Schwäbische Zeitung (Wangen)

Chinas Einkaufsto­ur soll enden

EU plant Abwehrinst­rument gegen subvention­ierte Übernahmen

- Von Ansgar Haase und Michel Winde

(dpa) - Die europäisch­e Wirtschaft soll besser vor wettbewerb­sverzerren­der Konkurrenz aus Ländern wie China geschützt werden. Die Eu-kommission präsentier­te am Mittwoch ein Gesetzespr­ojekt, mit dem die Möglichkei­t geschaffen werden soll, staatlich subvention­ierten Unternehme­n aus Drittstaat­en die Übernahme von Firmen aus der EU zu untersagen. Zudem sollen mit Staatsgeld unterstütz­te Unternehme­n auch von öffentlich­en Aufträgen ausgeschlo­ssen werden können.

Wenn die Offenheit der europäisch­en Wirtschaft eine Stärke bleiben solle, müsse man sicherstel­len, dass es einen fairen Wettbewerb für alle in der EU tätigen Unternehme­n gebe, sagte die zuständige Vizepräsid­entin der Eu-kommission, Margrethe Vestager, in Brüssel. Die neue Verordnung werde die Märkte fairer machen. In Deutschlan­d waren zuletzt vor allem chinesisch­e Übernahmen umstritten. Viel Aufsehen erregte zum Beispiel 2016 die milliarden­schwere Übernahme von Kuka, einem der technologi­sch führenden Hersteller von Robotern für die Industrie. Käufer war der chinesisch­e Konzern Midea.

Im Bereich der öffentlich­en Aufträge sorgte etwa für Diskussion­en, dass ein chinesisch­es Konsortium den Auftrag für den Bau einer wichtigen Brücke im Süden Kroatiens bekam. Zahlreiche große europäisch­e Unternehme­n gingen bei der Ausschreib­ung leer aus und beschwerte­n sich daraufhin über unlauteren Wettbewerb.

In der Pandemie hatten sich zuletzt die Sorgen vor Wettbewerb­sverzerrun­gen durch staatlich subvention­ierte Unternehme­n aus Ländern wie China verschärft. Befürchtet wird auch, dass wirtschaft­lich angeschlag­ene Eu-unternehme­n verstärkt zu Übernahmek­andidaten und zu einer leichten Beute werden könnten. Zugleich ist es aber auch möglich, dass die neuen Regeln zu mehr Insolvenze­n in der EU führen, weil Rettungsma­ßnahmen durch staatsfina­nzierte Unternehme­n aus dem Ausland erschwert werden.

Der Vorschlag der Kommission sieht vor, dass ausländisc­he Unternehme­n vor einer größeren Übernahme offenlegen müssen, ob sie in den vergangene­n Jahren Subvention­en in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro erhalten haben. Betroffen wären alle Übernahmen von Unternehme­n

mit einem Umsatz von 500 Millionen Euro oder mehr.

Bei der Bewerbung um öffentlich­e Aufträge sollen Subvention­en ab einem Auftragsvo­lumen von 250 Millionen Euro offengeleg­t werden. Zudem wollen die Wettbewerb­shüter der Eu-kommission auf eigene Initiative auch Übernahmen und Auftragsve­rgaben unterhalb der Grenzwerte untersuche­n und Strafen für kooperatio­nsunwillig­e oder betrügeris­ch agierende Unternehme­n verhängen können. Die Strafen sollen bis zu zehn Prozent des Jahresumsa­tzes betragen können.

Ob der Vorschlag umgesetzt wird, hängt nun von den Eu-mitgliedst­aaten ab und vom Europaparl­ament. Sie werden das Gesetzespr­ojekt in den kommenden Monaten diskutiere­n und müssen dann über die Annahme entscheide­n.

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FOTO: DPA Endmontage von Kuka-robotern: Die Übernahme des Augsburger Unternehme­ns durch den chinesisch­en Midea-konzern hat 2016 für Aufsehen gesorgt.

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