Winfried Kretschmann
Seit Mai 2011 ist Winfried Kretschmann Ministerpräsident in Baden-württemberg. Seine Paraderolle ist die des weisen, oft auch knorrigen Landesvaters. Weniger gut liegen ihm Krisen wie die Corona-pandemie, die schnelle Entscheidungen und viel Detailarbeit erfordert. Trotzdem zweifelt kaum jemand daran, dass die Grünen dem 72Jährigen das Rekordergebnis bei den Landtagswahlen im März zu verdanken haben.
Kretschmann gilt als Pragmatiker und ist auch bei konservativen Wählern beliebt. Das liegt unter anderem daran, dass er sich immer wieder mit eigenen Parteifreunden anlegt, wenn ihm deren Kurs als zu ideologoisch erscheint. So lieferte er sich zum Beispiel ein viel beachtetes Rededuell mit dem Nürtinger Verkehrsexperten Matthias Gastel, weil der für ein rasches Aus der Verbrennungsmotoren plädiert.
Kretschmann ist seit 1975 mit seiner Frau Gerlinde verheiratet, deren Krebserkrankung die Familie mitten im Wahlkampf publik machen musste. Gemeinsam hat das Paar drei erwachsene Kinder. Die Familie lebt in Laiz, einem Ortsteil von Sigmaringen.
Geboren wurde er 1948 in Spaichingen. Sein Abitur machte er 1968 in Sigmaringen. Nach dem Studium der Biologie und Chemie an der Universität Hohenheim unterrichtete Kretschmann als Lehrer in Stuttgart, Esslingen, Mengen und Bad Schussenried.
Als Student engagierte er sich beim Kommunistischen Bund Westdeutschland. Heute bezeichnet Kretschmann das als „einen der größten Irrtümer“seines Lebens. 1979 gründete er die Grünen in Baden-württemberg mit. 1980 zog er mit der Partei erstmals in den Landtag ein. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer holte ihn 1986 ins erste grüne Umweltministerium. 1988 kehrte er in den Stuttgarter Landtag zurück, dem er seither mit einer Unterbrechung angehört. (thg)