Weba-fahnen erfindet sich in Krise neu
Baienfurter Unternehmen entschied sich gegen Kurzarbeit und für kreative Lösungen
- Seit es Corona gibt, ist bei der Baienfurter Firma Weba-fahnen nichts mehr, wie es vorher war. Vor der Pandemie verkaufte sie Sonnenschirme und Fahnen an Kunden aus der Gastro- und Veranstaltungsbranche. Dann war die Welt plötzlich eine andere, und das Familienunternehmen hat sich neu erfunden, um nicht unterzugehen.
Große Sonnenschirme für Biergärten, Fahnen und Banner für Messen oder Sport-ereignisse. Solche Produkte waren bislang das Hauptgeschäftsfeld des 1988 gegründeten Familienunternehmens. Die Kunden kamen aus dem Bereich Gastronomie und Veranstaltungen.
Das alles ist im März vergangenen Jahres „volle Kanne zusammengebrochen“, wie Geschäftsführer Tobias Wenk sagt. Wegen der Coronapandemie wurden Großveranstaltungen abgesagt und Gastro-betriebe geschlossen. Mehr als die Hälfte des Geschäfts sei plötzlich weggebrochen, so Wenk.
Die Firmenleitung habe dann vor der Frage gestanden, ob sie die Mitarbeiter in Kurzarbeit schickt. „Aber das wollten wir nicht.“
Und irgendwie sei dann die Idee entstanden, mit den vorhandenen Kapazitäten etwas Neues zu beginnen. Die Mitarbeiter halten und Kurzarbeit vermeiden – das sei der Antrieb gewesen.
Und da zu diesem Zeitpunkt alle Welt Gesichtsmasken brauchte, stiegt auch Weba-fahnen in diese Branche ein. „Stoffe hatten wir ja, wegen der Fahnen“, sagt Wenk. „Und eine Näherei haben wir auch.“
Und so gab es quasi einen Neustart für die 35 Mitarbeiter. Während der Vertrieb dem vorhandenen Kundenstamm das neue Sortiment vorstellte, widmeten sich andere Abteilungen
teilweise ganz ungewohnten Tätigkeitsbereichen. So hätten dann beispielsweise Kollegen aus der Verwaltung beim Verpacken der Masken geholfen, berichtet Tobias Wenk.
Und die neue Strategie zeigte Erfolg: „Es lief gut, wir hatten viele Abnehmer und haben auch individuell bedruckte Masken oder auch Kindermasken hergestellt“, so der Geschäftsführer.
Doch es standen weitere Veränderungen an. Zunehmend wurden medizinische Masken Pflicht, und die Nachfrage nach Stoffmasken ging zurück. Also stieg Weba-fahnen in den Handel mit FFP2- und Op-masken ein. Diese wurden importiert und an Kunden in Europa verkauft, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sagt Tobias Wenk.
Die ständigen Veränderungen in der Außenwelt wirkten sich auch aufs Baienfurter Team aus: Einerseits sei eine „tolle Dynamik“entstanden, wie Wenk sagt. „Es kam viel Input von den Mitarbeitern, und wir haben zusammen viel ausprobiert.“So seien beispielsweise im Metallbau statt Fahnenmasten Desinfektionsspender entstanden. Sogar Weihwasser-spender waren kurzfristig im Programm. „Das war lustig, aber leider doch nicht so gefragt.“In diesem gemeinsamen Entwickeln von Ideen sehe er den größten Wert der aktuellen Situation, sagt der Geschäftsführer.
Gleichzeitig entstehe durch die schlecht planbare Zukunft auch viel Druck. „Das Geschäft ist gerade extrem hektisch und chaotisch“, berichtet Wenk. „Das ist anstrengend, und das merkt man den Leuten jetzt auch an.“
Diese Herausforderung wird das Team allerdings noch eine Weile meistern müssen. Denn noch ist nicht absehbar, ob und wann die Firma zu ihrem Ursprungsgeschäft zurückkehren kann. Aktuell gibt es sogar erneut einen Kurswechsel: Weil der Markt bei medizinischen Masken inzwischen gesättigt ist und auch die Preise gesunken sind, setzt die Firmenleitung nun auf den Handel mit Corona-tests. „Von den Masken her haben wir die Importeure schon gekannt“, sagt Tobias Wenk.
Nun gibt es bei Weba-fahnen also Antigen-tests und Schutzkleidung. Wie sich dieser Markt entwickelt, bleibt abzuwarten. Und auch, wie das Baienfurter Unternehmen unterm Strich bei all dem abschneidet. „Es verändert sich alles sehr schnell, und man geht wahnsinnige Risiken ein“, sagt der Geschäftsführer. „Man kauft ein und fragt sich gleichzeitig: Kriegt man die Ware wieder los?“Im Moment gebe es mehr Umsatz, aber auch weniger Gewinn. Aber: „Es rettet uns“, sagt Wenk. „Die Firma bleibt am Laufen.“Und das ist ihm allemal lieber als Kurzarbeit.