Chagall ist ab Mittwoch zu sehen
Das Lindauer Kunstmuseum zeigt die Sonderausstellung „Paradiesische Gärten“
(lz) - Das Lindauer Kunstmuseum öffnet am Mittwoch, 5. Mai, 10 Uhr, seine Sonderausstellung „Marc Chagall – Paradiesische Gärten“. Weil die Zahlen der Sieben-tage-inzidenz im Landkreis Lindau kontinuierlich sinken, ist es nun doch schneller als gedacht möglich, die Ausstellung für das Publikum zu öffnen, teilt das Kulturamt mit. Bis Ende Oktober sind rund 70 Werke des Malerpoeten Marc Chagall in Lindau versammelt.
Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn sei „überglücklich, dass wir die Museumstüren nun doch schon Anfang Mai aufschließen können“, heißt es in der Pressemitteilung des Kulturamts. Lindaus Oberbürgermeisterin Claudia Alfons, die am Montag die Chagall-schau symbolisch eröffnet hat, schwärmt laut Pressetext von der „Strahlkraft der leuchtenden Farbpalette Chagalls, die gerade in diesen schwierigen Zeiten Mut und Hoffnung in die Herzen der Menschen bringen wird.“
Kulturamtsleiter Warmbrunn ermuntert vor allem die Besucherinnen und Besucher aus Lindau und der Region, die aktuell ruhigere Zeit für einen Museumsbesuch zu nutzen und dafür in jedem Fall ein Zeitfenster über das Online-reservierungssystem unter reservation.kultur-lindau.de oder unter der Telefonnummer 08382 / 274 74 78 50 zu buchen, da die Besucherzahlen coronabedingt strikt begrenzt sind.
Für den Museumsbesuch gelten die bekannten Hygieneregeln. Aktuelle Informationen werden zudem tagesaktuell auf der Homepage des Lindauer Kulturamts www.kultur-lindau.de veröffentlicht.
Für den Kurator Roland Doschka ist es die sechste internationale Chagall-ausstellung, die er gestaltet hat. Beim Besuch in Lindau zeigte er sich begeistert vom Gesamtkonzept im Kunstmuseum. „Es ist die schönste und interessanteste Chagall-ausstellung geworden, die ich je kuratiert habe“, wird er zitiert.
Im Eingangsbereich leuchten die Farben blau, grün und rot. Monatelang haben sich Kurator Doschka, Kulturamtsleiter Warmbrunn, Kunstmuseumsleiterin und Co-kuratorin Sylvia Wölfle und Pia Mayer, die wissenschaftliche Volontärin, mit den Werken beschäftigt. Sie haben mit Leihgebern korrespondiert, an der idealen Präsentation gefeilt, Sponsorengelder akquiriert, Hygienekonzepte entwickelt, ein modernes Reservierungssystem installiert und den Begleitkatalog wissenschaftlich erarbeitet.
Die 42 lithografischen Illustrationen, die in Lindau zu sehen sein werden, erzählen die Liebesgeschichte von „Daphnis und Chloe“. Die antike Textvorlage stammt von dem Dichter Longos. Der Zyklus gilt als bedeutendstes lithographisches Mappenwerk des 20. Jahrhunderts.
Darüber hinaus zeigt die Ausstellung rund zwei Dutzend weitere Originalwerke von Marc Chagall zum Thema „Paradiesische Gärten“. „Dies ist eine geniale Kombination in Verbindung mit unserer Gartenschau, auf der Professor Doschka auch eigens einen Chagall-garten anlegen wird“, sagt Warmbrunn.
Es werden aber nicht nur Gemälde zu sehen sein, sondern beispielsweise auch eine Arbeit aus gebranntem Ton. Eine 31 auf 27 Zentimeter große Keramik zeigt zwei Gesichter, die sich aneinanderschmiegen. Es sind David und Bathseba, das biblische Liebespaar. „Chagall bleibt bis ins hohe Alter experimentierfreudig, das zeigt auch die keramische Arbeit. Bemerkenswert ist, dass er seine Motive immer wieder in unterschiedlichen Techniken darstellt. Das ist auch in unserer Ausstellung gut zu sehen“, erläutert Kunsthistorikerin Pia Mayer.
Nach seiner Kindheit im geliebten Witebsk (heutiges Weißrussland), seiner Zeit in Paris und dem schweren Exil in Amerika hatte Chagall in Südfrankreich eine neue Heimat gefunden. Die Werke der Lindauer Ausstellung dokumentieren vor allem sein Schaffen aus dieser Zeit – Chagalls Spätwerk. Der Künstler hatte nach dem Krieg und dem Verlust seiner ersten Frau und großen Liebe Bella wieder Wurzeln geschlagen und neuen Lebensmut gefasst.
Er lebte und arbeitete ab 1950 in der Nähe von Vence: Dort fand er sein Paradies. Dort entstand auch die Arbeit „Liebespaar mit Nelkenstrauß“, eines seiner bekanntesten Motive, das die Lindauer Ausstellungsmacher als Plakatmotiv gewählt haben. „Das Bild steht für den Neubeginn. Seine Palette wird wieder farbiger. Das schimmernde Grün des Hintergrunds wirkt fluoreszierend und von einer magischen
Energie aufgeladen“, beschreibt Wölfle die Strahlkraft der Gouache.
Die Lindauer Ausstellungsmacher sind ein eingespieltes Team. Den Großteil der Arbeiten für die Lindauer Sonderausstellungen, die seit 2011 rund 650 000 Besucherinnen und Besucher begeistert haben, leistet das Kulturamt in Eigenregie. Zum Aufbauteam gehören auch Christian Bandte, Wolfgang Kuen, Christian Schmid und Jörg Wartner: Sie hängen die Werke professionell und setzen sie in Zusammenarbeit mit der Firma Zumtobel in das rechte Licht.
Kunstinteressierte können in diesem Jahr in Lindau in eine Farbenwelt eintauchen, in der die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschmelzen. Nicht umsonst wird Chagall als Malerpoet bezeichnet, der mit seinen Bildern Geschichten erzählt. Auch Geschichten der Zuversicht, denn „seine Bilder haben erlösende Kraft, sie sind gemalte Hoffnung“, verspricht Doschka, der bereits 2012 eine Chagall-ausstellung für Lindau kuratierte. Es ist auch die Zuversicht, dass trotz Corona-pandemie Besucher diese Ausstellung bewundern dürfen.
Die Chagall-ausstellung ist vom 5. Mai bis zum 31. Oktober zu sehen. Das Kunstmuseum Lindau ist von Montag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Der Katalog zur Ausstellung kostet 15 Euro. Gäste können für ihren Besuch online ein Zeitfenster buchen:
reservation.kultur-lindau.de