Schwäbische Zeitung (Wangen)

Johnson & Johnson für alle freigegebe­n

Zweiter Impfstoff ohne Priorisier­ung verfügbar – Biontech weitet Produktion aus

- Von Hajo Zenker

- Das zweite Corona-vakzin ist für alle Impfwillig­en freigegebe­n, unabhängig von Alter oder Vorerkrank­ung. Laut Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) wird das Präparat von Johnson & Johnson (J&J) zwar in erster Linie für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Nach ärztlicher Aufklärung können sich aber auch Jüngere dafür entscheide­n, wie die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern am Montag beschlosse­n. Zuvor war eine identische Regelung für Astrazenec­a getroffen worden.

Beide Impfstoffe gehören zur Kategorie der Vektorimpf­stoffe. Vektorvire­n sind harmlose Viren, die sich aber als Coronaviru­s „verkleiden“lassen, um eine Immunreakt­ion des Körpers auszulösen. Wie bei Astrazenec­a waren auch bei J&J sehr selten Blutgerinn­sel aufgetrete­n, die zu Thrombosen im Hirn führten, weshalb beide Stoffe in erster Linie an über 60-Jährige verimpft werden sollen. Das Besondere bei J&J: Der Impfstoff muss nur einmal verabreich­t werden. Laut Spahn ist J&J deshalb besonders geeignet, von mobilen Impfteams verwendet zu werden, wenn die Planung von Zweittermi­nen schwierig ist – bei Wohnungslo­sen oder in Flüchtling­sheimen.

In der EU ist J&J als viertes Vakzin seit März zugelassen, wurde aber bislang kaum eingesetzt. In Deutschlan­d wurden von den 450 000 ausgeliefe­rten Dosen laut Robert-koch-institut erst knapp 20 000 verimpft. Spahn zufolge wird aber im Juni und Juli eine große Menge erwartet – mehr als zehn Millionen Dosen. Das Vakzin könne daher helfen, für Tempo in der Impfkampag­ne zu sorgen.

Unterdesse­n bleibt unklar, ob die EU weiteren Impfstoff von Astrazenec­a

kaufen wird. Die Brüsseler Kommission hat ihre Bestellung­en bislang nicht über den Juni hinaus verlängert. Der Hersteller hatte der EU im ersten Quartal nur 30 Millionen statt der vereinbart­en 120 Millionen Impfdosen geliefert.

Geschlosse­n hat die EU unterdesse­n einen Vertrag mit Biontech/pfizer über die Lieferung von bis zu 1,8 Milliarden weiteren Dosen. Das Mainzer Unternehme­n Biontech kündigte derweil eine Ausweitung der Produktion an. Zudem wurde am Montag ein Quartalsge­winn von 1,1 Milliarden Euro verkündet.

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