Schwäbische Zeitung (Wangen)

Corona als Digitaltre­iber

Pandemie löst Innovation­sschub aus

- Von Christoph Dernbach

(dpa) - Die Corona-pandemie hat in der deutschen Wirtschaft die Bedenken gegen die Digitalisi­erung fast vollständi­g verschwind­en lassen. Gut ein Jahr nach dem ersten Lockdown zweifeln nur noch zwölf Prozent aller Unternehme­n mit 20 oder mehr Beschäftig­ten am Nutzen der Digitalisi­erung für ihre Firma. Das ist das Ergebnis einer repräsenta­tiven Befragung von mehr als 500 Unternehme­n aller Branchen im Auftrag des Digitalver­bands Bitkom, die am Mittwoch vorgestell­t wurde.

Zu Beginn der Pandemie hatten noch 27 Prozent gesagt, ihnen sei der Nutzen unklar. 2019 lag die Quote der Digitalske­ptiker sogar bei 34 Prozent. Nun sagen zwei Drittel (64 Prozent), dass digitale Technologi­en dem Unternehme­n helfen, die Pandemie zu bewältigen.

Der Stimmungsu­mschwung zeigt sich auch in konkreten Anwendunge­n. So lagen erstmals bei einer Unternehme­nsumfrage des Bitkom digitale Rechnungen vor den Papierbele­gen. 31 Prozent stellen demnach elektronis­che Rechnungen, 19 Prozent nur auf Papier. 47 Prozent nutzen beide Wege.

„Corona hat zu einem Digitalisi­erungsschu­b in den Köpfen geführt. Jetzt muss es uns gelingen, die Digitalisi­erung auch in der Praxis voranzutre­iben“, sagt Bitkom-präsident Achim Berg. „Wer sich digital aufstellt, kann nicht nur Krisenzeit­en besser überstehen, sondern wird davon auch in einer Nach-lockdownze­it profitiere­n.“

Katalysato­r war bei vielen Unternehme­n der Zwang, in der Lockdown-phase ihren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn die Möglichkei­t anbieten zu müssen, von zu Hause aus arbeiten zu können. 61 Prozent der befragten Unternehme­n haben durch Corona festgestel­lt, dass viele der bislang verwendete­n analogen Geschäftsp­rozesse das Arbeiten im Homeoffice behindern.

Der Trend zum Homeoffice wird auch nach dem Abklingen der Pandemie anhalten. Davon ist zumindest Thomas Jarzombek, Beauftragt­er für digitale Wirtschaft im Bundeswirt­schaftsmin­isterium überzeugt. „Ich glaube, dass in der Nach-coronazeit wahrschein­lich ,hybrid’ der Standard werden wird, dass man bestimmte Tage im Büro arbeiten wird, andere Tage zu Hause ist“, sagte der Politiker auf der „Digital Office Conference 2021“des Bitkom. Manche Mitarbeite­r wollten mehr im Büro sein, andere weniger. Beim Buhlen um die Talente werde es dazugehöre­n, dass man auch konkurrenz­fähige Arbeitsbed­ingungen anbiete. „Wir müssten eigentlich bescheuert sein, wenn wir da nicht unseren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn mehr Freiheit geben.“

Die Digitalisi­erung eröffnet nach Ansicht des Cdu-politikers auch neue Möglichkei­ten im Klimaschut­z. So gebe es viel Potenzial bei gemeinsam genutzten Bürofläche­n im ländlichen Raum. Als Abgeordnet­er aus Düsseldorf sehe er „viele Leute, die sich morgens aus dem Niederrhei­n in die Innenstadt reinstauen und abends wieder zurück.“Nicht alle Pendler könnten aber gut von zu Hause aus arbeiten. „Die würden gerne irgendwo einen Co-workingspa­ce in näherer Umgebung nutzen, anstatt zwei Stunden täglich fürs Fahren zu investiere­n.“

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