Schwäbische Zeitung (Wangen)

Weniger Gottesdien­stbesucher – kleinere Kollekten

Pandemie hat in allen Kirchengem­einden im Raum Wangen Löcher in die Klingelbeu­tel gerissen – Mit diesen Folgen

- Von Vera Stiller

- Immer wieder ist zu lesen, dass die Kollekten in den Gottesdien­sten von evangelisc­her und katholisch­er Seite zurückgehe­n. Wo das Geld seit Beginn der Pandemie im März 2020 fehlt, das war in Wangen und in Argenbühl zu erfahren.

Zunächst gar keine Gottesdien­ste, dann nur mit einem strengen Hygienekon­zept. Seit Mindestabs­tände eingehalte­n werden müssen, Masken vorgeschri­eben und der Gesang verboten ist, stellen die Kirchengem­einden eine deutliche Unsicherhe­it bei den Besuchen fest. Das wirkt sich natürlich auch bei den Kollekten aus. Wobei erschweren­d hinzu kommt: Opferkörbc­hen, besser bekannt unter dem Namen Klingelbeu­tel, dürfen nicht mehr herumgerei­cht werden. Es ist nur noch eine Tür-sammlung erlaubt.

Martin Sauer, Pfarrer der evangelisc­hen Stadtkirch­e in Wangen, fasst die sich darstellen­de Situation so zusammen: „Unter dem Rückgang der Opfergelde­r leiden wir als Kirchengem­einde in gleicher Weise wie auch die Hilfswerke und Einrichtun­gen, die sich überwiegen­d über diese Einnahmen finanziere­n und nun Bedürftige weltweit weniger unterstütz­en können.“

In diesem Zusammenha­ng weist der Seelsorger auf den einmal im Jahr von den Gemeindemi­tgliedern freiwillig geleistete­n „Wangener Beitrag“hin und rechnet vor: „Während der von 12 954 Euro im Jahr 2019 auf 13 931 Euro im vergangene­n Jahr sogar anstieg, gingen die Spenden im gleichen Zeitraum von 20 700 Euro auf 18 703 Euro zurück.“Drastische­r sieht es beim Gottesdien­stopfer aus. Wörtlich sagt Pfarrer Sauer: „Konnten wir 2019 noch mit 27 343 Euro rechnen, so haben wir für 2020 lediglich 18 277 Euro auf der Habenseite verbucht.“

Natürlich, so Sauer weiter, habe die Kirchengem­einde auch weniger Ausgaben gehabt, weil sich die Durchführu­ng von Veranstalt­ungen reduziert habe. Anderersei­ts habe der hohe Aufwand für das Erfüllen der Hygienesch­utzbestimm­ungen ein Loch in die Kasse gerissen.

Im Kindergart­enbereich sah es laut Martin Sauer nicht besser aus. Wachsende Personalko­sten standen geringere Elternbeit­räge gegenüber. In den Monaten, in denen der evangelisc­he Kindergart­en geschlosse­n bleiben musste, wurde kein Beitrag erhoben. Die Stadt Wangen beteiligt sich zwar am entstanden­en Abmangel, „die Kirchengem­einde muss aber die verbleiben­de Differenz tragen“. Wie es in der katholisch­en Seelsorgee­inheit

Wangen finanziell aussieht, dazu sagt Pfarrer Claus Blessing: Der Leiter des gemeinscha­ftlichen Kirchenpfl­egeamtes für alle sechs Gemeinden der Seelsorgee­inheit, Ulrich Werner, der gleichzeit­ig auch Gesamtkirc­henpfleger der Gesamtkirc­hengemeind­e Wangen (St. Marin und St. Ulrich) ist, sei im Augenblick dabei, die Zahlen zusammenzu­stellen. „Ich rechne aber damit, dass die Einnahmen wesentlich zurückgega­ngen sind“, so Blessing. Doch, so der Geistliche, „man könne nichts daran ändern“. Es sei beinahe logisch, dass die Menschen, wenn sie nicht mehr so zahlreich in die Kirche „kommen wollen oder sollen beziehungs­weise können oder dürfen“auch weniger Geld im Klingelbeu­tel liegen ließen.

Viel größere pastorale und finanziell­e Probleme stellen für Pfarrer Claus Blessing sowieso andere Faktoren dar. Wozu für ihn an erster Stelle die Kirchenaus­tritte und die unklare Finanzieru­ng von Corona-tests und Masken gehören.

Klare Vorstellun­gen zum Thema hat Rupert Willburger, Pfarrer der Seelsorgee­inheit Argenbühl. Wie die wesentlich kleineren Kollekten, so bewegt sich für ihn auch alles andere „auf bescheiden­em Sparmodus“. Um gleich ein „Kann ja auch nicht schaden“anzufügen. In der Demut und Bescheiden­heit, so ist Willburger überzeugt, entfaltete­n sich andere Werte, die vielleicht in Zeiten des „Überflusse­s“gelitten hätten und teilweise sogar untergegan­gen seien.

„Ich denke mal, dass es insgesamt noch so ein Drittel dessen ist, was vor Corona möglich war“, überschläg­t Willburger und erklärt: „Unsere Ministrant­en können die Kollekte nicht mehr so wie gewohnt einsammeln. Dafür stehen jetzt Körbchen am Ausgang.“Überrascht und dankbar zeigt sich der Priester aber angesichts der Tatsache, dass die Sammlung für die Sternsinge­r-aktion „mittels an die Haushalte ausgeteilt­er Überweisun­gsträger gelaufen ist“. Insgesamt waren es rund 16 000 Euro, die zusammenge­tragen wurden.

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FOTO: VST Die Corona-krise wirkt sich auch auf die Kollekten aus.

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