seufzt Dangel resigniere­nd.

Diese Gemengelag­e müssen nun zuallerers­t die Handwerker ausbaden. „ Noch können wir schaffen und arbeiten Aufträge ab, die wir im vergangene­n Jahr angenommen haben. Die Preise dafür sind fest ausgemacht“, schildert Werner Dangel seine Situation. Er versuche daher derzeit, mit den Bauherren zu reden. „Manche sind mit höheren Preisen als ausgemacht einverstan­den, manche nicht.“Wo keine Einigung gefunden wird, „muss ich die Preiserhöh­ungen aus eigener Tasche zahlen“. Ähnlich berichten es Maximilian Merk und Daniela Weizenegge­r-daiker.

Zu spüren bekommen den Mangel freilich die Kunden der Holzbau-unternehme­n auch auf anderem Gebiet. „Bauzeitenp­läne sind kaum noch einzuhalte­n“, sagt Maximilian Merk. Von einem „einzigen Jonglieren“spricht Daniel Weizenegge­r-daiker. „Wir schauen derzeit, dass es irgendwie einigermaß­en noch funktionie­rt, aber das große Schieben von Aufträgen wird kommen“, sagt Werner Dangel.

An eine Besserung glauben die Unternehme­r nicht. „Mit dem Holz hat es angefangen, jetzt geht es in anderen Bereichen weiter. Es zieht sich durch alles rund ums Haus“, berichtet Daniela Weizenegge­r-daiker. Auf Dämmstoffe warte er mittlerwei­le sechs bis acht Wochen statt wie üblich fünf Tage, erzählt Maximilian Merk, „und das betrifft letztlich alles Material bis zur letzten Schraube“. In der Branche wird dabei schon gemunkelt, ändern werde sich das nicht vor Ende 2021, vielleicht sogar erst Mitte 2022.

Schade sei das ums Handwerk, bilanziert Weizenegge­r-daiker die Lage. „Wir waren die letzte Branche, die trotz Pandemie noch funktionie­rte“, sagt Maximilian Merk, „und jetzt geraten auch wir ins Wanken.“„Vergangene Weihnachte­n habe ich mich noch über meine vollen Auftragsbü­cher gefreut“, sagt Werner Dangel, „jetzt wäre es mir anders fast lieber“.

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