„Umweltgedanke ad absurdum geführt“
Hohe Preise und lange Lieferzeiten bei Bauholz: Das sagen Bad Wurzacher Betriebe
- Bauholz ist knapp und teuer geworden. Das macht auch Bad Wurzacher Holzbau-unternehmen schwer zu schaffen. „Die deutsche Nachhaltigkeit wird an die Weltwirtschaft verkauft.“Unternehmer Maximilian Merk von Merk Holzbau in Unterschwarzach ist stinksauer. „Wir haben volle Auftragsbücher, aber das Material wird knapp.“
Von einem „blöden Gefühl“spricht Daniela Weizenegger-daiker, Geschäftsführerin von Holzbau Weizenegger in Bad Wurzach. „Volle Bücher, viel Arbeit und trotzdem müssen wir Mitarbeiter heimschicken.“
Für das Wenige, das noch bei hiesigen Handwerkern ankommt, müssen sie immer mehr bezahlen. Zwischen 50 und 120 Prozent betrage die Kostensteigerung in den vergangenen Wochen und Monaten, erzählen Merk und Werner Dangel von Dangel Holzbau übereinstimmend. „Lieferanten machen inzwischen gar keine bindenden Angebote mehr, es gibt stattdessen schon Tagespreise“, berichtet Daniela Weizenegger-daiker.
Und die Baufachleute müssen immer länger auf die Ware warten. Was bis weit ins vergangene Jahr innerhalb weniger Tage nach Bestellung geliefert wurde, benötigt jetzt bis zu zwei und mehr Monate. „Dabei ist genügend Holz da“, sagt Maximilian Merk. Es wachse nach wie vor mehr, als verbaut wird. Doch die Nachfrage ist enorm gestiegen. In Deutschland, aber vor allem auch weit außerhalb Europas. Die USA und China, wo der Baumarkt derzeit boomt wie nie, kaufen derzeit zu Höchstpreisen ein.
„Der Staat muss sich da dringend Gedanken machen, wie er die heimische Wirtschaft schützen kann“, fordert Daniela Weizenegger-daiker. „Von der Regierung kommt bislang null Hilfe“, ist auch Werner Dangel verärgert. „Dabei führen diese Exporte doch den Umweltgedanken des Baustoffs Holz ad absurdum und sind völliger Schwachsinn.“Doch nicht nur der Export sorgt für die derzeit angespannte Lage. Große Waldflächen sind in den vergangenen Jahren durch Stürme und Käferbefall stark geschädigt worden. Die Holzerlöse für Waldbesitzer sackten in den Keller. Wer nicht musste, schlug kein zusätzliches Holz.
Waldbesitzer profitieren auch jetzt nicht von den regelrecht explodierten Holzpreisen. „Das tun nur die ganz großen Sägewerke“, betonen die drei Bad Wurzacher Unternehmer einhellig. „Würden die hiesigen Waldbesitzer davon profitieren, wäre das ja noch ein Stückweit okay“, sagt Merk. „Aber da geht’s nur ums Geld der Großen“, seufzt Dangel resignierend.
Diese Gemengelage müssen nun zuallererst die Handwerker ausbaden. „ Noch können wir schaffen und arbeiten Aufträge ab, die wir im vergangenen Jahr angenommen haben. Die Preise dafür sind fest ausgemacht“, schildert Werner Dangel seine Situation. Er versuche daher derzeit, mit den Bauherren zu reden. „Manche sind mit höheren Preisen als ausgemacht einverstanden, manche nicht.“Wo keine Einigung gefunden wird, „muss ich die Preiserhöhungen aus eigener Tasche zahlen“. Ähnlich berichten es Maximilian Merk und Daniela Weizenegger-daiker.
Zu spüren bekommen den Mangel freilich die Kunden der Holzbau-unternehmen auch auf anderem Gebiet. „Bauzeitenpläne sind kaum noch einzuhalten“, sagt Maximilian Merk. Von einem „einzigen Jonglieren“spricht Daniel Weizenegger-daiker. „Wir schauen derzeit, dass es irgendwie einigermaßen noch funktioniert, aber das große Schieben von Aufträgen wird kommen“, sagt Werner Dangel.
An eine Besserung glauben die Unternehmer nicht. „Mit dem Holz hat es angefangen, jetzt geht es in anderen Bereichen weiter. Es zieht sich durch alles rund ums Haus“, berichtet Daniela Weizenegger-daiker. Auf Dämmstoffe warte er mittlerweile sechs bis acht Wochen statt wie üblich fünf Tage, erzählt Maximilian Merk, „und das betrifft letztlich alles Material bis zur letzten Schraube“. In der Branche wird dabei schon gemunkelt, ändern werde sich das nicht vor Ende 2021, vielleicht sogar erst Mitte 2022.
Schade sei das ums Handwerk, bilanziert Weizenegger-daiker die Lage. „Wir waren die letzte Branche, die trotz Pandemie noch funktionierte“, sagt Maximilian Merk, „und jetzt geraten auch wir ins Wanken.“„Vergangene Weihnachten habe ich mich noch über meine vollen Auftragsbücher gefreut“, sagt Werner Dangel, „jetzt wäre es mir anders fast lieber“.