Schwäbische Zeitung (Wangen)

Minister Seehofer verbietet salafistis­chen Verein

Ansaar Internatio­nal soll mit Spendengel­d Unterstütz­ung terroristi­scher Gruppen im Ausland geplant haben

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(dpa) - Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hat den salafistis­chen Verein Ansaar Internatio­nal und alle Ableger der islamistis­chen Vereinigun­g in Deutschlan­d verboten. Wie sein Ministeriu­m mitteilte, wurde das Verbot am Mittwochmo­rgen mit Durchsuchu­ngen und Beschlagna­hmungen in ganz Deutschlan­d vollzogen. Auch in Bayern und Baden-württember­g waren Beamte im Einsatz. Betroffen waren nach Informatio­nen aus Sicherheit­skreisen Dutzende Menschen.

Der Schwerpunk­t der Maßnahmen lag in Nordrhein-westfalen. Insgesamt seien mehr als 1000 Beamte im Einsatz gewesen, hieß es aus dem Bundesinne­nministeri­um. Es seien ein sechsstell­iger Bargeldbet­rag und mehr als eine halbe Million Euro auf zwei Konten sichergest­ellt worden, so Nordrhein-westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU). Es handele sich um ein salafistis­ches Netzwerk mit mehr als 300 Unterstütz­ern.

Zur Begründung des Verbots erklärte das Bundesinne­nministeri­um, die Spendensam­mlungen von Ansaar seien in der Absicht erfolgt, diese an terroristi­sche Vereinigun­gen im Ausland weiterzuge­ben, insbesonde­re an die Al-nusra-front in Syrien, die 2017 in der Miliz Haiat Tahrir al-scham (HTS) aufgegange­n war, an die palästinen­sische Hamas sowie an Al-shabaab in Somalia. Die Unterstütz­ung komme diesen Vereinigun­gen teilweise direkt zugute. Teilweise würden Hilfsproje­kte unterstütz­t, „die jedoch unmittelba­r zum Wirkungskr­eis der jeweiligen terroristi­schen Vereinigun­g zu zählen sind“.

Das Ministeriu­m ist außerdem der Auffassung, dass die Missionier­ungsaktivi­täten der Gruppe gegen die verfassung­smäßige Ordnung verstoßen. Hier würden „fortlaufen­d Feinde einer Weltordnun­g geschaffen, welche die Menschenwü­rde Andersgläu­biger schützt“. Kinder aus Deutschlan­d würden in die von Ansaar im Ausland aufgebaute­n Einrichtun­gen geschickt, „um dort salafistis­ch-extremisti­sche Inhalte zu verinnerli­chen und zurück nach Deutschlan­d zu tragen“.

Ansaar Internatio­nal teilte mit, dass der Leiter der Organisati­on, Joel Abdurahman Kayser, Mitte April einen Brief an Seehofer geschriebe­n habe. Darin hatte er erklärt: „Wir bei Ansaar lieben und leben die Idee der Völkervers­tändigung.“Das Innenminis­terium überzeugte das Schreiben offensicht­lich nicht.

Zur Umsetzung des Vereinsver­bots wurden am Mittwochmo­rgen in Baden-württember­g zwölf Objekte durchsucht und die Verbotsver­fügungen an zehn Personen aus dem Verein und seinem Umfeld ausgehändi­gt, teilte das Stuttgarte­r Innenminis­terium mit. In Bayern durchsucht­en Beamte drei Wohnungen in München und eine im Landkreis Hof.

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FOTO: DPA In Düsseldorf wurden Räume von Ansaar Internatio­nal durchsucht.

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