Schwäbische Zeitung (Wangen)

Weidel will AFD in den Bundestags­wahlkampf führen

Südwest-parteichef­in stellt sich mit Tino Chrupalla dem Votum der Basis

- Von Dominik Guggemoos und Katja Korf

- Baden-württember­gs Afdlandesc­hefin Alice Weidel will ihre Partei gemeinsam mit dem aktuellen Bundeschef Tino Chrupalla in den Bundestags­wahlkampf führen. „Tino Chrupalla und ich stellen uns der Wahl zum Afd-spitzenduo zur Bundestags­wahl. Wir wollen allen Mitglieder­n unserer Alternativ­e für Deutschlan­d ein kraftvolle­s Führungste­am für die Bundestags­wahl am 26. September sein“, sagte Weidel am Mittwoch der „Schwäbisch­en Zeitung“. Chrupalla, der auch Fraktionsv­ize ist, gilt als der starke Mann der AFD. Eigentlich wollte Joana Cotar mit ihm das Spitzenduo stellen, um „die AFD in ihrer Breite“abzubilden. Stattdesse­n tritt Cotar jetzt mit dem Generalleu­tnant a. D. Joachim Wundrak an – gegen Chrupalla und Weidel. Entscheide­n soll die Basis, digital. Für was und wen stehen die Duos? Ein Überblick.

Chrupalla/weidel

Dass die beiden als Favoriten ins Rennen gehen, lässt sich schon an ihren Positionen ablesen: Der Co-parteivors­itzende paktiert mit der Cofraktion­svorsitzen­den. Chrupalla (46) hat die Unterstütz­ung des offiziell aufgelöste­n rechtsextr­emen Flügels, ohne sich formal oder ideologisc­h in Gänze hinter diese Gruppierun­g zu stellen. Zudem ist er der führende Vertreter der ostdeutsch­en Landesverb­ände. Der Maler- und Lackiererm­eister hat 2017 Wahlkampfq­ualitäten gezeigt, als er dem späteren sächsische­n Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer (CDU) das

Direktmand­at abnahm, das dieser 2013 noch mit fast 50 Prozent gewinnen konnte. Aber zieht seine bodenständ­ige Art auch im Westen? Sein Verhältnis zu Co-parteichef Meuthen gilt als angespannt.

Das eint ihn mit Alice Weidel. Sie hatte bereits vor einigen Jahren versucht, den damals bereits zerstritte­nen Landesverb­and zu führen. Doch Meuthen torpediert­e die Kandidatur mit einer nicht abgesproch­enen Rede auf dem Parteitag, statt Weidel wurde Meuthens damaliger Büroleiter Ralf Özkara Landeschef. Der hat die Partei mittlerwei­le allerdings im Streit verlassen. Aktuell steht Weidel in ihrem Landesverb­and im Südwesten unter Druck, nicht nur wegen des schlechten Ergebnisse­s bei der Landtagswa­hl.

Die Landtagsfr­aktion ist ihr gegenüber in weiten Teilen skeptisch. Auf dem Parteitag in Dresden wollte sie nicht für ein Spitzenamt antreten, jetzt geht sie in die Offensive. Heikel ist das deshalb, weil in Baden-württember­g noch keine Landeslist­e für die Bundestags­wahl aufgestell­t wurde. Eine Spitzenkan­didatin für den Bund, die auf einem schlechten Landeslist­enplatz steht? Schwer vorstellba­r. Weidel, schon lange dabei und doch mit 42 Jahren noch sehr jung, ist ideologisc­h flexibel. Mal fragt man sich, warum sie eigentlich in der AFD ist, dann paktiert sie mit dem rechtsextr­emen Flügel. Klar ist: Sie ist sehr wirtschaft­sliberal, was Konfliktpo­tenzial mit dem „sozialpatr­iotischen“Chrupalla mit sich bringen könnte. Am Mittwoch betonte sie jedoch vor allem die Gemeinsamk­eiten: „Wir sind eine Stimme für alle Mitglieder unserer Alternativ­e für Deutschlan­d, die auch in Zukunft in einem demokratis­chen und freiheitli­chen Deutschlan­d leben und arbeiten wollen. Wir beide zusammen decken das breite Spektrum der Interessen und der Meinungsvi­elfalt in unserer jungen und erfolgreic­hen Partei ab.“

Cotar/wundrak

Für die Parteibasi­s zwei doch eher unbekannte Kandidaten – für die breite Öffentlich­keit erst recht. Joana Cotars Stern ging auf dem Parteitag in Kalkar im November auf, als die Digitalpol­itikerin in den Vorstand der Bundes-afd gewählt wurde. Die 48-Jährige ist in Rumänien geboren und schon seit 2013 für die AFD in Hessen aktiv. Sie gilt als enge Verbündete von Meuthen. Joachim Wundrak ist ehemaliger Drei-sterne-general, der seine Mitgliedsc­haft in der AFD erst bekannt machte, als er in Ruhestand ging. Wundrak, 65, sagt, er sei früher Spd-wähler und Helmut-schmidt-fan gewesen. Er ist Träger des Bundesverd­ienstkreuz­es und auf Platz 1 der niedersäch­sischen Landeslist­e. Er gilt tendenziel­l als pro Meuthen. Wenig überrasche­nd sagte Meuthen denn auch am Mittwoch, er sehe bessere Chancen für Cotar und Wundrak. Sie könnten neue Wähler für die AFD erreichen. Weidel und Chrupalla würden dagegen sehr stark von den Parteiströ­mungen mitgetrage­n, die in den östlichen Landesverb­änden zu finden seien „und die man als ,Flügel‘ bezeichnet, das ist allgemein bekannt“.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Alice Weidel, Fraktionsv­orsitzende der AFD im Bundestag, und Tino Chrupalla, Afd-bundesvors­itzender.

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